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OSTERN


Morgen in den Bergen im sanktgaller Rheintal
Foto: Jakob Vetsch 1991



Im Gegensatz zum Weihnachtstag, der stets am 25. Dezember stattfindet, wird das Datum vom Ostersonntag für jedes Jahr neu berechnet. Seit dem ersten Konzil von Nicäa im Jahre 325 wird das wie folgt gemacht: Man geht vom Frühlingsbeginn aus, wartet den nächsten Vollmond ab, und dann nimmt man den drauffolgenden Sonntag für das Osterfest. So werden zur Bestimmung von Ostern der Sonnen- und Mondkalender berücksichtigt.

Schon im frühen Christentum wurden Eier den Toten mit in die Grabstätten gegeben, weil sie wie ein Grab verschlossen sind und dennoch Leben hervorbringen. Auch der germanischen Liebesgöttin Ostera wurden Eier als Zeichen der Fruchtbarkeit zugesprochen. Eier galten im Mittelalter als übliche Bezahlung für die Schuld und Steuerzahlungen am Gründonnerstag. Die traditionelle Farbe für das Ei der westlichen Welt ist rot, die Farbe der Liebe und des Blutes Christi. So überrascht es nicht, dass der Glaube herrscht, dass es Glück verheißt, wenn man beim Eiersuchen als erstes Ei ein rotes findet.


Gedicht
Osterspuren

Wo einer dem andern neu vertraut
und mit ihm eine Brücke baut,
um Haß und Feindschaft zu überwinden
da kannst du Osterspuren finden.

Wo einer am Ende nicht verzagt
und einen neuen Anfang wagt,
um Leid und Trauer zu überwinden
da kannst du Osterspuren finden.

Wo einer im Dunkeln nicht verstummt,
sondern das Lied der Hoffnung summt,
um Todesstille zu überwinden,
da kannst du Osterspuren finden.

Wo einer das Unrecht beim Namen nennt
und sich zu seiner Schuld bekennt,
um das Vergessen zu überwinden,
da kannst du Osterspuren finden.

Wo einer das Unbequeme wagt
und offen seine Meinung sagt,
um Schein und Lüge zu überwinden,
da kannst du Osterspuren finden.

Wo einer gegen die Strömung schwimmt
und fremde Lasten auf sich nimmt,
um Not und Leiden zu überwinden,
da kannst du Osterspuren finden.

Wo einer dich aus der Trägheit weckt
und einen Weg mit dir entdeckt,
um hohe Mauern zu überwinden,
da kannst du Osterspuren finden.

Reinhard Bäcker


Auferstehung

Der französische Philosoph und Kritiker der christlichen Religion Voltaire (1694-1778) gab zum Thema Auferstehung einmal eine Antwort, die man kaum von ihm erwartet hätte. 
Eine Dame hatte gefragt, wie es möglich sei, dass es überhaupt Menschen gäbe, die an die Auferstehung glauben. Wer weiss, warum Voltaire widersprach, vielleicht, weil ihm die Dame allzu gescheit daherkam, oder weil sie nur billige Zustimmung erwartet hatte, oder auch, weil sie von Voltaire ein Urteil über die angebliche Dummheit der Leute hören wollte. 
Jedenfalls sagte Voltaire: "Madame, die Auferstehung ist die einfachste Sache der Welt. Der, der den Menschen einmal geschaffen hat, kann ihn auch zum zweiten Male schaffen."


Vom Traum unseres Lebens
Die Legende von den drei Bäumen

Eine irische Legende erzählt von drei Bäumen, die seit vielen Jahren zusammenleben. 
Eines Morgens wacht der erste Baum auf und sagt: "Hört, liebe Freunde, was ich heute Nacht träumte. Ich träumte, ich sei eine kostbare Wiege, in der ein liebes Kind drin liegt." 
Da sagt der zweite Baum: "Auch ich habe geträumt, ich will´s euch erzählen: Ich wurde ein stolzes Schiff, das weit um die Erde die Meere befährt."
Nun meldet sich der dritte Baum: "Wie seltsam ist das doch, was ihr da geträumt habt! Doch hört auch den Traum, den ich sah: Ich wurde ein Wegweiser, der den Menschen den Weg zum Himmel hinauf zeigt. Ein Wunder ist das!"
Noch während die drei Bäume versonnen über ihre Träume nachdenken und sich sanft im Winde wiegen, kommen schweren Schrittes Holzfäller daher, Säge und Beil über die Schultern gehängt. Als sie die drei Bäume sehen, sagen sie: "Halt, die nehmen wir, die fällen wir mit unseren Sägen und Beilen. Nur frisch ans Werk zum ersten Baum!"
Ein Holzfäller sieht ihn an und sagt: "Eine Futterkrippe soll aus dir entstehen, wo das liebe Vieh draus fressen kann." "Aber nicht doch, ich soll eine Wiege für ein feines Kindlein sein!" klagt der erste Baum. Sei nur ruhig, warte zu und sei still, was Gott, der Herr, aus deinem Traum machen will.
"Nun frisch ans Werk zum zweiten Baum", sagen die Holzfäller, "deine Bretter werden gerade richtig für ein Fischerboot." "Nein, nur das nicht, die Weltmeere wollen mich doch als Schiff sehen!" protestiert der zweite Baum. Sei nur ruhig, warte zu und sei still, was Gott, der Herr, aus deinem Traum machen will.
"Jetzt frisch ans Werk beim dritten Baum", sagen die Arbeiter, "dein Holz ist ziemlich schlecht, aber für ein Galgenkreuz grad noch recht." "Aber nein, das darf doch nicht sein, ich soll die Menschen zum Himmel hinaufführen!" Sei nur ruhig, warte zu und sei still, was Gott, der Herr, aus deinem Traum machen will.
Nun sind die Bäume gefallen, still liegen sie da, und ihre schönen Träume mit ihnen. Man möchte keine Hoffnung mehr haben. Aber damit ist die Geschichte noch nicht zu Ende. Sie fängt eigentlich erst an:
Aus dem ersten Baum wird tatsächlich eine Futterkrippe, und sie steht in einem Stall mit Heu und Stroh drin. Ochs und Esel fressen draus. Doch eines späten Abends betritt diesen Stall ein junges Paar, und die Frau gebiert ein Kind. Sie legt es ins Heu und Stroh der Krippe. Hirten kommen vom Feld, knien scheu vor der Krippe nieder, sehen froh das Kindlein und beten es als den Heiland der Welt an, der für uns geboren ist.
Aus dem zweiten Baum wird ein Fischerboot, und zwar am See Genezareth. Eines Tages steht der Herr in diesem Boot. Er predigt darin, und die Menschen hören ihm zu. Und die Botschaft aus dem Boot geht weit hinaus übers Land. Sie wird über die Meere in alle Welt getragen.
Aber nun zum dritten Baum: Ja, ein Galgenkreuz wird draus. Doch an diesem Holz hängt der Gottessohn, der die Welt erlöst. Und so ist dieser Baum der Wegweiser, der uns allen den Weg zu Gott im Himmelreich zeigt.



Predigt

Vom Weizenkorn


Das Osterlachen

Menschen lachen oft, wenn etwas ihnen die Sprache verschlägt. Ich denke an das biblische Beispiel von Abraham und Sara. Beide lachen unabhängig voneinander angesichts der Verheissung, dass sie uralt noch einen Sohn Isaak empfangen sollen. Unvereinbares stösst aufeinander, löst einen Riss im Inneren des Menschen und durch den bahnt sich das Gelächter den Weg. Etwas völlig Neues, Anderes bricht ein und entmachtet Vertrautes. Im Lachen kann sich unlösbare Spannung entladen. Lachen bezieht sich auf einen unheilbaren Widerspruch, im Lachen lässt sich eine Kontrasterfahrung festmachen. Wo die Eindimensionalität einer Weltdeutung durchbrochen wird, verortet sich das Lachen.
Almuth Voss

Gott möchte, dass wir das Leben in Fülle haben und zu dieser Fülle gehört auch die Freude, der Humor. Oder wie es die heilige Teresa von Avila sagte: "Gott will, dass der Mensch seinen Spass hat", und Martin Luther spitzte es noch zu: "Wenn Gott keinen Spass verstünde, so möchte ich nicht im Himmel sein."
Der uralte Brauch, in der Predigt an Ostern die Gottesdienstgemeinde zum Lachen zu bringen, wollte die Osterfreude zum Ausdruck bringen und gleichzeitig den besiegten Tod der Lächerlichkeit preisgeben. Denn die von Gott geschenkte Erlösung ist der Grund für allen christlichen Humor. Ich bin als Christ erlöst, warum sollte ich nicht lachen und Spass haben - auch in den Sorgen und Nöten des Alltags? Der evangelische Theologe Karl Barth bringt es auf den Punkt: "Wer die Osterbotschaft gehört hat, der kann nicht mehr mit tragischem Gesicht umherlaufen und die humorlose Existenz eines Menschen führen, der keine Hoffnung hat."
Fr. Hannes Weder OESSH und Schwestern von Grandchamp, in: "Wir ziehen hinauf nach Jerusalem. Ein ökumenischer Weg durch die Karwoche auf Ostern hin", S. 117. Februar 2016.

Hier bin ich Mensch, hier darf ich's sein!
Goethes Faust auf seinem Osterspaziergang



"Im Bild der Auferstehung steckt Erfahrung" | ref.ch
Interview von Stefan Schneiter mit Matthias Krieg
24. März 2016



Aus der Tiefe rufe ich, HERR, zu dir. Herr, höre meine Stimme!
Psalm 130,1-2

Der Blinde rief: Jesus, du Sohn Davids, erbarme dich meiner! Die aber vornean gingen, fuhren ihn an, er sollte schweigen. Er aber schrie noch viel mehr: Du Sohn Davids, erbarme dich meiner!
Lukas 18,38-39

Ich stelle mir vor, ich sitze in einem Brunnen.

Wie bin ich in den Brunnen hineingekommen? Gefallen? Gesprungen?

Feucht ist es. Und kalt. Und dunkel. Die Wände – keine Chance, um da heraus zu kommen. Ausweglos.

 

Wilde Pläne machen, wie die Situation zu retten sei?

Die Augen verschließen und tanzen, als wäre nichts, und alles wäre in Ordnung?

Hoffen, dass vielleicht zufällig jemand ein Seil herunterlässt?

Sich verloren geben und auf das Ende warten?

 

Im Brunnen ist man gezwungen nachzudenken – über sich, über das, was verkehrt gelaufen ist, und wo man zu sehr auf dem hohen Ross gesessen hat, als man meinte, alles im Griff zu haben.

 

Mensch im Brunnen.

Ganz oben ein kleines Stückchen blauer Himmel.

Gott wohnt im Himmel. Aus der Tiefe rufe ich.

Und Gott schickt seinen Sohn in die dunkle Tiefe.

Und dann kommt Ostern.

Ich hoffe, dass das mehr ist als nur eine Zeit im Kirchenjahr.

 

Dorothea Rohde


Aus der Losung vom 28. Februar 2023



last update: 28.02.2023