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Hoffnung


Aus einer römischen Katakombe, Mitte des 3. Jahrhunderts



Hoffnung ist...

Hoffnung ist eben nicht Optimismus, es ist nicht die Überzeugung, dass etwas gut ausgeht, sondern die Gewissheit, dass etwas Sinn hat - ohne Rücksicht darauf, wie es ausgeht.
Vaclav Havel

Die Hoffnung nährt mich, sie nährt ja die halbe Welt, und ich habe sie mein Lebtag zur Nachbarin gehabt; was wäre sonst aus mir geworden?
Beethoven, Ludwig van (17.12.1770 bis 26.3.1827)

Wir können wohl das Glück entbehren, aber nicht die Hoffnung.
Theodor Storm (1817-1888), norddeutscher Lyriker und Novellist

Augen, die mit Hoffnung sehen, sehen weiter.
Augen, die mit Liebe sehen, sehen tiefer.
Augen die mit Glauben sehen, sehen alles in einem anderen Licht.
Aus dem Tschechischen

Schlägt dir die Hoffnung fehl, nie fehle dir das Hoffen!
Ein Tor ist zugetan, doch tausend sind noch offen.
Friedrich Rückert

Man muss nie verzweifeln, wenn einem etwas verlorengeht, ein Mensch oder eine Freude oder ein Glück; es kommt alles noch herrlicher wieder. Was abfallen muß, fällt ab; was zu uns gehört, bleibt bei uns, denn es geht alles nach Gesetzen vor sich, die größer sind und mit denen wir nur scheinbar im Widerspruch stehen. Man muß in sich selber leben und an das ganze Leben denken, an alle seine Millionen Möglichkeiten, Weiten und Zukünfte, denen gegenüber es nichts Vergangenes und Verlorenes gibt.
Rainer Maria Rilke

Die Hoffnung haben wir als einen sicheren und festen Anker der Seele, der auch in das Innere des Vorhangs hineingeht.
Hebräer 6,19


In der Dritten Welt

Zu der Zeit, als ich Minister war, Anfang der siebziger Jahre, gab es für die Entwicklungsländer sehr viel mehr Hoffnung als heute. Wir waren der Meinung, daß eine moderne Entwicklungshilfe das größte Elend bis zum Ende des Jahrhunderts überwunden haben würde. Wenn wir damals auch nur andeutungsweise geahnt hätten, wie es heute in vielen Entwicklungsländern aussieht, ich glaube, wir wären nach Hause gegangen; wir hätten Depressionen bekommen. Wir hätten uns wahrscheinlich gar nicht vorstellen können, daß 950 Millionen Menschen 1992 unterhalb der Armutsgrenze leben. Die Wanderungsströme hängen vor allem damit zusammen, dass die Hoffnung knapp, ja Mangelware geworden ist. Menschen halten sehr viele Entbehrungen aus, wenn sie auf eine bessere Zukunft hoffen können. Wenn sie das nicht mehr können, laufen sie davon und suchen einen Ort auf dieser Erde, an dem es anders sein könnte. Unsere Entwicklungshilfe hat dies nicht verhindern können. Deshalb sage ich: Entwicklungshilfe kann immer nur marginal sein. Ich denke, dass zum Beispiel die Agrarpolitik der Europäischen Gemeinschaft im Süden mehr Unheil anrichtet, als unsere Entwicklungshilfe gutmachen kann.
Erhard Eppler, in: DIE Zeit Nr. 19 vom 01.05.92


Die vier Kerzen

Vier Kerzen brannten am Adventskranz. Es war ganz still. So still, dass man hörte, wie die Kerzen zu reden begannen.
Die erste Kerze seufzte und sagte: "Ich heisse Frieden. Mein Licht leuchtet, aber die Menschen halten keinen Frieden. Sie wollen mich nicht." Ihr Licht wurde immer kleiner und verlosch schliesslich ganz.
Die zweite Kerze flackerte und sagte: "Ich heisse Glauben. Aber ich bin überflüssig. Die Menschen wollen von Gott nichts mehr wissen. Es hat keinen Sinn mehr, dass ich brenne." Ein Luftzug ging durch den Raum, und die zweite Kerze war aus.
Leise und sehr traurig meldete sich nun auch die dritte Kerze zu Wort. "Ich heisse Liebe. Ich habe keine Kraft mehr zu brennen. Die Menschen stellen mich an die Seite. Sie sehen nur sich selbst und nicht die anderen, die sie liebhaben sollen." Mit einem letzten Aufflackern war auch dieses Licht ausgelöscht.
Da kam ein Kind ins Zimmer. Es schaute die Kerzen an und sagte: "Aber, aber, ihr sollt doch brennen und nicht aus sein!" Fast fing es an zu weinen.
Da meldete sich auch die vierte Kerze zu Wort. Sie sagte: "Hab keine Angst! Solange ich brenne, können wir auch die anderen Kerzen wieder anzünden. Ich heisse Hoffnung." Mit einem Streichholz nahm das Kind Licht von dieser Kerze - und zündete die anderen wieder an.


Was heisst hoffen?

Hoffen heisst, nicht aufhören, in der Verzweiflung zu leben und doch im Dunkeln zu singen. 
Hoffen heisst wissen, dass es Liebe gibt, heisst vertrauen auf das Morgen, heisst in den Schlaf zu fallen und wachwerden, wenn die Sonne wieder aufgeht. Heisst bei dem Sturm auf See Land entdecken. Heisst in den Augen des anderen lesen, dass er uns verstanden hat.
Solange es noch Hoffnung gibt, so lange gibt es Beten und so lange wird dich Gott in seinen Händen halten.

Henri J.M. Nouwen


Worte nach Heinrich Albertz

Durch Jesus als dem Christus wissen viele von uns, dass es eine Hoffnung gibt. Eine unbeschreibliche, eine unbeschreibbare Hoffnung; eine Hoffnung, dass das Leben weitergeht, dass der Tod nicht das letzte Wort hat, dass wir selbst im Sterben nicht tiefer fallen können als in Gottes Hände hinein.
Wenn wir dieses einmal ruhig, ganz ruhig sogar hören könnten, auch darüber nachdenken würden, uns auf diese Hoffnung einlassen könnten, dann ist vieles einfacher, vieles natürlicher, vieles menschlicher.
Der auferstandene Herr ist uns selbst in unserer tiefsten Zerstörung der leidende Bruder geworden, einer von uns, am äußersten Rand, bei jedem Sterbenden, in allen Zwängen in die wir hineingeworfen sind.
Ja - in der tiefsten Verstrickung von Schuld - ja selbst hier ist der Herr unter uns.

Der Theologe und frühere Bürgermeister von Berlin Heinrich Albertz schrieb diese Worte in seinem Tagebuch "Blumen für Stukenbrock"

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Hoffnung © Jakob Vetsch, 12. Mai 2022, vor der Kirche Dättlikon ZH



Was die Hoffnung kann

Eine kleine, alte Frau trifft am Feldrand auf eine zusammengekauerte Gestalt (die Traurigkeit). Sie setzt sich zu ihr und fordert die Gestalt auf, ihr doch zu erzählen, was sie bedrückt.

Die Traurigkeit seufzt darauf tief: Sollt ihr diesmal wirklich jemand zuhören wollen? Wie oft hatte sie sich das schon gewünscht. "Ach, weißt du", beginnt sie zögernd, "es ist einfach so, dass mich niemand mag. Es ist nun mal meine Bestimmung, unter die Menschen zu gehen und für eine gewisse Zeit bei ihnen zu verweilen. Aber wenn ich zu ihnen komme, schrecken sie zurück. Sie fürchten sich vor mir und meiden mich wie die Pest. Sie haben Sätze erfunden, mit denen sie mich bannen wollen. Sie sagen: Papperlapapp, das Leben ist heiter. Und ihr falsches Lachen führt zu Magenkrämpfen und Atemnot. Sie sagen: Gelobt sei, was hart macht. Und dann bekommen sie Herzschmerzen. Sie sagen: Nur Schwächlinge weinen. Und die aufgestauten Tränen sprengen fast ihre Köpfe. Oder sie betäuben sich mit Alkohol und Drogen, damit sie mich nicht fühlen müssen."

"Oh ja", bestätigt die alte Frau, "solche Menschen sind mir schon oft begegnet."

Die Traurigkeit sinkt noch weiter in sich zusammen. "Und dabei will ich den Menschen doch nur helfen. Wenn ich ganz nah bei ihnen bin, können sie sich selbst begegnen. Ich helfe ihnen, ein Nest zu bauen, um ihre Wunden zu pflegen. Wer traurig ist, hat eine besonders dünne Haut. Manches Leid bricht wieder auf wie eine schlecht verheilte Wunde, und das tut sehr weh. Aber nur, wer die Trauer zulässt und all die ungeweinten Tränen weint, kann seine Wunden wirklich heilen. Doch die Menschen wollen gar nicht, dass ich ihnen dabei helfe. Eher legen sie sich einen dicken Panzer aus Bitterkeit zu." Die Traurigkeit schweigt - ihr Weinen ist erst schwach, wird schließlich immer stärker und ganz verzweifelt. Da nimmt die alte Frau die zusammengesunkene Gestalt tröstend in die Arme und flüstert liebevoll: "Weine nur, Traurigkeit, ruh dich aus, damit du wieder Kraft sammeln kannst. Du sollst von nun an nicht mehr alleine wandern. Ich werde dich begleiten, damit die Mutlosigkeit nicht noch mehr an Macht gewinnt." Erstaunt richtet sich die Traurigkeit auf: "Aber - wer bist du eigentlich?" - "Ich", sagt die kleine, alte Frau schmunzelnd, "ich bin die Hoffnung!"

Nacherzählt nach einem Märchen



I have a dream (Abba) - What a feeling (Irene Cara, Film Flashdance)

Predigten: Rechenschaft über die Hoffnung / Hoffnung lebt wo Sinn ist / Vom Anker



last update: 14.05.2022