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Du


Das schlichteste Wort

Du, das ist das schlichteste Wort unserer Sprache. Weniger noch als der und die und das.


Nur Du

Wo ich gehe: Du, 
wo ich stehe: Du, 
nur Du, 
wieder Du, 
immer Du, 
Du, Du, Du.

Ergeht`s mir gut: Du, 
wenn`s weh mir tut: Du, 
nur Du, 
wieder Du, 
immer Du, 
Du, Du, Du.

Himmel: Du, 
Erde: Du, 
oben: Du, 
unten: Du. 
Wohin ich mich wende, 
an jedem Ende: Du, 
nur Du, 
wieder Du, 
immer Du, 
Du, Du, Du.

Chassidisches Gebet, zit. bei Martin Buber


Nähe

Du, das ist das freiwillig gegebene Zeichen für Nähe und dafür, dass Menschen sich mögen. 
Du, das ist die gewollte Preisgabe von Abstand. 
Nicht einklagbar durch Pflicht, sondern aus freien Stücken.

Du, das ist das erste Wort, das die Mutter zu ihrem Kind sagt. 
Beginn von Vertrautsein.

Du, das ist ein Signal dafür, dass einer da ist, der bereit ist, auf dich zu hören, wenn du es willst.

Du, das ist das gegebene Vertrauen, das nicht der Versicherung bedarf, weil es auch so stimmt.

Du, das ist dort wirksam, wo einer den anderen trägt, auch dann, wenn sich Mühe damit verbindet.

Du, das ist die ruhige Hand, die nach dir fasst, wenn du vor Angst zitterst, und die dich nicht losläßt.

Ich brauche das Du. Denn ich lebe davon. Und ich denke darüber nach, dass es Gott mir gestattet.

Sein Du zu mir. Und mein Du zu ihm.

Meditation aus der Thomaskirche zu Leipzig, 1992


last update: 28.09.2015