Gott
Er ist deutlich da
Der Raw sprach einen Schüler, der eben bei ihm eintrat, so an:
"Mosche, was ist das, Gott?"
Der Schüler schwieg.
Der Raw fragte zum zweiten- und zum drittenmal.
"Warum schweigst du?"
"Weil ich es nicht weiss."
"Weiß ich´s denn?" sprach der Raw. "Aber ich muss sagen;
denn so ist es, dass ich es sagen muss: Er ist deutlich da, und ausser
ihm ist nichts deutlich da, und d a s ist er."
Martin Buber
Gott offenbart sich in mir, indem ich das Gute suche.
Leo Tolstoi
Gott ist alles. Ich bin nichts. Das genügt für heute.
Johannes XXIII.
Der Herr schreibt manchmal nicht auf Bronze, sondern auf
Staub. Wenn
die Schrift trotzdem bleibt, wird klar, dass das allein das Verdienst
Gottes
ist. Ich bin der Staub.
Albino Luciani, Bischof von Venedig, späterer
Papst
Johannes Paul I.
Lucianis grosser Wunsch war, dass Kinder und Erwachsene Gott
kennen-
und lieben lernten.
Er sagte: "Wenn in unserem Herzen nur eine ganz kleine Flamme der Liebe
ist, dann genügt ein kleiner Windhauch des Egoismus, des Stolzes oder
der Trägheit, um dieses Flämmchen auszublasen. Aber wenn ein
Feuer der Liebe zu Gott in uns ist, dann wird durch die Schwierigkeiten
diese Liebe noch stärker und schöner. Man darf sich nicht mit
einer kleinen oder mit irgendeiner Liebe begnügen; wir brauchen eine
grosse, glühende und immer wachsende Liebe."
Johannes Paul I.
Denkt daran, dass die Mitte des christlichen Glaubens Gott
ist, der
uns liebt. Wer das nicht verstanden hat, hat den christlichen Glauben
nicht
verstanden. Und ich füge hinzu, dass diese Liebe nicht nur lebendig
ist, sondern ewig. Es ist eine Liebe, die nie aufgibt. Auch nicht, wenn
ich sündige und mich von Gott entferne. Er läuft hinter mir her.
Jesus ist einer, der uns liebt... Und die Kirche ist die Fortdauer
seiner
Gegenwart.
Johannes Paul I.
Die Sprachforschung hat nachgewiesen, dass das Wort "Gott" das
"angerufene
Wesen" bedeutet.
Blaise Pascal (1623-1662), der französische
Naturwissenschaftler
und Philosoph, sagte einmal, er setzte auf Gott, auch wenn da noch
Ungewissheiten
bestünden: "Wenn es ihn nicht gibt, so werde ich das nie erfahren.
Wenn es ihn aber gibt, dann bin ich angenehm überrascht, dass er doch
da ist."
Ein Trick sei das, meinte Walter Dirks; ein Trick, der allerdings auch
etwas Heiteres an sich habe... Frage an uns: Warum sollten wir in
unserem
Umgang mit Gott nicht auch mal Heiteres einbeziehen? Ist unsere
Religion
nicht auch eine Froh-botschaft? Ich meine schon, dass Gott Sinn für
Humor hat. Er liebt die Spassvögel, jene, die sich nicht gar zu ernst
nehmen. Er ist ein Gott der Freude. Er will nicht, dass wir uns
einlullen,
einigeln, abkapseln. Er liebt den Humorvollen, weil dieser auch andere
gelten lässt, ohne sich selbst zu verachten...
Ich glaube an die Sonne, auch wenn sie nicht scheint.
Ich glaube an die Liebe, auch wenn ich sie nicht spüre.
Ich glaube an Gott, auch wenn ich ihn nicht sehe.
Jüdische Inschrift im Warschauer Getto
was heisst denn überhaupt "Auftraggeber"?
wer ist das für mich?
Du Gott die ich täglich zuerst finden muss
Peter Walss
Letztlich
Letztlich
aus Gott
durch Gott
von Gott
und zu Gott hin!
Nichts anderes
nichts Wichtigeres
nichts Höheres
nichts Tieferes.
Tränen des Elends
blinken im Sonnenlicht
füllen sich mit Freude
weicht alles Leide
Salz des Lebens!
Du, Gott
ausser dir nichts
mit dir alles
alles in dir
alles von dir
alles auf dich hin
Unendliche Kraft
in dir auch ich bin!
Du mit mir
ich mit dir
"impreuna"
heisst zusammen
gemeinsam
Gott, nie allein
Gott, das heisst
wir
Kraft des Lebens -
nie vergebens...
Jakob Vetsch, 21. März 2009
Der Elefant
Eine alte Geschichte aus Persien, die wir der islamischen
Theologie
verdanken:
In einer Stadt hinter den Bergen waren alle Menschen blind. Da
sich
dies schon seit Menschengedenken so verhielt, hatten sie sich daran
gewöhnt,
und keiner litt mehr darunter. Eines Tages kam ein fremder König in
die Gegend. Draussen, vor den Toren der Stadt, lagerte er sich mit
seinen
Soldaten. In dem Tross, den der König mitführte, gab es etwas
Besonderes: einen Elefanten. Zu feierlichen Anlässen ritt der König
auf ihm. Dann und wann nahm er den Elefanten auch mit in eine Schlacht.
Als die Leute in der Stadt von dem speziellen Tier erfuhren, wollten
sie
wissen, welcher Gestalt es war. Vier von ihnen begaben sich hinaus vor
die Tore der Stadt, um seine Form festzustellen.
Da sie, wie gesagt, blind waren und den Elefanten also nicht sehen
konnten, betasteten sie ihn mit den Händen. Jeder berührte den
Elefanten an einer anderen Stelle. So machte sich jeder auf seine Weise
ein Bild von dem Tier, und jeder hielt seine Vorstellung für die
richtige.
Als sie zurückkamen, fragten die Leute in der Stadt: "Wie ist der
Elefant? Erzählt!" Und nun berichteten die vier Kundschafter vom
Erlebten.
Der, welcher den Rüssel des Elefanten ertastet hatte, meinte:
"Das Tier gleicht einer grossen Wasserpfeife, aber warm und
weich."
Der nächste, der an das Ohr gelangt hatte, sagte: "Das Tier ist
wie ein riesiger Fächer oder Teppich."
Für den dritten, der ein Bein angefasst hatte, war es eindeutig:
"Ich spürte eine Gestalt, fest wie eine Säule."
Und der vierte - er hatte die Hand an den Rücken des Elefanten
gelegt - war überzeugt: "Es ist wie ein Thron, hoch erhaben über
dem Boden."
Jeder Erzähler war sich seiner sicher, und jeder glaubte, er habe
recht. Die Bürger der Stadt konnten sich natürlich kein Bild
von der Sache machen und waren ziemlich verwirrt.
Das stille Sausen
Vom Umgang mit Träumen Gott pflegt sich selten deutlich und
sofort
erkennbar zu artikulieren; er wird oft erst im nachhinein erkannt (2.
Mose
33,22). Er erscheint dem Elia eben nicht in Sturm, Erdbeben oder Feuer,
sondern im "stillen, sanften Sausen" (1. Kön 19,11ff.).
Mein Arbeitsziel im seelsorgerlichen Umgang mit religiösen Erfahrungen
und Träumen ist es, die Wünsche der Ratsuchenden nach klarer
Wegweisung zu verstehen und ihre Befriedigung offen zu halten,
vorschnelle
Entscheidungen zu verhindern und Gott, wenn er sich denn offenbart hat,
herauszufordern, dies wie bei Samuel nochmals zu tun (1. Sam 3,10).
Denn
laut und klar artikuliert sich mit himmlischem Gehabe eher der Teufel,
d.h. in unserem Zusammenhang: die täuschende Seite Gottes. Gott selbst,
der Herr über Heil und Unheil, aber auch der Erretter in all der
Ambivalenz
unseres Daseins, schweigt meistens. Er verweigert die autoritäre
Führung,
die wir so gerne hätten. Er läßt uns frei. Es ist die größte
Chance unseres Lebens, trotzdem und gerade deshalb auf Ihn zu
vertrauen.
Dietrich Stollberg
last update: 03.05.2016
|