Rot
Rote Rosen nach dem Regen
Foto: Jakob Vetsch, 1994
Die Farbe aller Kirchenfeste
Die rote Farbe löst ganz unterschiedliche Empfindungen bei uns
aus. Die Skala reicht von warm über heiß, unruhig bis zu anspornend
und aggressiv. Rot ist die Farbe der Glut und des Feuers, auch der
Liebe
und des Opfers.
Rot ist zum politischen Symbol geworden - im Altertum war es die Farbe
der Mächtigen, in der Neuzeit die Farbe der Revolution. Im christlichen
Bereich ist die rote Farbe oft tabuisiert worden, man fürchtete sich
vor der ihr zugesprochenen Kraft der Leidenschaftlichkeit. Rothaarige
Frauen
waren bevorzugte Opfer der Hexenverfolgung... So ist das Rot nicht
selbstverständlich
christliche Symbolfarbe geworden und wird auch im Lauf des
Kirchenjahres
nur recht sparsam verwendet.
Mit dem Rot des Opferblutes verbindet die Kirche das Gedenken an
Bekenner
und Märtyrer, die ihr Leben für das Christuszeugnis einsetzten.
Sie sind Blutzeugen der Liebe Gottes, die uns in Christus erschienen
ist.
Die Liebessymbolik der roten Farbe nimmt die Malerei des Mittelalters
auf, wenn Maria Magdalena als Liebende und der Lieblingsjünger Johannes
mit roten Gewändern dargestellt werden.
Unmittelbare Verbindung hat die rote Farbe mit dem Pfingstfest. Die
Apostelgeschichte berichtet, wie die Urgemeinde vom Heiligen Geist wie
von einem Feuer ergriffen wurde. In Darstellungen des
Pfingstereignisses
sieht man Flammen über den Köpfen der Menschen dargestellt. Sie
entbrennen förmlich vor Begeisterung und gewinnen eine feurige Art
zu reden, die sie über alle Sprachen hinweg Verständigung finden
lässt. Die Kirche verdankt ihre Existenz dem Wirken des Heiligen
Geistes.
So wird die rote Farbe im Jahreskreis für alle Feste der Kirche
verwendet.
Neben Pfingsten sind es das Reformationsfest, die Kirchweih,
Bittgottesdienste
für die Einheit, Missionsfeste, Ordination und Konfirmation, sowie
Feste von Aposteln.
Das Flammenrot des Heiligen Geistes weist auf die Umformung der Welt
aus der Liebe Gottes hin, auf die Revolution der Liebe. Durch das Rot
der
Flammen sollen wir - wie Mose am brennenden Dornbusch - den verborgenen
Gott erkennen. Schliesslich will es uns selbst anstecken zu bitten:
Komm
Heiliger Geist, entzünde auch in uns das Feuer deiner Liebe!
Johannes Sell
last update: 10.08.2015
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