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Baum
Foto: Stana Vetsch, 2005 Gedanken zum Baum Wer einen Baum pflanzt, wird den Himmel gewinnen. Bäume sind Gedichte, die die Erde in den Himmel
schreibt.
Wir
fällen sie und verwandeln sie in Papier, um unsere Leere
darauf
auszudrücken. Treue kommt von indogermanisch deru, d.h. Eiche. Treusein heisst demnach Eichesein, Baumsein. Dem Bruder, der das Holz für das Feuer spaltete, gab Franz die Weisung, er solle nie einen Baum völlig aushauen, sondern immer noch ein Stück des Stumpfes stehenlassen, aus Liebe zu jenem, der unser Heil am Holz des Kreuzes wirken wollte. Luft- und Wasserspender
Ein Baum gibt Luft für zehn Personen. In Sachen
Energie
ist
jeder Laubbaum ein wahres Multitalent. Ein grösserer Laubbaum
wie
eine
Buche oder Linde verdunstet bis zu 500 Liter Wasser täglich
und
ist
damit eine willkommene Kühlmaschine. Der Baum entzieht mit
dieser
Leistung seiner Umgebung eine Wärmemenge von rund
300´000
Kilokalorien. Dies wiederum entspricht einem Heizwert von 35 Liter
Heizöl, was eine Tagesration für ein Zweifamilienhaus
ausmacht. Zur Kühlwirkung durch
Wärmeentzug kommen die Schattenwirkung und die Staubbindung
als
Beitrag
zur Klimaverbesserung hinzu. Und schliesslich setzt ein Laubbaum bei
der
Assimilation den Sauerstoffverbrauch für zehn Menschen frei.
Die Symbolik des Baumes
In Religionen und Kulturen aller Zeiten ist der Baum ein wichtiges Symbol. Sei es wegen seiner aufrechten, in der Erde verwurzelten himmelweisenden Gestalt oder seiner jährlich sich erneuernden Lebenskraft und seiner Früchte, die er trägt. Der Baum wird in den Mythen als Aufenthaltsort geheimnisvoller Mächte verehrt. Lebensbaumdarstellungen im Vorderen Orient deuten ihn als Achse und Mitte der Welt. Manche Baumarten, wie der Ölbaum, haben im Mittelmeerraum eine besondere Stellung. Für Wüstenvölker verkörpert er mit seinem Grün das Leben schlechthin. Bei ihm findet man Schatten und Windschutz, und er verheißt Wasser in der Tiefe. Auch die biblische Tradition nimmt Deutungen und Bilder aus der Umwelt auf, wenn sie von Bäumen spricht. Von den Bäumen der Schöpfungsgeschichte ist der "Baum des Lebens" mit seiner Herkunft aus der uranfänglichen Fülle des Paradieses zum Symbol der Erfüllung in der Endzeit geworden. In christlicher Tradition wurde er dann mit dem Kreuz Christi in Verbindung gebracht: Christus ist unser "wahrer Lebensbaum", er hat uns das Paradies zurückgegeben. In der mittelalterlichen Kunst findet man häufig "Baumkreuze" mit Blättern, Blüten und Früchten, um auf die Überwindung des Todes in Christi Sterben und Auferstehen hinzuweisen. Nach einer alten Legende soll das Kreuz aus dem Holz des "Baumes der Erkenntnis von Gut und Böse" gezimmert sein, auch dies ist auf die Überwindung der Todesmächte zu deuten. Eine andere symbolische Baumdarstellung ist die der "Wurzel Jesse", gestaltet als Stammbaum Jesu. Die Weissagung des Jesaja, dass aus dem Wurzelstamm Isais ein Zweig hervorgeht, der der Messias der Welt sein wird, wird unter Aufnahme ägyptischer Vorbilder zu einem Baum gestaltet. Die Legende erzählt, Davids Vater Isai (Jesse) habe aus seinem Leib einen Baum wachsen sehen, dessen Verzweigungen alle seine Nachkommen gewesen seien. So sind in den Zweigen dieses Stammbaumes dann die atl. Könige und oft auch die Propheten als geistliche Vorväter dargestellt. In seinem Wipfel thront Maria mit dem Kind. Anders ist den Kirchenvätern der aufrechte Baum Symbol des Gläubigen in seiner Orientierung auf Gott. Mit Baumdarstellungen auf Sarkophagen bringen die frühen Christen ihre Hoffnung auf Auferstehung und das Paradies zum Ausdruck, das sich für den Glaubenden neu öffnet. Johannes Sell
Eine Geschichte
Einem Mann in Frankreich starben Frau und Kinder.
Wofür
sollte er noch leben? So lässt er seinen Bauernhof in
einer
fruchtbaren Ebene zurück und zieht mit seinen Schafen in eine
trostlose Gegend, in
die Cevennen, fast eine Wüstenlandschaft. Dörfer mit
zerfallenen Häusern, mit unglücklichen Menschen. Der
Mann
erkennt: Diese Landschaft
wird sterben, wenn keine Bäume wachsen. So besorgt er sich
Eicheln.
Die guten legt er in einen Eimer Wasser, damit sie sich vollsaugen.
Dann
zieht er los, stösst mit einem Eisenstab in die Erde,
legt
Eicheln
hinein, da und dort. Nach drei Jahren hat er mehr als hunderttausend
Eicheln
in die Erde gesetzt. Wenn nur zehntausend aufgehen, denkt er. So
verbringt
er den Rest seiner Jahre. Und als er 1947 mit 89 Jahren stirbt, hat er
wunderschöne
Wälder geschaffen, die schönsten Frankreichs. Drei
Wälder
von 11 km Länge und 3 km Breite. Was damit geschah? Die
Wurzeln
halten
das Wasser fest, in den Bächen fliesst wieder Wasser,
es gibt
wieder
Wiesen und Blumen, die Vögel sind zurückgekehrt, und
die
Dörfer
sind wieder schön. Die Leute, die da wohnen, denken nicht mehr
an
den
Mann, dem sie das alles verdanken. Matthias Utters
nach J. Giono
Aus einer Predigt
Der wichtige und bekannte Psalm 1, den es früher nicht ohne Grund auswendig zu lernen galt, verweist auf das Gesetz des Herrn und auf die Heilige Schrift, die wir ständig bedenken und in der wir festgewurzelt und verankert leben sollen: "Glückselig der Mensch,
der nicht wandelt im Rate der Gottlosen, und nicht steht auf dem Wege der Sünder, und nicht sitzt auf dem Sitze der Spötter, sondern seine Lust hat am Gesetz des Herrn und über sein Gesetz sinnt Tag und Nacht! Der ist wie ein Baum, gepflanzt an Wasserbächen, der seine Frucht bringt zu seiner Zeit, und dessen Blatt nicht verwelkt; und alles was er tut, gelingt." Der Mensch als Baum, Stammbaum, Lebensbaum, Wettertanne, ein bäumiger Mensch, wie wir zu sagen pflegen. Gemeint ist die Treue des Menschen zu Gott und der Segen Gottes, der ihm dadurch beschieden ist. Gemeint ist sein Leben in den Geboten, seine Orientierung an den Offenbarungen Gottes und der Segen, der ihm Gott dafür angedeihen läßt. Auch der schreibende Pfarrer William Wolfensberger vergleicht uns Menschen mit Bäumen und spricht unmittelbar zu uns wie ein guter Ratgeber: "Sei schlicht und wahr, und glaube nie anders zu sein als alle andern. Der Wald ist von Bäumen voll. Jeder hat andere Art, und anders ist jeder von Gestalt und Ansehen. Aber aller Wurzeln gieren mit zähen Fingern nach Nahrung und Halt. Gleich sind sie alle und keiner dem andern verwandt. Welche Gemeinschaft der verschiedenen und verschiedensten! Ist eine Krone gleich der andern? Ward je ein Zweig dem andern gleich? Gleich sind sie nur in der Ähnlichkeit und ähnlich nur im Unterschied! Aber alle schüttelt, wenn die Stunde kommt, derselbe Sturm und peitscht Geäst und bückt die hohen Kronen, daß die Stämme leise seufzen. Sei schlicht und wahr. Viel tausend Menschen stehn und wachsen hoch, und jeder rauscht sein eigen Lied. Viel tausend Hände gieren und suchen Halt und Kraft im Grund. Aber uns durchsaust alle, wenn die Stunde kommt, derselbe Gottessturm des Geschickes; Verkrüppelte, Grade, Alte und Junge packt er an und beugt die Kronen selbst... Es geht ein Beben hin durch Ast und Zweig. O halt dich gut, der Wald rauscht auf und klagt. Gemeinschaft ward uns nur in einem: Uns beugt derselbe Sturm zur selben Zeit, die Familie der Seufzenden." Wenn wir von Stürmen geschüttelt werden, dann möchte Gott ganz besonders in unser Leben eingreifen, dann möchte ER wirken an uns. Das ist ein großer, entscheidender Unterschied, ob wir das wissen dürfen, oder ob wir dann denken, es sei sonst eine Macht oder es sei umsonst. Der Prophet Ezechiel (17,24) hat dieses erschütternde Erlebnis einst so beschrieben: "Und alle Bäume des Feldes werden erkennen, daß ich, der Herr, den hohen Baum erniedrigt, den niedrigen Baum erhöht habe, den grünen Baum verdorren und den dürren Baum grünen ließ. Ich, der Herr, habe geredet und werde es tun." Der Baum, der an den Wasserbächen gepflanzt ist, wird durch die Stürme des Lebens gekräftigt. Er wird wertvoller, interessanter. Er erzählt mehr vom Leben. Er hat das Leben in sich. Er ist geprüft und geliebt von Gott. Baumgebete
Herr, wie ein Baum sei vor dir
mein Leben,
Herr, wie ein Baum sei vor Dir mein Gebet. Gib Wurzeln mir, die in die Erde reichen, dass tief ich gründe in den alten Zeiten, verwurzelt im Glauben meiner Väter. Gib mir Kraft zum festen Stamm zu wachsen, dass ich aufrecht an meinem Platz stehe und wanke nicht, auch wenn die Stürme toben. Gib, dass aus mir sich Äste frei erheben, o meine Kinder, Herr, lass erstarken und ihre Zweige recken in den Himmel. Gib Zukunft mir, und lass die Blätter grünen und nach den Wintern Hoffnung neu erblühen, und wenn es Zeit ist, lass mich Früchte tragen. Herr, wie ein Baum sei vor dir mein Leben. Herr, wie ein Baum sei vor dir mein Gebet. Lothar Zenetti Baum für Baum entziffere die Schrift. Äpfel duften am schönsten nachts. Komm zur Ruhe, sei Gebet. Reinige den Tempel mit einem Lächeln. Ralf Rothmann Der Baum in Gedichten Löse dich von Haus und Haft, DAZU ein Gedicht von Hilde Domin: Ziehende Landschaft Man muss weggehen können
Was
die Sprache
noch weiss
...
Wir reden vom Stammbaum und vom Stammtisch. Wir sagen, jemand sei aus gutem Holz oder ein bäumiger Mensch, Holz "aalänge" (für: das Glück behalten) und Holzweg (für: Irrtum). Baum-Predigten Zweierlei Fruchtbäume Thema "Baum" last update: 27.08.2015 |