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Schwarz



Die protestantische Farbe

Assoziationen zu schwarz kommen uns rasch: Nacht und Dunkel, Tod und Trauer. Je nach Zusammenhang, in dem schwarz auftaucht, kann es aber auch etwas feierlich Ernstes haben. Andererseits gilt schwarz in den verschiedensten Religionen als "Zauber- und Totenfarbe". Es wird gebraucht bei Handlungen, die das Licht scheuen ("schwarze Messen"). Aus diesem Grund findet schwarz im AT keine kultische Verwendung.
Kulturgeschichtlich gilt schwarz als besonders vornehm. In der Antike waren schwarze Gewänder durch die aufwendige Methode der Purpurfärbung besonders kostbar. In der Barockzeit war schwarz eine beliebte Repräsentations- und Modefarbe geworden, sowohl in der Kleidung als auch in der Raumgestaltung. Mit der Verwendung von schwarz als Farbe lässt sich auch ein Stimmungsumschwung im religiösen Bewusstsein feststellen. In den Liedern und der Andachtsliteratur der Zeit tritt eine subjektive Passionsfrömmigkeit stark in den Vordergrund.
Im Kanon der liturgischen Farben wird schwarz mehr nach seiner psychologischen Wirkung eingesetzt. Es findet heute im Abendmahlstisch- und Kanzelschmuck (Antependien) am Karfreitag und an Trauertagen Verwendung. Manche Gemeinden verzichten an Karfreitag auch ganz auf Antependien, um die besondere Bedeutung des Tages herauszustellen. Schwarz kann allerdings deutlich machen, dass der Tod ernstgenommen und nicht vorschnell übergangen wird.
Neben dieser Art der Verwendung in den Antependien ist schwarz im kirchlichen Bereich für viele schlicht die "protestantische Farbe". Im konfessionellen Bereich fällt der schwarze Talar des evangelischen Pfarrers besonders auf. Es handelt sich dabei um eine Übernahme aus einer Zeit, als schwarz Modefarbe und Kennzeichen der Feierlichkeit war. Dies und auch seine Herkunft aus dem Gelehrtentalar des Mittelalters, die ihn zum exklusiven Standesgewand hat werden lassen, machen seine unreflektierte Verwendung gerade in den reformatorischen Kirchen höchst problematisch. Schon der Gegensatz der farbpsychologischen Wirkung von schwarz zur verkündeten Botschaft der Freude macht hier einen neuen Ansatz des Umgangs mit Farben im Gottesdienst dringend nötig.


Johannes Sell



last update: 10.08.2015