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Musik



Zwanzig Dinge welche die Musik bewirkt: Sie ...

01. erfreut Gott.
02. schmückt das Lob Gottes.
03. vergrössert die Freuden der Seligen.
04. gleicht die streitende Kirche der triumphierenden an.
05. bereitet auf den Empfang der Segnung des Herrn vor.
06. erweckt die Herzen zur Frömmigkeit.
07. vertreibt die Traurigkeit.
08. löst die Härte des Herzens.
09. vertreibt den Teufel.
10. bewirkt die Ekstase.
11. erhebt den irdischen Geist.
12. hält den bösen Willen zurück.
13. erfreut die Menschen.
14. heilt die Kranken.
15. erleichtert die Mühen der Arbeit.
16. stachelt den Mut zum Kampfe an.
17. lockt die Liebe an.
18. vermehrt die Annehmlichkeit des Mahles.
19. macht die in ihr Erfahrenen berühmt.
20. führt die Menschen zur Glückseligkeit.

Johannes Tinctoris



Über die Musik

Ich liebe die Musik (und die Musik verdammenden Schwärmer gefallen mir nicht), weil sie
1. eine Gabe Gottes und nicht der Menschen ist,
2. die Seelen froh macht,
3. den Teufel verjagt,
4. unschuldige Freude bereitet,
(Darüber vergehen Zorn, Begierden, Hochmut. Nach der Theologie räume ich der Musik den nächsten Platz ein. Dies zeigt das Beispiel Davids und aller Propheten, die alles Ihrige in Versen und Gesängen überliefert haben.)
5. weil sie in Friedenszeiten regiert.
Haltet also aus, und es wird besser um diese Kunst nach uns bestellt sein, weil sie (die Künste) des Friedens sind.
Die Fürsten von Bayern lobe ich deshalb, weil sie die Musik verehren. Bei uns Sachsen werden Waffen und Kanonen gepredigt.

Martin Luther



Dankbrief an Mozart

Wie es mit der Musik dort steht, wo Sie sich jetzt befinden, ahne ich nur in Umrissen. Ich habe die Vermutung, die ich in dieser Hinsicht hege, einmal auf die Formulierung gebracht: ich sei nicht schlechthin sicher, ob die Engel, wenn sie im Lobe Gottes begriffen sind, gerne Bach spielen - ich sei aber sicher, dass sie, wenn sie unter sich sind, Mozart spielen und dass ihnen dann doch auch der liebe Gott besonders gerne zuhört.

Karl Barth


London, 14. Okt. 1993 (Reuter)  Musik von Mozart tut dem Kopf gut. Das fanden Forscher der Universität von Kalifornien heraus, die einer Gruppe von Studenten zehn Minuten lang eine Klaviersonate des Komponisten vorspielten. In der Zeitschrift "Nature" berichteten sie, dass die Versuchspersonen bei einem anschliessenden Intelligenztest um acht bis neun Punkte besser als sonst üblich abschnitten. Nun will man es mit anderen Komponisten und Musikstilen versuchen. Die Forscher vermuten indes, dass Pop eher zu einem schlechteren IQ-Ergebnis führen würde. Sie glauben nämlich, dass die Komplexität der Mozart-Sonate das abstrakte Denken fördert.

Neue Zürcher Zeitung, 15. Oktober 1993, Nr. 240, S.13

Veränderungen in der Musik bewirken Regierungswechsel.
Plato

Einmal gesungen ist wie zweimal gebetet.
Martin Luther

Im alten China hatte nicht - wie man bei uns leicht glauben könnte - der Finanz- oder der Verteidigungsminister die höchste Position inne, sondern jener Minister, dem die Musik zugeteilt war. Während Jahrtausenden bestimmte der Kaiser die Musik. Er gab also den Ton an...

Was das Bild nicht sagt, sagt die Dichtung, und was die Dichtung nicht sagt, sagt die Musik.
Hazrat Inayat Khan


JAZZ ALS WUNDERWAFFE IM LUFTKAMPF -
GLENN MILLERS "LOST RECORDINGS"

In der Endphase des Zweiten Weltkriegs entbrannte der Kampf um die Vorherrschaft am Volksempfänger. Die USA brachten ihren Major Glenn Miller an die Front - und ein Orchester, das die deutschen Haushalte mit Swing unter Beschuss nahm.

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Ein Zufall kann es nicht sein, dass die Aufnahmen in England am selben Tag veröffentlicht wurden, an dem man in Deutschland offiziell der Bombardierung Dresdens gedachte - und einen Run auf die Plattengeschäfte auslösten. Während hierzulande die Moral vom möglichen Stand der Täter-Opfer-Verrechnung diktiert schien, erinnerten dort Glenn Millers "Lost Recordings" an ein vergessenes Kapitel alliierter Gegenpropaganda: an den Einbruch in den deutschen Luftraum, Musik als Beihilfe zum Sieg, Jazz over Germany. Im Mittelpunkt: ein Orchester von Swing-Agenten starring Glenn Miller in der Rolle des "Greatest Moral-builder in the European Theater of Operations".
Es war kein Geringerer als James H. Doolittle, kommandierender General der achten Armee der US Air Force, der dem damals 40jährigen Miller dessen Ehrentitel verlieh. Die Situation: Im Juli 1944 hatten die alliierten Truppen den D-Day, die Landung in der Normandie, bereits hinter sich gebracht. Miller, Vertreter der damals modernsten Form der Unterhaltungsmusik und in den Vereinigten Staaten mit seinem Swing Orchestra ein gefeierter Star, war auf britischem Boden als Truppenunterhalter tätig, als man auf die Idee kam, Jazz nicht nur zur Hebung der Eigenmoral einzusetzen, sondern auch zur Zersetzung fremder Wehrkraft - Blue Notes als Botschafter der Demokratie, Message: Kapitulation. 
"Musik For The Wehrmacht" war der Titel von insgesamt sechs halbstündigen Programmen des kurzerhand in The American Band of the Alliied Expeditionary Force umbenannten Glenn Miller Orchestra, die über die American Broadcasting Station In Europe (ABSIE) ausgestrahlt wurden. ABSIE arbeitete von London aus als überseeischer Vorposten des Office of War Information (OWI), eines zivilen Propagandazweigs der amerikanischen Regierung, der längst Bestandteil der Psychological Warfare Division of General Eisenhower´s Supreme Headquarters Alliied Expeditionary Force (SHAEF) geworden war. Der Start von ABSIE war am 30. April 1944. Millers eigene "Expeditionary Force" ging erstmals am 8. November auf Sendung.
"Deutsche Soldaten, vor das Mikrophon tritt jetzt persönlich Major Glenn Miller", sagt auf den bisher verschollenen Aufnahmen die Stimme von Ilse Weinberger, einer Exildeutschen, mit der Miller eine Art Moderatoren-Übersetzer-Clean-Sex-Wehrkraftzersetzungs-Brigade bildete. Es folgt eine Version von "Here We Go Again", dem Jerry-Gray-Klassiker - wie sie überhaupt alle versammelt sind auf dieser vom britischen Conifer Label zusammengestellten, den tatsächlichen Sendungen folgenden "Lost Recordings"-Doppel-CD: Gershwins "Summertime" und "Long Ago And Far Away" - in einer deutschen Agitprop-Version namens "Lang ist´s her und weit zurück", - Cole Porters "Begin The Beguine", "Smoke Gets In Your Eyes", "Moonlight Serenade", "Tuxedo Junction", die ganzen, mit Millers Namen verbundenen Evergreens, allen voran natürlich "In The Mood" - süssliche, samtverzierte Klänge aus einem Prä-Rock-´n´-Roll-Amerika, kaum vom "echten" Jazz berührt. 
Zwischendurch hält Miller, der Moralbuilder und glühende Patriot, kleine Reden auf das transatlantische Wunderland, wo Italienisch-, Russisch-, Deutschstämmige, Leute aus allen Weltgegenden (Juden erwähnt er dem deutschen Publikum gegenüber nicht, obwohl einige sich im Miller Orchestra engagierten), ein echtes Bild des "great melting pot" abgeben - auch und gerade hier in seiner Band. 
Phantastisch gerieten die (leider nur zum geringen Teil auf CD übernommenen) Dialoge zwischen Miller und Ilse Weinberger: "Das klingt typisch amerikanisch, so beschwingt, so heiter und so frei", skandiert sie nach einer herabgedimmten Version vom "Swing Low, Sweet Chariot" lauthals auf den Major zu, der mit der komikhaften Coolness von Captain Marwell zurückdröhnt: "Right you are, Ilse, love of freedom and love of a carefree life are two vital American characteristics, and I hope, the time will soon be here when we will completely wipe out all Nazi gangsterism!" 
"Ihre Fortschritte im Deutschen sind ausgezeichnet", lobt Ilse Weinberger Miller gegen Ende der Aufnahmesession von "Musik For The Wehrmacht". An echten Eingeborenen konnte er seine Kenntnisse nicht mehr anwenden. Major Miller kam am 16.12.1944 "unter nie ganz geklärten Umständen" bei einem Flugzeugabsturz über dem Ärmelkanal ums Leben.
Thomas Gross, in: Tages-Anzeiger vom Dienstag, 21. März 1995, S. 75 (Doppel-CD Glenn Miller: The Lost Recordings. The American Band of the AEF featuring Dinah Shore, Irene Manning, Johnny Desmond and Ray Mc-Kinley; Conifer Recordings/BMG)



Der Gesang der Ochsenwagentreiber

Überall lauern Geister, Bhuts genannt, bereits sich auf einen unachtsamen Vorübergehenden zu stürzen. Es sind oft die Seelen derer, die keine richtige rituell vollzogene Verbrennung hatten, sei es, daß Formfehler beim Rezitieren heiliger Verse geschahen oder dass der Tote keinen Sohn hatte, weil nur der gewisse, bei der Verbrennung notwendige Zeremonien vollziehen kann. Dann findet der ausgefahrene Geist keine Ruhestätte. Solche ruhelosen Geister sitzen dann in den grossen alten Bäumen der Landstrassen. Nicht weit von uns führte eine solche Allee vorbei. Wenn die Dunkelheit hereinbrach, hörten wir die Leute singend vorbeigehen. Ebenso sangen die Ochsenwagentreiber, die nachts von einem Dorf zum anderen wegen der nächtlichen Kühle unterwegs sind. Wir dachten erst, was für ein fröhliches Volk sind doch diese Inder, bis wir allmählich gewahr wurden, dass sie aus Angst singen. Genau wie bei uns die kleinen Kinder, wenn sie allein in den Keller gehen müssen. In einer der ersten Nächte wurden wir durch furchtbares Schreien auf unserer Veranda geweckt. Wir sahen mit der Stallaterne nach. Vor der Tür fanden wir eine zitternde dunkle Gestalt, die gleich wieder losschrie. Der Mann war aus Angst vor den Bhuts von der Landstrasse in die Nähe menschlicher Behausungen geflüchtet; flehentlich bat er uns, auf der Veranda schlafen zu dürfen. Dankbar rollte er sich in einer Ecke zusammen und war sofort eingeschlafen.

Hanna Wolff



Positives Denken

Das Haus eines vielbeschäftigten und ruhelosen Mannes liegt in einem hübschen Garten mit alten Bäumen. Eines frühen Morgens, als er keinen Schlaf mehr finden konnte, setzte er sich ans Fenster, und zufällig konnte er einen Vogel beobachten, der eben erwachte. Er sah, daß Vögel mit eingezogenen Köpfen schlafen und sich unter ihre Federn verkriechen. 
 Als der Vogel erwachte, blickte er schläfrig umher, streckte gemächlich ein Bein, dann das andere, und hierauf entfaltete er die Flügel. Schließlich steckte er, als er einen Flügel wie einen kleinen Fächer spreizte, das Köpfchen erneut unter die Federn, als er nochmals die Wohltat des Schlummerns auskosten wollte. Dann aber kam der Kopf wieder zum Vorschein: Der Vogel schaute munter um sich, streckte sich nochmals und begann dann zu singen, eine wundervolle, siegreiche und fröhliche Melodie zur Begrüßung des neuen Tages. Darauf flog er vom Baum, nahm etwas frisches Wasser zu sich und begann seine Nahrung zu suchen ...
Der vielgeplagte Mann beobachtete den Vogel und sagte sich: "Wenn dieses Tierchen so gemächlich und ohne Eile erwachen und seinen neuen Tag beginnen kann, warum sollte ich es nicht auch können?" Und er befolgte das Aufstehprogramm des kleinen Vogels bis zum Morgengesang. "Ich kann natürlich nicht zwitschern", sagte er, sich selbst belächelnd, aber er spürte sofort die befreiende Wirkung des Gesangs.
"Meine Frau war nicht wenig erstaunt", erzählte er weiter, "als sie mich in meinem Lehnstuhl singend vorfand, und zuerst dachte sie, ich wäre übergeschnappt, doch bald begriff sie, dass mir meine neue Art, den Tag zu beginnen, wohl tat. Eines hatte ich dem Vogel voraus: Ich sprach noch ein kleines Gebet, und dann erst befasste ich mich mit meiner Nahrungssuche. Ich hatte Lust nach einem ausgiebigen Frühstück. Hernach ging ich zur Arbeit, doch nicht mehr ausser Atem und gehetzt, sondern entspannt und in ruhiger Sicherheit. Dadurch gelang es mir, die unerträgliche Spannung, die mich jahrelang gefangengehalten hatte, zu unterbrechen und meine Arbeit überlegen und ruhig zu meistern."

Norman Vincent Peale



Ohne Musik wäre das Leben ein Irrtum

Nietzsche meinte, ohne die Musik wäre das Leben ein sinnloser Irrtum. 
Shakespeare hat sie als die Nahrung der Liebenden bezeichnet. 
Haydn: "Meine Sprache versteht die ganze Welt."

Die Welt ist Klang.
Indische Weisheit

Alles ist Schwingung.
Moderne Physik

Die Menschen sind von Klängen, Tönen, Geräuschen umgeben, noch bevor sie das Licht der Welt erblicken. Bereits im vierten Schwangerschaftsmonat nimmt das Ungeborene das "Konzert des Körpers" wahr: das Murmeln und Gurgeln des mütterlichen Darms, das Pfeifen der Lungen, den rhythmischen Paukenschlag des Herzens und das pulsierende Peitschen des Blutes. 
Klänge und Rhythmen sind fundamentale Lebensphänomene, die an die tiefsten Schichten der menschlichen Seele rühren. Diese kann "guter Stimmung" sein oder "verstimmt" - ganz wie ein Instrument. "Listen to the music playing in your head", empfehlen die "Beatles" all jenen, die zu sich selber finden wollen. Der fetzige Rock ist eine Aufforderung, auf die innere Stimme zu hören, die innere Wahrheit zu erlauschen - und da gibt es bekanntlich nicht nur Wohlklänge, sondern auch Misstöne.
Reinhard Müller, Oft helfen Klänge mehr als Medikamente, Die Musiktherapie begeht neue Wege gegen den inneren und den äusseren Lärm, Artikel in „W&O“ 1994/Nr.203, S.19



Seufzend durchs Gewölbe zieht, und wieder dröhnend,
Orgelspiel. Andächtige Gläubige hören,
Wie vielstimmig in verschlungenen Chören,
Sehnsucht, Trauer, Engelsfreude tönend,
Sich Musik aufbaut zu geistigen Räumen,
Sich verloren wiegt in seligen Träumen (...)
Und nun spielt der Organist, es lauschen
Im Gewölb die Seelen hingegangener
Frommer Meister, mit vom Bau umfangener,
Den sie gründen halfen und errichten.
Denn derselbe Geist, der in den Fugen
Und Toccaten atmet, hat einst die besessen,
Die des Münsters Masse ausgemessen,
Heiligenfiguren aus den Steinen schlugen (...)
Auf dem Zauberpfad der Notenzeichen,
Dem Geäst der Schlüssel, Signaturen,
Auf dem Tastwerk, das die Füss´ und Hände
Eines Organisten bändigen, entweichen
Gottwärts, geistwärts alle höchsten Strebungen,
Strahlen, was an Leid sie je erfuhren,
Aus im Ton. In wohlgezählten Bebungen
Löst der Drang sich, steigt die Himmelsleiter,
Menschheit bricht die Not, wird Geist, wird heiter.
Denn zur Sonne zielen alle Erden
Und des Dunkels Traum ist: Licht zu werden (...)
Das Vollkommene aber ist hienieden
Ohne Dauer, Krieg wohnt jedem Frieden
Heimlich inne, und Verfall dem Schönen.
Orgel tönt, Gewölbe hallt, es treten
Neue Gäste ein, verlockt vom Tönen,
Eine Frist zu rasten und zu beten (...)
Aus Hesses "Orgelspiel"



Zweiunddreissig Jahre war sie alt, als sie den neununddreissigjährigen Giovanni Luciani heiratete. Er war zwar Katholik, aber praktizierte kaum; sie heiratete ihn unter der Bedingung, daß er in keiner Weise die religiöse Erziehung der Kinder behindern würde. Durch das Beispiel seiner guten und gläubigen Frau fand Giovanni Luciani nach und nach zum Glauben zurück.
Bartolomea war eine Frau, die wusste, was sie wollte. Sie hatte einen tiefen Glauben. Wenn sie konnte, stand sie in aller Frühe auf, um in die Messe zu gehen, und sie nahm auch ihre Kinder mit. Viele Jahre später, als Kardinal, sprach Albino einmal darüber, wie es war, wenn er als Kind mit seiner Mutter in die Kirche ging: "Ich vergass die Armut, in der wir lebten, und hatte den Eindruck, dass die Orgel besonders mich und meine kleinen Geschwister begrüsste, als wären wir Prinzen. Von diesem meinem frühen Eindruck her ist in mir die starke Überzeugung gewachsen, dass die Kirche nicht nur selbst etwas Grosses ist, sondern daß sie auch die Kleinen und Armen groß macht, daß sie diese ehrt und adelt."
Schilderungen des späteren Papstes Johannes Paul I.

Franz Schubert notierte in seinem Tagebuch 1816 nach einem Konzert mit Mozart-Werken: "Sie zeigen uns in den Finsternissen dieses Lebens eine lichte, helle, schöne Ferne, worauf wir mit Zuversicht hoffen. O Mozart, unsterblicher Mozart, wie viele o wie unendlich viele solche wohltätige Abdrücke eines lichtern bessern Lebens hast du in unsere Seele geprägt."



I have a dream (Abba) - What a feeling (Irene Cara, Film Flashdance)


last update: 31.08.2015