Menschlichkeit
Appell an die Menschlichkeit
Ich möchte weder herrschen noch erobern, sondern jedem
Menschen
helfen, wo ich kann, den Juden, den Heiden, den Farbigen, den Weissen.
Jeder Mensch sollte dem andern helfen, nur so verbessern wir die Welt.
Wir sollten am Glück des andern teilhaben und nicht einander
verabscheuen.
Hass und Verachtung bringen uns niemals näher. Auf dieser Welt ist
Platz genug für jeden, und Mutter Erde ist reich genug, um jeden von
uns satt zu machen. Das Leben kann ja so erfreulich und wunderbar sein.
Wir müssen es nur wieder zu leben lernen. Die Habgier hat das Gute
im Menschen verschüttet, und Missgunst hat die Seelen vergiftet.
Wir haben die Geschwindigkeit entwickelt, aber innerlich sind wir
stehen
geblieben. Wir lassen Maschinen für uns arbeiten, und sie denken auch
für uns. Die Klugheit hat uns hochmütig werden lassen und unser
Wissen kalt und hart. Wir sprechen zuviel und fühlen zuwenig. Aber
zuerst kommt die Menschlichkeit und dann erst die Maschinen. Vor
Klugheit
und Wissen kommen Toleranz und Güte.
Ohne Menschlichkeit und Nächstenliebe ist unser Dasein nicht
lebenswert.
Flugverkehr und Radio haben uns einander nähergebracht. Diese
Erfindungen
haben eine Brücke geschlagen von Mensch zu Mensch. Sie erfordern eine
allumfassende Brüderlichkeit, damit wir alle eins werden.
Bewahrt Euch die Menschlichkeit in Euren Herzen, und hasst nicht. Nur
wer nicht geliebt wird hasst, nur wer nicht geliebt wird. Kämpft für
die Freiheit. Im 17. Kapitel des Evangelisten Lukas 1) steht, Gott
wohnt
in jedem Menschen, also nicht nur in einem oder in einer Gruppe von
Menschen.
Vergesst nie: Gott lebt in Euch allen! Und Ihr als Volk habt allein die
Macht, die Macht Kanonen zu fabrizieren, aber auch die Macht Glück
zu spenden. Ihr als Volk habt es in der Hand, dieses Leben einmalig
kostbar
zu machen.
Lasst uns kämpfen für eine neue Welt, für eine anständige
Welt, die jedermann gleiche Chancen gibt, die der Jugend eine Zukunft
und
den Alten Sicherheit gewährt. Lasst uns kämpfen für die
Freiheit in der Welt, das ist ein Ziel, für das zu kämpfen es
sich lohnt! Nieder mit der Unterdrückung, dem Hass und der Intoleranz!
Lasst uns kämpfen für eine Welt der Sauberkeit, in der die Vernunft
siegt, in der Fortschritt und Wissenschaft und alles zum Segen
gereichen!
Aus dem Schlussappell von Charlie Chaplin in seinem Film "Der
große
Diktator" (1940)
1) Gemeint ist das 17. Kapitel der
Apostelgeschichte des
Lukas, wo wir lesen: "Gott ist doch nicht fern von einem jeden unter
uns,
denn in ihm leben, weben und sind wir." (Verse 27b und 28a). Die Worte
hat Paulus auf dem Areopag in Athen gesagt.
Der nachmalige englische Staatsmann Winston Churchill
(1874-1965) wanderte
als junger Mann einmal durch die Felder der Landschaft. Er kam dabei an
einen See, der so einladend aussah, dass es ihn darin zu baden
gelüstete.
Als er schon ein ganzes Stück im kühlen Nass herumgeschwommen
war, überfiel ihn plötzlich ein starker Krampf. Verzweifelt schrie
er um Hilfe.
Zum Glück hörte ihn ein Bauernjunge, der in der Nähe
arbeitete. Als guter Schwimmer sprang er kurzentschlossen in den See,
zog
den halb Ertrunkenen an Land und leistete mit Erfolg
Wiederbelebungsversuche.
Einige Zeit danach kam Churchill in jene Gegend zurück, machte
seinen Retter ausfindig und fragte ihn, ob er einen Ausbildungswunsch
hätte.
Der Junge antwortete spontan, er wäre gerne Arzt geworden. Aus
Dankbarkeit
ermöglichte die Familie Churchill dem Bauernjungen dieses Studium.
Viele Jahre später - es war zur Zeit des Zweiten Weltkrieges -
begab sich Winston Churchill als Vertreter Englands in den Mittleren
Orient,
um den amerikanischen Präsidenten Franklin D. Roosevelt und den
russischen
Machthaber Jossif Stalin zu treffen. Da wurde er von einer starken
Lungenentzündung
heimgesucht. Sein Gesundheitszustand war dermassen alarmierend, dass
ein
neuentdecktes Medikament aus England eingeflogen werden musste. Dieses
erfüllte binnen weniger Stunden seine Aufgabe, und Churchill genas
in kurzer Zeit.
Und welches Medikament war es? Das Medikament hiess Penicillin, und
sein Erfinder war Dr. Alexander Fleming (1881-1955) - jener einstige
Bauernjunge,
dem die Familie Churchill Jahrzehnte zuvor das Studium ermöglicht
hatte! So kam es, dass Alexander Fleming das Leben von Winston
Churchill
zwei Mal rettete.
Tadle nichts Menschliches! Alles ist gut, nur nicht überall,
nur
nicht immer, nur nicht für alle.
Novalis (Friedrich Freiherr von Hardenberg,
Dichter der
Romantik, 1772-1801)
last update: 31.08.2015
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