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Sonntag in der Nähe vom 26. April 18. Juni 2024 Kreuz-Predigt zum 35. Jahrestag der Reaktor-Katastrophe in Tschernobyl am 26. April 2021 Advent 2020 Wie war das noch mit dem Adventskranz? Und das Social Gardening Projekt in Weissrussland - Das Pfarrmailing von Green Cross Schweiz Säen Predigtentwurf zum 34. Tschernobyltag 26.04.2020 von Kristian Filipović Solidarität Predigtentwurf zum 33. Tschernobyl-Jahrestag am 26. April 2019, für Green Cross Schweiz Martin teilte seinen Mantel Predigtentwurf zum 32. Tschernobyltag am 26. April 2018 Steht noch dahin (Kaschnitz) Predigtentwurf zum 31. Tschernobyl-Tag am 26. April 2017 für Green Cross Schweiz, von Pfr. Anselm Burr Predigtentwurf zum 30. Tschernobyl-Jahrestag vom 26. April 2016 – Green Cross Schweiz Predigt für Menschen, die in verwüsteten Gebieten leben müssen von Pfarrerin Angelika Steiner, Zürich-Leimbach Predigtentwurf zum 28.
Tschernobyl-Jahrestag vom 26. April 2014 – Green Cross
Schweiz
Jakob Vetsch, Pfarrer Sihlcity-Kirche Zürich ER ZEIGTE MIR DEN FLUSS MIT DEM LEBENSWASSER "Und der Geist und die
Braut sprechen: Komm! Und wer es hört, sage: Komm! Und
wer dürstet, der komme, und wer will, der nehme vom
Wasser des Lebens, umsonst."
"And the Spir'it and the bride say, Come. And let him that heareth say, Come. And let him that is athirst come. And whosoever will, let him take the water of life freely." Offenbarung 22,17 / Revelation 22:17 Vom "Wasser des Lebens umsonst" ist hier die Rede. Wasser also, gratis, geschenkt, einfach so gegeben. Hand auf's Herz: Hätten wir früher nicht gedacht, warum denn nur Wasser? Dürfte es nicht ein bisschen mehr sein? Zum Beispiel ein Cola, ein Bier, bisschen Wein oder auch mal ein Whisky? Aber Wasser? Wasser umsonst, wenigstens kostet es nichts. Inzwischen sind wir eines besseren belehrt worden. Wir kennen die elementare Wichtigkeit des Wassers für das Entstehen und das Leben unserer Erde, ihrer Vegetation, den Pflanzen, den Bäumen, den Tieren und auch uns Menschen. Und wir wissen um die Gefährdung allen Lebens auf Erden, wenn die gute Qualität des Wassers infrage gestellt ist. Zudem kann zu viel Wasser eine grosse Gefahr bedeuten. Da sind Mass und Ausgleich besonders wichtig. Letzthin hab ich es wieder einmal gehört, und es klingt gewaltig im Herzen nach, das von Helmut Richter gedichtete Lied "Über sieben Brücken musst du gehn". Da heisst es unter anderem: "Manchmal scheint die
Uhr des Lebens still zu stehn
Manchmal scheint man immer nur im Kreis zu gehn Manchmal ist man wie von Fernweh krank Manchmal sitzt man still auf einer Bank" Da haben wir es, das stille Stehen im Leben, das nicht mehr Wissen wie weiter, das Drehen im Kreis, das weg Wollen aber nicht Können. Der eingängige Refrain zeigt dann die Lösung, den Weg durch's Dunkel von Prüfungen, Schicksal, Krankheit und Tod ans helle Licht des Lebens: "Über sieben Brücken
musst Du gehn
sieben dunkle Jahre überstehn sieben mal wirst Du die Asche sein aber einmal auch der helle Schein" Hartes muss durchgestanden sein. Selbst hat man sich zu verlieren. Dann aber wartet der helle Schein, das Licht. Manchmal braucht es Brücken die über gefährliche Wasser und vernichtende Tiefen führen. In einem Buchtext wurde es vor etlichen Jahren festgehalten: "Brücken sind dazu da,
über Abgründen und Schluchten nicht zu verzweifeln, sondern darüber zu staunen, dass sie Freude schenken an der Wanderung durch das Land in der Natur draussen und durch das Land der Seele in mir drinnen." Oft sind wir Menschen solche Brücken für andere, die sonst verzweifeln müssten. Auf unserer Erde sind viele Menschen ohne jede persönliche Schuld gefährdet. Es muss ihnen geholfen werden. All zu gross ist die Enttäuschung auf der einen Seite und ist die Schuld auf der anderen Seite, wenn geholfen werden könnte, und es wird weder daran gedacht noch gemacht. Da haben wir alle nicht wegzuschauen, sondern hinzuschauen, zu Lösungen beizutragen und Menschen auf schweren Lebenswegen zu begleiten und zu unterstützen. Alles Leben ist verbunden miteinander. Es gibt kein wahres Glück auf Kosten anderer. Wem viel anvertraut wird, hat verantwortlich damit umzugehen. Wir dürfen uns in der Schweiz freuen am Wasser. Und wir dürfen zudem um das Evangelium von Jesus Christus, die frohe Nachricht vom Wasser des Lebens wissen! Da gibt es so viel davon, dass wir es teilen dürfen – und, wo auch immer wir uns befinden – dazu gehören, zur Familie des Lebens. "Er zeigte mir den Fluss des Lebenswassers" steht auch in jenem Kapitel der Offenbarung, wo vom Gratis-Wasser die Rede ist. Es ist schön, diesen Fluss gezeigt zu erhalten. Es ist wunderbar, an diesem Fluss zu leben. Und dieses Leben mit anderen zu teilen, Hilfe anzunehmen, wenn wir Hilfe brauchen, und Hilfe zu leisten, wenn wir sie geben können. Es zeugt vom Wirken des Heiligen Geistes, wie es auf den letzten Seiten der Bibel aufgeschrieben ist. Predigtentwurf für
einen Sonntag vor dem 26. April 2005
zum 19. Jahrestag der Tschernobyl-Katastrophe für Green Cross Schweiz, von Pfr. Jakob Vetsch ... EINER DES ANDERN ... "Traget einer des andern Lasten, und so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen." (Galaterbrief 6,2) Chaplin, der Inbegriff des Komikers, der Mann, der im letzten Jahrhundert vielleicht am meisten Leute zum Lachen gebracht hat, Chaplin hatte auch seine nachdenkliche Seite. Und er hat sie auch genannt, im Schlussappell seines Filmes "Der grosse Diktator" vom Jahre 1940. Wie das ernsthafte Vermächtnis eines vielseitig Begabten, den das Wohlergehen seiner Mitmenschen nicht unberührt liess, lesen sie sich, diese Worte: "Ich möchte weder herrschen noch irgendwen erobern, sondern jedem Menschen helfen, wo immer ich kann - den Juden, den Heiden, den Farbigen, den Weissen. Jeder Mensch sollte dem andern helfen, nur so verbessern wir die Welt. Wir sollten am Glück des Andern teilhaben und nicht einander verabscheuen. Hass und Verachtung bringen uns niemals näher. Auf dieser Welt ist Platz genug für jeden. Und Mutter Erde ist reich genug, um jeden von uns satt zu machen. Das Leben kann ja so erfreulich und wunderbar sein. Wir müssen es nur wieder zu leben lernen! Die Habgier hat das Gute im Menschen verschüttet, und Missgunst hat die Seelen vergiftet. Wir haben die Geschwindigkeit entwickelt, aber innerlich sind wir stehen geblieben. Wir lassen Maschinen für uns arbeiten, und sie denken auch für uns. Die Klugheit hat uns hochmütig werden lassen und unser Wissen kalt und hart. Wir sprechen zu viel und fühlen zu wenig. Aber zuerst kommt die Menschlichkeit und dann erst die Maschinen. Vor Klugheit und Wissen kommt Toleranz und Güte. Ohne Menschlichkeit und Nächstenliebe ist unser Dasein nicht lebenswert. Aeroplane (Flugzeug) und Radio haben uns einander näher gebracht. Diese Erfindungen haben eine Brücke geschlagen von Mensch zu Mensch. Sie erfordern eine allumfassende Brüderlichkeit, damit wir alle Eins werden. Bewahrt Euch die Menschlichkeit in Euren Herzen, und hasst nicht! Nur wer nicht geliebt wird hasst, nur wer nicht geliebt wird. Kämpft für die Freiheit! Im 17. Kapitel des Evangelisten Lukas steht, Gott wohnt in jedem Menschen, also nicht nur in einem oder in einer Gruppe von Menschen. Vergeßt nie: Gott lebt in Euch allen! Und Ihr als Volk habt allein die Macht, die Macht Kanonen zu fabrizieren, aber auch die Macht Glück zu spenden. Ihr als Volk habt es in der Hand, dieses Leben einmalig kostbar zu machen. Lasst uns kämpfen für eine neue Welt, für eine anständige Welt, die jedermann gleiche Chancen gibt, die der Jugend eine Zukunft und den Alten Sicherheit gewährt. Laßt uns kämpfen für die Freiheit in der Welt, das ist ein Ziel, für das zu kämpfen es sich lohnt! Nieder mit der Unterdrückung, dem Hass und der Intoleranz! Lasst uns kämpfen für eine Welt der Sauberkeit, in der die Vernunft siegt, in der Fortschritt und Wissenschaft und alles zum Segen gereichen!" Wer die genannten Worte von Gott, der in uns allen wohnt, im Lukas-Evangelium sucht, wird sie nicht finden. Chaplin wusste, dass Lukas ein Doppelwerk hinterliess, das Evangelium und die Apostelgeschichte. Gemeint ist also das 17. Kapitel der Apostelgeschichte des Lukas, und zwar die Verse 27b und 28a, wo wir lesen: "Gott ist doch nicht fern von einem jeden unter uns, denn in ihm leben, weben und sind wir." Chaplin übersetzte das einfach mit: Gott wohnt in jedem Menschen. Das ist ja dann auch der Grund, warum alles zusammen hängt und es kein wahres Glück gibt, wenn es nicht allen gilt. Der Apostel Paulus hat es in die Worte gefasst: "Traget einer des andern Lasten, und so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen." ... einer des andern ... Vielleicht sind wir Schweizer auch einmal froh. Es sind nicht immer nur die anderen, die das Unheil trifft. Die aktuelle Aktion von Greencross Schweiz zeigt uns ein Mädchen, und wir lesen dazu: "Wer gibt der 6-jährigen Ania Wärme und Schutz?" Ich schaue es an und denke, es könnte mein Kind sein oder deins, ich könnte es sein oder du. Es geht mir nicht aus dem Sinn: ... einer des andern ... "Wer?" Einst hat es ein Mann namens Martin getan. Er hat den richtigen Gebrauch des Schwertes demonstriert und damit seinen Mantel geteilt und die eine Hälfte einem Frierenden zugeworfen. In der Nacht ist ihm im Traum Christus erschienen, und er hatte die verschenkte Hälfte von Martins Mantel um sich gewickelt. "Wiefern ihr es einem dieser meiner geringsten Brüder getan habt, habt ihr es mir getan." (Matthäus 25,40). Es geht um Ania. Sie ist genug Grund zum Helfen. Ein Kind, in dem Gott wohnt, wie in uns allen. Es geht aber auch um Christus und um dich, was du tust und was mit dir geschieht. Mutter Teresa hat es einmal so gesagt: "Wenn Sie den Armen den Rücken zuwenden, so wenden Sie ihn Christus zu. Er hat sich selbst zum Hungrigen gemacht, zum Nackten, zum Heimatlosen, so dass Sie und ich Gelegenheit haben, ihn zu lieben!" Wir haben viel Gelegenheit, ihn zu lieben. Indem wir unsere Herzen warm machen mit der Freude des Evangeliums, von Gott geliebt zu sein; und indem wir diese Liebe in Form von Wärme anderen schenken, ihnen in Gedanken etwas Wärme schicken, für sie beten und helfen, so gut wir können, "den Juden, den Heiden, den Farbigen, den Weissen", wie es Chaplin in seinem Schlussappell eindringlich gesagt hat. Predigtentwurf für einen Sonntag vor dem 26. April 2004 "Baut Häuser und wohnt darin; pflanzt Gärten und esst
ihre Früchte; Welche Verheissung! Baut Häuser, pflanzt Gärten, gründet
Familien und lebt in Frieden! So ermutigt der Prophet sein
Volk im Exil, so hört er Gott selbst zu seinen Menschen
sprechen. Zukunft und Hoffnung will er ihnen geben. Göttliche Verheissungen sind nicht einfach Vorhersagen
oder Prophezeiungen, die dann eintreffen oder nicht
eintreffen können. Sie sind vielmehr Ruf und Appell,
Aufruf und Einladung, Ermutigung und Ermächtigung.
Die göttliche Verheissung will uns zum Handeln motivieren.
Denn Gott ist auf unser Handeln angewiesen. Nur so werden
seine Verheissungen wahr. Andersrum hingegen wirken die Kräfte der Vernichtung.
Stillstand wo Entwicklung sein sollte. Ob Gott auch dem russischen Mädchen Tanja Zukunft und Hoffnung und Hoffnung gewähren wird? Sein Gedanke ist es, an uns aber ist es, den Gedanken in die Tat umzusetzen. "Denn ich weiss wohl, was ich für Gedanken über euch habe, spricht der HERR: Gedanken des Friedens und nicht des Leides, dass ich euch gebe Zukunft und Hoffnung." Predigtentwurf für einen Sonntag vor dem 26. April 2003 Hoffnung durch die Nähe des Gespräches Der König fragte die Schlange: "Wo kommst du her?" Andreas findet zuerst seinen Bruder Simon und sagt zu
ihm: Damit wir nicht so allein sind und wirklich leben, sind
wir auf Beziehungen, auf ein Miteinander angewiesen. Das
verleiht uns Geborgenheit, Sicherheit und Lebenssinn. In
jeder echten Beziehung wird ausgetauscht, kommuniziert,
gesprochen. Das kann auf vielfältige Weise geschehen: mit
Worten, im Schweigen, durch Gesten, in der Arbeit. Wenn Gott uns Menschen ruft, sind die Gespräche nicht
wortreich. "Du bist Petrus, der Fels”, d.h. ich nenne dich so, ich
mache das aus dir. Und was Petrus von sich aus zu sagen
hat, das müssten auch wir sagen: "Herr, geh weg von mir,
ich bin ein Sünder.” (Lk.5,8) Selten traut es sich
ein Berufener zu, in Gottes Namen zu handeln und zu
verkündigen. Er soll es ja auch nicht aus eigenen Kräften
tun, sondern aus dem Willen und der Kraft Gottes. Da kommt mir eine Geschichte mit dem heiligen Franz in
den Sinn. Er weilte einmal in der Behausung bei
Portiuncula, und bei ihm hielt sich Bruder Masseo auf.
Dieser besass eine besondere Gnadengabe für das Wort
Gottes. Er zeichnete sich durch kluge Verständigkeit aus
und war deshalb dem Heiligen sehr lieb. Wenn Gott uns ruft, sind die Gespräche nicht lang, und er schaut nicht auf den Mustermenschen. Es wird von einem Menschen namens Nathanael berichtet,
der Jesus zurückfragt: "Woher kennst du mich?” Und Jesus
antwortet: "Da du unter dem Feigenbaum warst, sah ich
dich.” Was würde Jesus zu uns sagen? Vielleicht: Da du nachts
nicht schlafen konntest und deine Gedanken wie mit
Elefantenfüssen auf dir herumtrampelten, da sah ich dich.
Da du allein im Auto unterwegs warst und vor dich
hingesprochen hast, da sah ich dich. Zwiegespräche mit Gott sind kurz, wenn er uns ruft. Sie
dauern aber an, wenn wir auf seinen Ruf hören und ihm
nachfolgen. Dann reden wir täglich mit Gott. Ein Weiser hatte die merkwürdige Angewohnheit, sich jeden
Abend um die gleiche Zeit von seinen Freunden zu
verabschieden. Fragte man ihn, wohin er denn gehe, pflegte
er zu erwidern, er sei noch zu einer Feier
eingeladen. Durch das Reden Gottes mit uns und durch unser Reden mit Gott wird unser Leben etwas ganz Besonderes. Wir verändern uns, und die Welt wird wunderbar, weil Gott das wirkt. Mitten in aller Hoffnungslosigkeit, mitten in allem Zerstörten wächst die Blume der Hoffnung, wenn wir Menschen mit Gott reden und wenn unsere Gespräche untereinander die Qualität echter Nähe und Wärme haben, weil wir von Gott geliebt sind, weil wir das wissen und einander verstehen wollen, voneinander lernen, einander bereichern möchten, für ein besseres Heute als es das Gestern war, für ein besseres Morgen als es das Heute ist. Zum Schluss knappe Worte, die Jesus beim Kreuz gesagt hat. Sie zeigen, wie Gemeinschaft gestiftet und Hoffnung gegeben werden kann: Jesus sah die Mutter und neben ihr den Jünger stehen, den er lieb hatte. Er sagt zur Mutter: "Siehe, dein Sohn!" Hierauf zum Jünger: "Siehe, deine Mutter!" Und von jener Stunde an nahm sie der Jünger in sein Haus. Predigtentwurf für einen Sonntag vor dem 26. April 2001 gemEINsam statt EINsam, "Zwei sind auf jeden Fall besser dran als einer allein. Tränen fallen ihr über das Gesicht. Sie hat es gegen den Boden geneigt. Monoton kommt aus ihr heraus: "Mein Ex fragt nicht nach mir, ich bin ihm gleichgültig." Gezeichnet von jahrelanger Krankheit sitzt sie im Rollstuhl auf der Veranda draussen, ein Häufchen Elend, allein, eine kinderlose Schweizer Frau mittleren Alters. "Vielleicht will er seine neue Partnerin nicht eifersüchtig machen", hör ich mich sagen. Ich versuche schon wieder Brücken zu bauen, ein richtiger Brückenbauer, ein Pontifex, bin ich geworden, mein Gott! Aber wo kommen wir hin, wenn wir immer nur die eine Seite sehen, und überhaupt dieses Schuldzuweisen statt Verstehenwollen, "Moralin" statt Hilfe - ich hab es satt! Tatsache ist: Sie sitzt da, heulend, allein. Bitter. Wahr. Die stummen Momente teilen, den Schmerz aushalten, die Wut nicht runterschlucken, die Trauer nicht vorschnell mit Trost übertünchen, nicht "leidige Tröster" sein, wie Hiob es seinen Freunden vorgeworfen hat. Aushalten, da-sein. Was für ein Da-sein manchmal! Aber ich möchte es nicht missen: Die Tiefs gehören zum Leben, da gibt es nicht nur Höhenflüge. Ich schau sie an, die Frau, und es kommt mir ein Satz in den Sinn, den ich in der Fortbildung hörte: "Der Hass ist die Hoffnung auf die Liebe." Da darf man also ganz schön vorsichtig sein; wenn das nämlich so steht, dann wäre in Manchem noch Manches zu machen! Eindringlich auch die Worte: "Nur wer nicht geliebt wird, hasst, nur wer nicht geliebt wird ..." Ich sag es ja: Da darf man ganz schön vorsichtig sein; dies sind immerhin Worte von Charlie Chaplin, aus dem Schlussappell seines grossartigen Filmes "Der grosse Diktator" (1940), der seinerzeit immerhin auch in der Schweiz verboten wurde ... Ja, man hat Störungen halt nicht gern, man lässt sich nicht gern stören in seinen Geschäften, durch die Liebe schon gar nicht; auch eine Krankheit kann ja so störend sein. Wir lassen uns nicht gerne zum Umdenken zwingen, das möchten wir dann schon freiwillig von uns aus tun; und wir tun es nur, wenn es auch wirklich etwas bringt. Komisch: Es sind doch die genaugleichen Mechanismen im Grossen und im Kleinen. Sie betreffen jene weinende Frau im Rollstuhl genau wie ganze Nationen und Völker. Warum bloss haben wir einen so weiten Weg, bis wir wirklich helfen können? Bis wir Kranke und Strahlengeschädigte annehmen können, wie sie sind? Da sind weite Wege zurückzulegen, bis wir anschauen können, was ist, und bis wir es annehmen und helfen können. Tschernobyl darf nicht in Vergessenheit geraten. Green Cross Schweiz schreibt: "Im 15. Jahr nach dem Unglück haben rund 10 Millionen Menschen ernsthafte gesundheitliche Probleme wegen der anhaltenden Radioaktivitat in der Nahrungskette. Im Vergleich dazu litten in den ersten 12 Monaten "nur" einige Tausend unter der atmospharischen Verstrahlung. Kommt hinzu, dass sich die ökonomische Situation drastisch verschlechtert hat. Die Wirtschaft in den betroffenen Gebieten liegt am Boden. Viele gutausgebildete Menschen sind weggezogen, der Boden ist verseucht, gesundheitliche Schäden mindern die Leistungsfähigkeit. Die Menschen sind heute mehr denn je auf Hilfe aus dem Westen angewiesen." Das muss man wissen. Wer`s nicht weiss, kann nicht helfen. Wir müssen Krankheiten und Schädigungen, deren Auswirkungen und Verlauf, kennen, sonst können wir nicht helfen - und tun gar noch jemandem Unrecht an. Wer Hilfe braucht und ohne Hilfe bleibt, dem geschieht Unrecht. Ich sehe die strahlengeschädigten Kinder, die zur Erholung in den Ferien im Kinderdorf Pestalozzi im appenzellischen Trogen weilten, vor mir. Bleich, keine 15 Jahre alt, nach der Katastrophe geboren also. Sie können nichts dafür. Aber wir können ein bisschen etwas dagegen tun! Ich probiere es - und winke Zweien, die grad schauen, herzhaft zu. Ein freudiges Lächeln kommt zurück, und sie winken mir auch! "Die RUSSEN kommen", hörte ich meinen Vater manchmal im Halbernst sagen. Er meinte die Armee. Gedankenversunken schaue ich jenen Kindern nach, die in Zweierkolonne an der frischen Bergluft durch`s Kinderdorf laufen: "Die Russen KOMMEN", denke ich, "anders, als es mein Vater manchmal im Herzen bewegte ... ganz anders." Wir sollten helfen und Freunde sein. Denn: "Zwei sind auf jeden Fall besser dran als einer allein. Mich lässt eine Beispielgeschichte von Christoph Schmid nicht los: Ein Vater hatte sieben Söhne, die öfter miteinander uneins waren. Über dem Zanken und Streiten versäumten sie die Arbeit. Ja, einige böse Menschen hatten im Sinne, diese Uneinigkeit zu benutzen, um die Söhne nach dem Tod ihres Vaters um ihr Erbteil zu bringen. Da liess der alte Mann alle sieben Söhne zusammenkommen, legte ihnen sieben Stäbe vor, die fest zusammengebunden waren, und sagte: "Dem von euch, der dieses Bündel Stäbe zerbricht, zahle ich hundert grosse Taler." Einer nach dem andern strengte alle seine Kräfte an, und jeder sagte nach langem vergeblichen Bemühen: "Es ist gar nicht möglich!" "Und doch", sagte der Vater, "ist nichts leichter!" Er löste das Bündel auf und zerbrach einen Stab nach dem andern mit geringer Mühe. "Ei", riefen die Söhne, "so ist es freilich leicht, so könnte es ein kleiner Knabe!" Der Vater aber sprach: "Wie es mit diesen Stäben ist, so ist es mit euch, meine Söhne. Solange ihr fest zusammenhaltet, werdet ihr bestehen, und niemand wird euch überwältigen können. Wird aber das Band der Eintracht, das euch verbinden soll, aufgelöst, so geht es euch wie den Stäben, die hier zerbrochen auf dem Boden herumliegen." Predigtentwurf für einen Sonntag vor dem 26. April 2000 Ohne Hoffnung nicht "Die Hoffnung haben wir als einen sicheren und festen
Anker der Seele, Haben Sie Glück gehabt, oder sind Sie glücklos? Das ist
manchmal die Frage im Leben. Es gibt die Pechvögel und die
Glückspilze, Menschen, die auf der Sonnenseite des Lebens
sitzen und solche, die sich mit der Schattenseite
zufrieden geben müssen. Demnach muss es etwas Wichtiges geben, das jenseits vom
Glück zu Hause ist, etwas, das noch tiefer geht.
Vielleicht ist es das, wovon jetzt die Rede sein wird. -
Der Mensch könne wohl glücklos leben, aber ohne Hoffnung
nicht, meinte der norddeutsche Lyriker und Novellist
Theodor Storm (1817-1888). Wörtlich sagte er: "Wir können
wohl das Glück entbehren, aber nicht die Hoffnung."
Das ist eine sehr ernste Angelegenheit und zugleich das
Schönste im Leben. Die Geschichte von den vier Kerzen
weiss davon zu erzählen. - Vier Kerzen brannten am
Adventskranz. Es war ganz still. So still, dass man hörte,
wie die Kerzen zu reden begannen. Da muss es also etwas Letztes geben, die Hoffnung, die
man niemandem rauben darf, die man aber auch nicht
organisieren oder gar kaufen kann. Und dennoch, es kann
eben sein, dass alles andere weg ist, verloren, verdorben,
und da ist das kleine Licht der Hoffnung noch, mit dem so
vieles andere wieder angezündet werden kann. Ich schliesse mit einem tschechischen Wort: "Augen, die mit Hoffnung sehen, sehen weiter. Augen, die mit Liebe sehen, sehen tiefer. Augen die mit Glauben sehen, sehen alles in einem anderen Licht." last update: 29.06.2024 |