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Albert Schweitzer


Der als Urwalddoktor von Lambarene bekanntgewordene, elsässische Pfarrerssohn lebte vom 14. Januar 1875 bis zum 4. September 1965. Er betätigte sich als Theologe, Kulturphilosoph, Arzt und Musiker. Im Jahre 1913 gab er seine Stelle als Professor von Straßburg zum Mißfallen der Etablierten auf, um in Äquatorialafrika ein Dorf für schwarze Leprakranke zu gründen und als Missionsarzt zu leiten. Der von ihm geprägte ethische Begriff "Ehrfurcht vor dem Leben" ging rund um die Welt. Albert Schweitzer war ein ausgezeichneter Orgelspieler und Musiktheoretiker. 1952 wurde ihm der Friedensnobelpreis zugesprochen.

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Kirche und Hinweistafel in Gunsbach
© Stana Vetsch, Februar 2004

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Die Lehrtätigkeit an der Universität Strassburg, die Orgelkunst und die Schriftstellerei verliess ich, um als Arzt nach Äquatorialafrika zu gehen. Wie kam ich dazu?

Ich hatte von dem körperlichen Elende der Eingeborenen des Urwaldes gelesen und durch Missionare davon gehört. Je mehr ich darüber nachdachte, desto unbegreiflicher kam es mir vor, dass wir Europäer uns um die grosse humanitäre Aufgabe, die sich uns in der Ferne stellt, so wenig kümmern. Das Gleichnis vom reichen Mann und vom armen Lazarus schien mir auf uns geredet zu sein. Wir sind der reiche Mann, weil wir durch die Fortschritte der Medizin im Besitze vieler Kenntnisse und Mittel gegen Krankheit und Schmerz sind. Die unermesslichen Vorteile dieses Reichtums nehmen wir als etwas Selbstverständliches hin. Draussen in den Kolonien aber sitzt der arme Lazarus, das Volk der Farbigen, das der Krankheit und dem Schmerz ebenso wie wir, ja noch mehr als wir unterworfen ist und keine Mittel besitzt, um ihnen zu begegnen. Wie der Reiche sich aus Gedankenlosigkeit gegen den Armen vor seiner Türe versündigte, weil er sich nicht in seine Lage versetzte und sein Herz nicht reden liess, also auch wir.

Schafft euch ein Nebenamt, ein unscheinbares, womöglich ein geheimes Nebenamt! Tut die Augen auf und suchet, wo ein Mensch ein bisschen Zeit, ein bisschen Teilnahme, ein bisschen Gesellschaft, ein bisschen Fürsorge braucht. Vielleicht ist es ein Einsamer, ein Verbitterter, ein Kranker, ein Ungeschickter, dem du etwas sein kannst. Vielleicht ist’s ein Greis, vielleicht ein Kind. Wer kann die Verwendungen alle aufzählen, die das kostbare Betriebskapital, Mensch genannt, haben kann! An ihm fehlt es an allen Ecken und Enden. Darum suche, ob sich nicht eine Anlage für dein Menschentum findet. Lass dich nicht abschrecken, wenn du warten oder experimentieren musst. Auch auf Enttäuschungen sei gefasst. Aber lass dir ein Nebenamt, in dem du dich als Mensch an Menschen ausgibst, nicht entgehen. Es ist dir eines bestimmt, wenn du nur richtig willst.

Für eines aber hat der Farbige ein untrügliches Empfinden, ob nämlich der Weiße, mit dem er es zu tun hat, Persönlichkeit, sittliche Persönlichkeit ist. Fühlt er diese, so ist die geistige Autorität möglich, fühlt er sie nicht, so ist sie auf keine Weise zu schaffen. 

Das Naturkind, weil es nicht verbildet ist wie wir, kennt nur elementare Massstäbe und misst mit dem elementarsten von allen, dem moralischen. Wo es Güte, Gerechtigkeit und Wahrhaftigkeit, die innere Würde hinter der äusserlich gewahrten antrifft, beugt es sich und erkennt den Meister an; wo es sie nicht findet, bleibt es in aller äusseren Unterwürfigkeit trotzig; es sagt sich: "Dieser Weisse ist nicht mehr als ich, denn er ist nicht besser als ich."


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Viel Kälte ist unter den Menschen, weil wir nicht wagen, uns so herzlich zu geben, wie wir sind.

Wo Kraft ist, ist Wirkung von Kraft. Kein Sonnenstrahl geht verloren. Aber das Grün, das er weckt, braucht Zeit zum Spriessen, und dem Sämann ist nicht immer beschieden, die Ernte mitzuerleben. Alles wertvolle Wirken ist Tun auf Glauben. Wer sich vornimmt, Gutes zu wirken, darf nicht erwarten, dass die Menschen ihm deswegen Steine aus dem Wege räumen, sondern muss auf das Schicksalhafte gefasst sein, dass sie ihm welche darauf rollen. Nur die Kraft, die in dem Erleben dieser Widerstände innerlich lauterer und stärker wird, kann sie überwinden. Die, die sich einfach dagegen auflehnt, verbraucht sich darin.

Wer unter den Einfluss der Ethik der Ehrfurcht vor dem Leben gerät, wird durch das, was sie von ihm verlangt, alsbald zu spüren bekommen, welches Feuer in dem unlebendigen Ausdruck glüht. Die Ethik der Ehrfurcht vor dem Leben ist die ins Universelle erweiterte Ethik der Liebe. Sie ist die als denknotwendig erkannte Ethik Jesu. 

Hoffen ist Kraft. Es ist so viel Energie in der Welt, als Hoffnung in ihr ist, und wenn nur ein paar Menschen miteinander hoffen, dann wirkt um sie eine Kraft, die nichts niederhalten kann, sondern die sich ausdehnt auf die andern.

Meine Devise ist: Für Menschen Mensch sein. Es ist das, was die Ehrfurcht vor allem Leben uns gebietet.

Das Leben ist voll von Geheimnissen, meist von schmerzlichen und manchmal von tröstlichen.

Die Sehnsucht nach Frieden ist gross in den Herzen der heutigen Menschen.

Jesus braucht alle, damit die Sonne der Liebe Gottes in dieser Welt scheint.

Gott sieht das Herz an, und Gott ist es, der richtet, nicht die Menschen.

Das Gottvertrauen ist die Kraft, die uns den Weg zu den Herzen der Menschen finden lässt.

Nicht auf den äusseren, sondern auf den innerlichen Menschen kommt es an. Die ernste Arbeit an dir selber, das ist's, was dich für Gottes Geist empfänglich macht. "Trachtet am ersten nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit." "Was hülfe es dem Menschen, so er die ganze Welt gewänne und nähme doch Schaden an seiner Seele": Das sind ewige Worte, die jeden von uns angehen, als wären sie gestern gesprochen, uns vielleicht mehr als irgendeine Generation vor uns, weil wir, ob wir wollen oder nicht, mit dem Materiellen so beschäftigt sind und davon so abhängen.

Die Rücksicht, die man auf andere nimmt, bezahlt man oft schwer. Ich weiss auch etwas davon. Aber doch hat man getan, was man als recht empfand, und ist sich selber treu geblieben. Damit versuche ich mich jeweils zu trösten.

Es gibt nichts auf Erden, kein Unglück, keine Sorge, kein Elend, das grösser wäre als der Trost, der von Jesus kommt.

Jedes Jahr ist uns gesetzt, dass es uns nicht nur in der Zeit unseres Lebens, sondern auch innerlich vorwärtsbringt, dass es uns reif macht. Reifen aber will heißen: Sonnenschein, Regen und Sturm des Lebens erleben und darin wachsen am inwendigen Menschen. 

Das ist das Grosse am Kind, dass es das Gute bei den Menschen immer wieder als selbstverständlich voraussetzt. 

Wo ich die Kraft zum Tun in Liebe hergenommen habe? Soviel ich weiss, aus der Idee der Liebe, wie sie uns durch Jesus und Paulus ins Herz gegeben ist.

In allem, was das Christentum Schönes und Herrliches in der Welt vollbracht hat, was ist denn da für eine andere Kraft als die Kraft des Kreuzes Christi? Sie wirkt in allen denen, die Grosses, Edles und Heiliges geleistet haben.

Jeder Mensch muß Trübsal durchmachen, um reif zu werden und um zu lernen, immer geduldig und gütig zu bleiben. 

Die dankbaren Menschen geben den andern Kraft zum Guten.


last update: 25.08.2015