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Gebet zur Aussaat

Herr, gestalte, vermehre und lass gedeihen,
dass es reicht für jedermann:
für den Hungernden und den Verwaisten,
für den Fordernden und den Bittenden,
für den, der es sich nimmt,
und für den, der Gott preist,
und auch für den, der undankbar davongeht.
Aus Russland



Gebet

Herr, es ist Zeit. Der Sommer war sehr gross. 
Leg Deinen Schatten auf die Sonnenuhren, 
und auf den Fluren lass die Winde los. 
Befiehl den letzten Früchten voll zu sein; 
gib ihnen noch zwei südlichere Tage, 
dränge sie zur Vollendung hin und jage 
die letzte Süsse in den schweren Wein. 
Rainer Maria Rilke


Danksagungen

Wir sind dankbar für all die guten Dinge, welche die Natur wachsen und reifen liess: 
Die Äpfel, die Birnen, die Trauben. Sie erfrischen uns, sie beruhigen uns, sie versorgen uns mit Vitaminen.
Das Korn, aus dem Brot gewonnen wird. Es nährt und stärkt uns, es schmeckt und weckt die Lust am Leben.
Das Gemüse und die Früchte mit ihren herrlichen Farben. Sie halten uns fit und tun uns wohl.

Wir sind dankbar für all die guten Dinge, welche die menschliche Arbeit zustande brachte:
Das wohnliche Zuhause, das Essen auf dem Tisch und das Geld, von dem wir leben können. Das brauchen wir.
Die Technik, die unseren Alltag erleichtert und uns bei der Verständigung von Mensch zu Mensch behilflich ist.
Die Kunst und die Kultur. Sie zeigen die Werte auf, sie verhelfen zur Orientierung und zu einem friedvollen Zusammenleben.

Wir sind dankbar für all die guten Dinge, welche Gott werden liess:
Die Bibel und die Frohe Botschaft von Jesus Christus, die uns befreit und uns den Weg zum echten, ewigen Leben weist.
Die Taufe, die wir empfangen haben. Sie ist das Siegel der immerwährenden Güte Gottes in unserem Leben.
Die Vergebung und die Versöhnung, die unter uns Christen möglich ist. Wir dürfen eine grosse Familie, die Gemeinschaft der Kinder Gottes sein.


Herbst in Bregenz
Foto: Stana Vetsch

Segen

Segen sei mit dir, der Segen strahlenden Lichtes, Licht um dich her und innen in deinem Herzen. Sonnenschein leuchte dir und erwärme dein Herz, bis es zu glühen beginnt wie ein großes Torffeuer - und der Fremde tritt näher, um sich daran zu wärmen. Aus deinen Augen strahle gesegnetes Licht, wie zwei Kerzen in den Fenstern eines Hauses, die den Wanderer locken, Schutz zu suchen dort drinnen vor der stürmischen Nacht. Wen du auch triffst, wenn du über die Straße gehst - ein freundlicher Blick von dir möge ihn treffen. Und der gesegnete Regen, der köstliche, sanfte Regen ströme auf dich herab. Die kleinen Blumen mögen zu blühen beginnen und ihren köstlichen Duft ausbreiten, wo immer du gehst. Der Segen der Erde, der guten, der reichen Erde sei für dich da. Weich sei die Erde dir, wenn du auf ihr ruhst, müde am Ende des Tages, und leicht ruhe die Erde auf dir am Ende des Lebens, daß du sie schnell abschütteln kannst - und auf und davon auf deinem Wege zu Gott. Amen. 
Aus Irland

Es segne euch Gott der Höchste. Er laße sein Angesicht leuchten über euch. Er öffne euch seinen guten Schatz, der im Himmel ist, um Segensregen fallen zu laßen auf euer Land, Tau und Regen, Frühregen und Spätregen, jedes zu seiner Zeit, um euch Frucht, den Ertrag von Getreide, Most und Öl in Fülle zu geben, und daß das Land Frucht hervorbringe zum Genießen, so daß ihr eßt und euch sättigt, daß es weder Fehlgeburt noch Krankheit in eurem Lande gebe, daß man Getreidebrand und Hinwelken an seiner Frucht nicht sieht, weder Kinderlosigkeit noch Unfall in eurer Gemeinde, daß wildes Getier aus dem Lande verschwinde und das Schwert nicht in eurem Land umhergehe. Denn Gott ist mit euch, und seine heiligen Engel stehen in eurer Gemeinde, und sein heiliger Name ist über euch ausgerufen. Amen. 
Aus Qumran


Fülle

Das Wort Fülle ist eine Bildung zu voll. Das Füllhorn kennt man seit dem 18. Jahrhundert: Horn der Fülle, lat. cornu copiae. Es bedeutet: überquellendes Horn des Erntesegens. 


Dankesschuld

Michelangelo (1475-1564), der im Alter erblindete, liess sich einmal von einem Diener zu altrömischen Ruinen bringen. Dort angekommen strich er mit seinen Fingern vorsichtig über ein zerstörtes Relief oder den Torso einer Figur, und dabei sollen ihm, wie erzählt wird, Tränen über das Gesicht gelaufen sein.
Der Diener wunderte sich sehr darüber und fragte: "Warum weint ihr, Meister?" "Das sind Tränen der Dankbarkeit", erwiderte Michelangelo.
Quelle unbekannt



De Herrgott und de Buur

Mit Liebi und Fliess, mit Härz und Verstand,

so wird gschaffet mitenand.

Es isch de Herrgott und de Buur,

i de Wunderwärkstatt Natur.

 

Es wird planet und gwärchet jahri und jahrus,

dusse und dinne, im Schtall und im Hus.

S'duet chime und wachse, duet blüehe und riife,

me muess nur schtune, chas fascht nid begriffe.

 

Drum sind immer dankbar, froh und heiter!

Mier sind ja Tag für Tag em Herrgott sini Mitarbeiter.

Wunder über Wunder wyt und breit,

künden Gottes Herrlichkeit.


Zwei Lebensstützen brechen nie:

Gebet und Arbeit heissen sie.

Das isch "g'wüss Gott" es alts Rezäpt,

und wird immer wieder neu erläbt.

 

Drum muess jede rächte Buremaa

es grosses Gottvertraue ha.

Das isch de beschti Wanderstab,

vo de Wiege bis zum Grab.

 

Wott au nid immer alles gah

ganz nach Wunsch am Schnüerli nah.

Darfsch de Chopf nid la hänke,

bäte muesch und an Herrgott dänke.

 

Weisch jetz, wer sorgt und schaffet Hand in Hand

für üses schöni Vaterland.

Da chusch du sicher gli uf d'Schpur,
es isch de Herrgott und de Buur.


Anton Diener (1912-2013)



Predigt zum Erntedankfest am 25. September 2022
in der Kirche Dättlikon zum Thema: Der Garten - Erntedank


last update: 27.10.2022