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Lukas Evangelist Der Evangelist Lukas, serbisch-orthodoxe Ikone, anfangs 16. Jahrhundert Der Stier - Symbol des Evangelisten Lukas
Der Stier gehört seit alter Zeit in den
verschiedensten Kulturen
zu den geheiligten Tieren. Er ist Symbol der Fruchtbarkeit und der
Stärke,
aber auch unbändiger Wut und roher Gewalt. Nach Johannes
Sell
Predigt vom 12. September 1993 - Jakob Vetsch, Pfarrer Der Evangelist Lukas Liebe Gemeinde Die katholische Bibelanstalt Stuttgart hat unter dem
Titel "Evangelium
ohne Grenzen" für die Jugend Europas in fünf Sprachen
einen Teil
der Bibel herausgegeben. Sie hat dazu das Lukas-Evangelium
ausgewählt,
weil es sich von der Sprache her eignet, und auch deshalb, weil es der
Kindheit und der frühen Jugend Jesu besondere Aufmerksamkeit
entgegenbringt.
Das Vorwort dazu hat niemand Geringerer als der bekannte
Mailänder
Kardinal Carlo Maria Martini verfasst, der schon mit vielen
Büchern
die Jugend unserer Länder zu erreichen versuchte. So wollen wir in der heutigen Predigt einmal etwas hören über Lukas, den Verfasser des Evangeliums und der Apostelgeschichte, und wir wollen auf sein Evangelium etwas näher eingehen. Das Symbol des Evangelisten Lukas ist der Stier . Er
gehört seit
alter Zeit in den verschiedensten Kulturen zu den geheiligten Tieren.
Er
ist Symbol der Fruchtbarkeit und der Stärke, aber auch
unbändiger
Wut und roher Gewalt. Nun zum Schreiber selbst. In einer sehr alten
Handschrift (dem Muratorischen
Fragment) steht über ihn geschrieben: So wenden wir uns nun noch mit einigen Stichworten
seinem Evangelium
zu, der Guten Nachricht, die er sehr beherzt und genau
niedergeschrieben
hat. An erster Stelle steht natürlich Jesus Christus. Lukas stellt ihn dar als Freund der Zöllner und Sünder; als Prophet, der das endgültige und vollkommene Wort Gottes hat, um es uns mitzuteilen; als den Armen, der keinen Ort hat, wo er sein Haupt hinlegen kann; als den ruhelos Umherziehenden; als den Heiland nicht nur der Krankheiten des Körpers, sondern auch der inneren Verletzungen; als den Träger des Heiligen Geistes, der dann von ihm ausgegossen wird auf die Gemeinschaft der Jünger; als Zentrum der menschlichen Geschichte, der er Sinn und Ziel gibt. Das zweite Wort, das Lukas wichtig ist, heisst Liebe. Dante hat Lukas den "Schriftsteller der Sanftmut Christi" genannt. Das Gleichnis vom Barmherzigen Samariter, die Liebe Jesu zu den Ausgeschlossenen, die Erwählung der Armen, die Hingabe bis zum letzten Opfer, die letzte Geste Jesu, die ein Akt der Vergebung und der Rettung ist (gegenüber dem guten Schächer) - all das sind Zeugnisse, welche die Feststellung Dantes bestätigen. Das Bild des wahren Jüngers wird von Lukas so gezeichnet: "Seid barmherzig, wie es auch euer Vater ist." Das dritte Wort ist die Freude. Lukas verwendet fünf unterschiedliche Wörter, um in 27 Passagen seines Evangeliums die Freude auszudrücken. Beispielhaft dafür ist das 15. Kapitel: Gleich hintereinander die Freude über das Finden des Verlorenen Schafes, den Fund der Verlorenen Münze und die Rückkehr des Verlorenen Sohnes. "Genauso freuen sich die Engel Gottes über einen einzigen Sünder, der ein neues Leben anfängt." Die Armut ist das vierte Thema, dem eine grosse Bedeutung in diesem Evangelium zukommt, das ein besonderes Gespür für die soziale Frage zeigt: "Selig, ihr Armen" lautet die erste Seligpreisung, und in der Grundsatzerklärung am Beginn seines Wirkens in Galiläa heisst es, Jesus sei gesandt, damit er "den Armen eine gute Nachricht bringe". Der arme Lazarus und die Witwe, die alles gibt, werden als Vorbilder gezeichnet. Der reiche Jüngling kann Jesus nicht dienen, wenn er nicht alles, was er hat, an die Armen verteilt. Der Reiche erscheint als Narr, wenn er nur für sich selbst Schätze sammelt, aber vor Gott nicht reich ist. Und die Pharisäer hängen am Geld, das ihr wirklicher Gott geworden ist. "Wie schwer ist es für Menschen, die viel besitzen, in das Reich Gottes zu kommen! Denn eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als dass ein Reicher in das Reich Gottes gelangt", sagt Jesus. Archäologen haben herausgefunden, dass das kleinste Stadttor in Jerusalem "Nadelöhr" genannt wurde. Ein Kamel mag unten durch, aber auf den Knien und ohne Last. Vermutlich hat Jesus das so gemeint... Das fünfte Wort ist das Gebet. Jesus ist in hervorgehobener Weise der vorbildliche und grosse Beter. An den entscheidenden Wendepunkten seines Lebens stellt Lukas ihn im Gebet und im Gespräch mit seinem Vater dar: Vor der Taufe; inmitten der ersten Begeisterung der Menge zieht sich Jesus an einen einsamen Ort zum Gebet zurück; vor der Wahl der zwölf Jünger; vor dem Bekenntnis des Petrus; vor der Verklärung; bevor er die Jünger das Gebet des Herrn, das Unservater, lehrt; vor der Stunde der Entscheidung am Vorabend seines Todes; an der Schwelle des Todes; und seine letzten Worte im irdischen Leben sind ein Gebet: "Vater, in deine Hände lege ich meinen Geist". Gleichsam vor jeder neuen Weggabelung seines Lebens hat Jesus mit seinem Vater gesprochen und gebetet. Das sechste und letzte Wort in unserer Zusammenfassung
der für
Lukas wichtigen Themen ist der Verzicht. In Anspielung auf die Berufung
des Elischa, der gerufen wurde, als er gerade beim Pflügen
war, ruft
Jesus aus: "Keiner, der die Hand an den Pflug gelegt hat und nochmals
zurückblickt,
taugt für das Reich Gottes". Um Jesus nachzufolgen, bedarf es
also
einer radikalen Entscheidung, in welcher der wehmutsvolle Blick
zurück
keinen Platz hat. Die Jünger lassen nicht nur die Netze, das
Boot
und den Vater zurück, wie es bei Matthäus heisst,
sondern "alles".
Wenn der Evangelist Matthäus über eine Berufung
spricht, sagt
er nur: "Da stand er auf und folgte ihm". Der Evangelist Lukas betont
die
Aufgabe des alten Lebens und fügt hinzu: "Er verliess alles".
Lukas
schrieb die Worte Jesu nieder: "Wer mein Jünger sein will, der
verleugne
sich selbst, nehme täglich sein Kreuz auf sich und folge mir
nach".
Ein Mann wie Franz von Assisi hat das seinerzeit so radikal gemacht,
dass
seine Ausstrahlung bis heute wirkt. Damit sind wir wieder beim Stier, beim Opfer. Nur zeigt
Jesus uns den
Vater, der sagt: "Barmherzigkeit will ich und nicht Opfer." Amen. last update: 06.10.2015 |