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Orgel

Seufzend durchs Gewölbe zieht, und wieder dröhnend,
Orgelspiel. Andächtige Gläubige hören,
Wie vielstimmig in verschlungenen Chören,
Sehnsucht, Trauer, Engelsfreude tönend,
Sich Musik aufbaut zu geistigen Räumen,
Sich verloren wiegt in seligen Träumen (...)
Und nun spielt der Organist, es lauschen
Im Gewölb die Seelen hingegangener
Frommer Meister, mit vom Bau umfangener,
Den sie gründen halfen und errichten.
Denn derselbe Geist, der in den Fugen
Und Toccaten atmet, hat einst die besessen,
Die des Münsters Maße ausgemessen,
Heiligenfiguren aus den Steinen schlugen (...)
Auf dem Zauberpfad der Notenzeichen,
Dem Geäst der Schlüßel, Signaturen,
Auf dem Tastwerk, das die Füß' und Hände
Eines Organisten bändigen, entweichen
Gottwärts, geistwärts alle höchsten Strebungen,
Strahlen, was an Leid sie je erfuhren,
Aus im Ton. In wohlgezählten Bebungen
Löst der Drang sich, steigt die Himmelsleiter,
Menschheit bricht die Not, wird Geist, wird heiter.
Denn zur Sonne zielen alle Erden
Und des Dunkels Traum ist: Licht zu werden (...)
Das Vollkommene aber ist hienieden
Ohne Dauer, Krieg wohnt jedem Frieden
Heimlich inne, und Verfall dem Schönen.
Orgel tönt, Gewölbe hallt, es treten
Neue Gäste ein, verlockt vom Tönen,
Eine Frist zu rasten und zu beten (...)
Aus Hesses "Orgelspiel"


Zweiunddreissig Jahre war sie alt, als sie den neununddreissigjährigen Giovanni Luciani heiratete. Er war zwar Katholik, aber praktizierte kaum; sie heiratete ihn unter der Bedingung, dass er in keiner Weise die religiöse Erziehung der Kinder behindern würde. Durch das Beispiel seiner guten und gläubigen Frau fand Giovanni Luciani nach und nach zum Glauben zurück.
Bartolomea war eine Frau, die wusste, was sie wollte. Sie hatte einen tiefen Glauben. Wenn sie konnte, stand sie in aller Frühe auf, um in die Messe zu gehen, und sie nahm auch ihre Kinder mit. Viele Jahre später, als Kardinal, sprach Albino einmal darüber, wie es war, wenn er als Kind mit seiner Mutter in die Kirche ging: "Ich vergass die Armut, in der wir lebten, und hatte den Eindruck, dass die Orgel besonders mich und meine kleinen Geschwister begrüsste, als wären wir Prinzen. Von diesem meinem frühen Eindruck her ist in mir die starke Überzeugung gewachsen, dass die Kirche nicht nur selbst etwas Grosses ist, sondern dass sie auch die Kleinen und Armen gross macht, dass sie diese ehrt und adelt."
Schilderung des späteren Papstes Johannes Paul I.


last update: 20.08.2015