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Klatsch
Wer alles ernst nimmt, was
Menschen sagen, Klar, keiner gibt's gerne zu, aber mal ehrlich: Nichts eint zwei Menschen so sehr wie ihre Meinung über einen dritten. Die Eskimos tun es. Die Indianer tun es. Die Franzosen, die Spanier und die Briten tun es. Und ja - die Schweizer auch. Klatsch gab es schon in der Antike, und er wird uns wohl alle überleben. In Afrika ist das Wasserloch der bevorzugte Ort für diese Form der Kommunikation. Spanische Landfrauen finden beim gemeinsamen Brotbacken den richtigen Rahmen dazu. In der Schweiz sucht jede oder jeder, je nach Vorliebe, seine Nische zum Klatschen: am Arbeitsplatz, im Supermarkt, im Schwimmbad oder bei einem gemütlichen Kaffeekränzchen. Auch in Romanen, Filmen und Zeitungen begegnet man ihm. Was macht Klatsch so interessant? Einer, der es wissen muss, ist der Giesener Soziologe Jörg Bergmann. Auf 293 Seiten seiner Habilitationsschrift mit dem Titel "Klatsch -
Zur Sozialform der diskreten Indiskretion"
hat er sich ausführlich mit diesem "Spielzeug für Erwachsene"
beschäftigt. Er hat Klatsch überall dort angetroffen, wo Bekannte
sich begegnen, ungestört unterhalten oder besser noch: ihr Gespräch
mit einer anderen Tätigkeit verbinden können. Das hat seinen
Sinn. Klatsch, von alters her sozial geächtet, darf nur unter dem
Deckmantel sozial akzeptierter Handlungen stattfinden, sozusagen als
Nebenprodukt.
Sobald sich jemand nur ausschliesslich dem Klatsch zuwendet, kommt er
oder
sie schnell in den Ruf, eine "Klatschbase" zu sein. Und wer will das
schon.
Der Volksmund will uns mit solchen Titulierungen weismachen, dass
Frauen
lieber klatschen als Männer. Doch Bergmanns Forschungen ergeben, dass
Männer es genausooft und -gern tun. Auch auf der gesellschaftlichen
Leiter macht Klatsch nicht halt. Der Generaldirektor lässt sich mit
der gleichen Begeisterung dazu hinreissen wie der Hilfsarbeiter. Nur
zusammen
werden sie es niemals tun, denn gut klatschen lässt sich nur unter
seinesgleichen. Doch am richtigen Ort zur richtigen Zeit zu sein reicht
allein nicht aus, um sich in ein gelungenes Klatschabenteuer stürzen
zu können. Zum Klatsch gehören drei: derjenige, der etwas Intimes
über einen anderen Menschen mitzuteilen hat, derjenige, der neugierig
ist, dieses zu hören, und eben derjenige, über den geredet wird.
mit Bergmann soziologisch ausgedrückt: der Klatschproduzent, der
Klatschrezipient
und das abwesende Objekt. Wie wichtig die Absenz des Opfers ist, weiss
jeder aus eigener Erfahrung: Wenn jemand, über den gerade nach
Herzenslust
geklatscht wird, plötzlich zu diesem Gespräch hinzukommt, bricht
die
Unterhaltung schlagartig ab. Man schweigt verlegen und versucht dann
mühsam,
das Gespräch mit einem neuen Thema wieder in Gang zu bringen. Oder
die andere Variante: Der neu Hinzugekommene zieht sich zurück mit
einem ahnungsvollen "Ich schaue später noch einmal vorbei".
Warum der "schäbige Verwandte des guten Gespräches" für uns Menschen so wichtig ist. Ein Artikel von Heidi Stern im Tagesanzeiger vom 22. Februar 1994, S.61 Ma muess de Rhii rünna luu un d
Lüt reeda. APA-Net Science-Week Tratsch oder
Naschen als Medizin
Genussmittel helfen bei der Bewältigung von chronischem
Arbeitsstress.
"Der Tratsch mit Kollegen, eine Kaffee-, Tee- oder auch eine
Zigarettenpause,
ein Stück Schokolade oder Kuchen werden von vielen Menschen als
Anti-Stressoren
empfunden", sagte der britische Psycho-Pharmakologe Prof. David M.
Warburton
bei einem Internistenkongress in Wiesbaden. Das belege eine Studie mit
rund 5.300 Büroangestellten in 16 Ländern. 80 Prozent der Befragten
nannten "Genusspausen" mit Gesprächen, etwas Süssem oder einem
aufmunternden Getränk als beste Medizin für Lebensfreude. Warburton:
"Genuss kann einen positiven Beitrag auf die Gesundheit des Einzelnen
ausüben.
Wo er fehlt, ist mit gesundheitlichen Beeinträchtigungen zu
rechnen."
[APAnet] 17.04.1996 26.08.2015 |