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Mobbing
Hinterhältige Anspielungen, Verleumdungen,
Demütigungen, Drohungen,
Quälereien jeglicher Art oder sexuelle Belästigungen,
die sich
über Monate hinweg wöchentlich mehrmals wiederholen,
bezeichnet
der schwedische Arbeitspsychologe und Psychiater Heinz
Leymann als
"Mobbing". Die Vorstellung vom "Sündenbock" kommt von
einem alten Ritual,
das in 3. Mose 16 beschrieben wird, wo es in Vers 22
heisst: "So soll
der
Bock alle ihre Verschuldungen auf sich in eine Wildnis
wegtragen..."
Daher
rühren auch die Begriffe "zum Teufel jagen" und "in die
Wüste
schicken". Zürich, Kampf dem Mobbing Feb. 23. 1996. Auch in der Schweiz gibt es neuerdings eine "Gesellschaft gegen psychosozialen Stress und Mobbing" (GpSM). Gründungsversammlung war in Zürich. Präsident mit statutenmässig einjähriger Amtszeit ist Peter Vonlanthen, Geschäftleiter des Kaufmännischen Verbands Zürich. Wie anlässlich der Gründung vor der Presse erklärt wurde, versteht sich die Organisation als Vermittlerin von Hilfeleistungen sowie Fachreferenten für Tagungen und dergleichen. Als erstes sollen nun Mitglieder geworben sowie Adresslisten von Fachleuten und Selbsthilfegruppen zusammengestellt werden. GpSM-Mitglied können Einzelpersonen wie auch ganze Institutionen werden. Die GpSM (Schweiz) ist die kleine Schwester der GpSM (Deutschland); ihr gehören vier der neun Vorstandsmitglieder in der Schweiz an. (nfu) Kampf gegen Mobbing als Chefsache Rezession und Stellenabbau schaffen einen Nährboden für Intrigen am Arbeitsplatz. Ein Buch gibt Führungskräften Tips, wie sie kostspielige Querelen verhindern können. VON MARTIN HUBER Mobbing kostet: Das Arbeitsklima wird vergiftet, die Produktivität sinkt, es kommt zu Krankheitsabsenzen und Abgängen. Über eine Milliarde Franken gehen nach Schätzungen von Peter Vonlanthen der Schweizer Wirtschaft dadurch jährlich verloren. Der Geschäftsleiter des Kaufmännischen Verbandes Zürich hat deshalb eine Gesellschaft gegen psychosozialen Stress und Mobbing gegründet, die nach eigenen Angaben bereits über 3000 Mitglieder zählt. Ebenfalls im Auftrag des Kaufmännischen Verbandes Zürich haben jetzt die Betriebspsychologin Karin Schüpbach und die Betriebsökonomin Rossella Torre einen Leitfaden für Führungskräfte und Personalverantwortliche zum Thema Mobbing verfasst. Schlüsselfaktoren für die Entstehung von Mobbing liegen für Schüpbach/Torre unter anderem in fehlender Selbstbestimmung und Mitsprache, unklarer Aufgabenzuteilung, zu hohem Leistungsdruck und mangelnder Honorierung von Leistung. Aber auch monotone Arbeit, undurchsichtige Entscheidungswege oder starre Gruppenordnung können ein Klima schaffen, in dem Mobbing gedeiht. "Suchen Sie das Gespräch" Was können Chefs dagegen tun? Mobbing lässt sich laut den Autorinnen mit einer vielfältigen Palette von Massnahmen angehen. Damit Probleme früh erkannt werden, raten sie den Chefs: "Gehen Sie an die Arbeitsplätze ihrer Mitarbeiter und suchen Sie das Gespräch." Eine sorgfältige Personalauswahl, gute Einführung neuer Mitarbeiter in bestehende Teams, "ausgewogene und interessante Aufgaben" sowie klare Anforderungen und gerechte Entlöhnung gehören ebenfalls zur Antimobbingstrategie. Mit flachen Hierarchien und kurzen Dienstwegen fördern Chefs die Selbstverantwortung der Angestellten, mit zusammenhängenden Arbeitssequenzen erhöhen sie ihre Arbeitsmotivation, durch rechtzeitige und vollständige Information stellen sie Vertrauen her. Daneben sollten Vorgesetzte die Konfliktfähigkeit der Mitarbeiter fördern, Überlastung vermeiden und "Toleranz gegenüber Kulturvielfalt" pflegen. Bemerkt ein Chef, dass in einer Gruppe Konflikte schwelen, raten ihm Schüpbach/Torre zu eingehender Konfliktanalyse und einer Aussprache mit allen Betroffenen. Wenn alles nichts nützt, muss der Chef Sanktionen gegen die Täterschaft ergreifen, sie versetzen oder ihr kündigen. Parallel dazu müsse das Opfer psychisch wieder aufgebaut werden. Auch Führungskräfte mobben Doch was ist zu tun, wenn Führungskräfte selber mobben, was laut den Autorinnen "verhältnismässig oft" vorkommt? Hier empfehlen sie statt einer drakonischen Kündigung "tiefgreifende organisationsentwicklerische Massnahmen unter Einbeziehung der mobbenden Vorgesetzten": Führungsschulung, Personalentwicklung, Reorganisation und - bei gravierenden Fällen - externe Beratung. Theorie und Praxis Das Buch gibt wertvolle Ratschläge, allerdings auf einer theoretischen Ebene. Dort, wo es im Arbeitsalltag an Fairness, Transparenz und Solidarität gebricht, wird sich Mobbing auch mit den vorgeschlagenen organisatorischen Massnahmen kaum verhindern lassen. Karin Schüpbach und Rossella Torre: "Mobbing - Verstehen, überwinden, vermeiden". Herausgegeben vom Kaufmännischen Verband Zürich, 164 Seiten, 36 Franken. - Rat erteilt die Gesellschaft gegen psychosozialen Stress und Mobbing, Zürich. TA, 27.07.1996 Predigt vom
20. Juni 1993 -
Pfarrer Jakob Vetsch "Aaron soll beide Hände auf den Kopf des
lebenden Bockes stützen
und über ihm alle Verschuldungen und Übertretungen
bekennen,
mit denen die Israeliten sich versündigt haben, und soll
sie
dem Bock
auf den Kopf legen und ihn in die Wüste treiben lassen. So
soll der
Bock alle ihre Verschuldungen auf sich in eine Wildnis
wegtragen; und
Aaron
soll ihn in der Wüste loslassen.” "Barmherzigkeit will ich und nicht Opfer." Wir alle waren schon Zeugen oder Betroffene von
Plagereien, Hänseleien
und dergleichen. In milder Form kann das mal zum normalen
Alltag
gehören;
es kann uns sogar aufmerksam machen auf Eigenarten, die
uns anhaften,
oder
Gewohnheiten, die uns gefangennehmen. Es kann uns zum
Positiven
verändern,
oder wenn es Neckereien sind, das Signal geben, dass man
uns kennt und
schätzt. Hinterhältige Anspielungen, Verleumdungen,
Demütigungen, Drohungen,
Quälereien jeglicher Art oder sexuelle Belästigungen,
die sich
über Monate hinweg wöchentlich mehrmals wiederholen,
bezeichnet
der schwedische Arbeitspsychologe und Psychiater Heinz
Leymann als
"Mobbing". Seit 1982 untersucht Leymann Ursachen und Ablauf von Mobbing. Er wertete Hunderte von Leidensgeschichten aus und stellte fest, dass sie stets einen ähnlichen Verlauf nehmen und immer wieder dieselben Mechanismen ins Spiel kommen. Es beginnt ganz harmlos und schleichend. Die Beteiligten nehmen die Gehässigkeiten und dummen Sprüche auf die leichte Schulter. Niemand will sie wahrhaben. Doch diese Angriffe wachsen sich aus und unterhöhlen das Selbstvertrauen des Opfers. Es verliert sein Ansehen im Betrieb und wird zur offenen Unperson gestempelt. Die Arbeitskollegen und -kolleginnen beginnen sich vom Gemobbten zu distanzieren und unterschlagen Informationen. Das Opfer, das nun vielleicht wirklich Fehler zu machen beginnt, ist zum definitiven Abschuss freigegeben. Wie jemand innerhalb einer Gruppe zum Sündenbock gemacht wird, ist nicht neu. In den 70-iger Jahren wurden diese Mechanismen innerhalb von Familien erforscht. Leymann hat dasselbe am Arbeitsplatz untersucht. Er gab den Vorgängen einen Namen und verhalf ihnen zu neuer Beachtung. Die Angestellten-Gewerkschaft richtete im Sommer 1992 in Berlin eine Telefonlinie für Gemobbte ein, und in Hamburg entstand die erste Selbsthilfegruppe. Seit Herbst 1992 therapiert in Bad Lippspringe eine Spezialklinik Mobbing-Opfer, und eine 1993 gegründete "Gesellschaft gegen psychosozialen Stress und Mobbing" wacht über Forschung, Ausbildung und Beratung. Gesundheitliche Schädigungen, ja sogar Amokläufe,
Gewalttaten, auf häufigsten gegen sich selber gerichtet,
also
Suizide können die Folge sein: Nach Michael Becker, dem
Leiter
der deutschen Mobbing-Klinik, geschehen in Deutschland
15-20 Prozent
der
Suizide im Zusammenhang mit Mobbing. Zuerst reagieren die
Gemobbten auf
den seelischen Stress mit Anzeichen wie Kopf-, Herz- und
Rückenschmerzen,
mit Ess- und Verdauungsstörungen,
Konzentrationsschwierigkeiten und
Gedächtnislücken. Dauert das schlechte Klima
monatelang an, können
chronische Depressionen, Angststörungen u.a.
entstehen. Die Vorstellung vom "Sündenbock" kommt von
einem alten Ritual,
das in 3. Mose 16 beschrieben wird, wo es in Vers 22
heisst:
"So
soll der Bock alle ihre Verschuldungen auf sich in eine
Wildnis
wegtragen..." Im Neuen Testament sieht das freilich anders aus. Jesus hebt das Prophetenwort hervor: "Barmherzigkeit will ich und nicht Opfer." (Matthäus 9,13;12,7). Lesen wir doch schon in Hosea 6,6: "Denn an Liebe habe ich Wohlgefallen Im Alltag bedeutet das, dass wir uns der
Mitgeschöpfe und Mitmenschen,
die leiden müssen, erbarmen und uns mutig für sie
einsetzen.
Die Mechanismen durchschauen; Barmherzigkeit üben; selber
nicht mitmachen;
Zeichen der Liebe senden, um jemanden zu stützen und in
Schutz
zu
nehmen - da eröffnet sich dem Christen eine ganze Palette
von
Möglichkeiten,
welche das übliche Schema und die unguten Abläufe zu
durchbrechen
helfen. "Barmherzigkeit will ich und nicht Opfer." Diesen Satz hat Jesus gebraucht, als seinen Jüngern der Vorwurf gemacht wurde, ihr Meister esse mit Zöllnern und Sündern. Und das zweite Mal, als ihnen der Vorwurf gemacht wurde, sie essen Ähren am Sabbat. Die Vorwürfe kamen beide Male von Seiten der Pharisäer. Jesus hat sich oft und gern auf die Seite von Gemobbten,
Angegriffenen,
Niedergetrampelten, Kritisierten und Gequälten
gestellt. "Nicht die Gesunden bedürfen des
Arztes, Jesus hat sich dem Verwundeten zugewendet; er ist dem
vom Weg Abgekommenen
nachgegangen; er hat den Verachteten in Schutz genommen.
Diese alle
wollte
er zurückführen in das Leben und in die Gemeinschaft
mit Gott
hinein. ... wir selbst Akzeptierte, von Gott Angenommene sein
dürfen durch
Jesus. Der russisch-orthodoxe Mystiker und Prediger des letzten Jahrhunderts, Johannes von Kronstadt, hat einmal geraten: "Wenn man über dich übel redet und du dadurch in Verwirrung gerätst und es dich schmerzt, so heisst das, dass Stolz in dir ist. Ihn muss man verwunden und durch äussere Unehre aus dem Herzen verjagen. Deshalb errege dich nicht über Spott und hege keinen Hass gegenüber denen, die dich hassen und Schlechtes über dich reden, sondern liebe sie wie Ärzte, die Gott dir geschickt hat, um dich zur Einsicht zu bringen und dich Demut zu lehren, und bete zu Gott für sie, wie es in der Schrift steht: ´Segnet, die euch fluchen´ (Mt.5,44). Sprich: Sie schmähen nicht mich, sondern meine Leidenschaft; sie schlagen nicht mich, sondern diese Schlange, die in meinem Herzen nistet und sich in ihm schmerzhaft regt infolge der Schmähung. - Danke Gott für die äussere Unehre: Wer hier Unehre erträgt, wird sie nicht im Jenseits leiden." Und so sind wir durch Jesus also von beiden Seiten her
geschützt: So meine ich, liebe Gemeinde, haben wir von unserem
Glauben her eine
Menge von Möglichkeiten, um den unheilvollen Teufelskreis
des
Sündenbock-
und "Mobbing"-Phänomens zu durchbrechen. Zum Schluss möchte ich Ihnen noch ein kleines Beispiel aus dem Leben des Franz von Assisi erzählen. Es zeigt, wie der Heilige darauf verzichtet hat, einen Bruder zum Sündenbock zu stempeln, und wie er Barmherzigkeit geübt hat: Sie machten ein Fasten, und eines Nachts,
während die Brüder
schliefen, schrie plötzlich einer um die Mitternacht: "Ich
sterbe,
ich sterbe!" last update: 11.04.2021 |
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