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Predigt zum Sonntag, den 1. Mai 2011,
gehalten in der reformierten Kirche von Leimbach, Zürich,
durch Pfr. Jakob Vetsch, Sihlcity-Kirche

Im Schweiss deines Angesichts ...


Predigttext:
"Zum Menschen sprach Gott, der Herr: Verflucht ist der Erdboden um deinetwillen, mit Mühsal wirst du dich von ihm nähren dein Leben lang. Dornen und Disteln wird er dir tragen, und das Kraut des Feldes wirst du essen. Im Schweiss deines Angesichts wirst du dein Brot essen, bis du zum Erd-boden zurückkehrst, denn von ihm bist du genommen. Denn Staub bist du, und zum Staub kehrst du zurück."
1. Mose 3,17-19


Liebe Gemeinde!

"Mein Erfolgsrezept ist einfach: Zehn Prozent Inspiration, neunzig Prozent Transpiration." – So äusserte sich einmal der Zeichner Rolf Kauka, Vater der Comic-Figuren Fix und Foxi, gewissermassen der deutsche „Walt Disney.“ – "Zehn Prozent Inspiration, neunzig Prozent Transpiration."
"Vo nüüt chunnt nüüt!" – Das pflegte meine Tante zu sagen, wenn ich ihr voll Freude von einer gelungenen Schulnote berichtete! Ich fühlte mich verstanden, denn ich hatte ja wirklich auch dafür gearbeitet. – Erst später las ich am Schulhaus jenes Dorfes über dem Eingang die Worte "Ohne Fleiss kein Preis!"

Nun will ich Ihnen aber gestehen, dass sich meine Begeisterung sehr in Grenzen hielt, als ich von jenen Worten Gottes erfuhr, die am Anfang der Bibel stehen und die ich zum heutigen Predigttext gewählt habe! Als dann in meinem jungen Berufsleben ein erfahrener Physiotherapeut während der Behandlung mir voller Schwung entgegenlachte: "Ja, Herr Pfarrer, einmal am Tag schwitzen, das sollten wir!" – da war meine Entgeisterung komplett. Ich schwitze nicht gerne, dachte ich bei mir selber, vielleicht geht es auch anders.
Geht es nicht, das merkte ich bald, aber ich durfte dazu eben auch gute und schöne Erfahrungen machen. Die Erfahrung, dass das Brot tatsächlich nach harter Arbeit am besten schmeckt. Die Erfahrung, dass der Schlaf nach ausdauernder Arbeit am gesündesten ist. Und die Erfahrung, dass der eigentliche Lohn der Arbeit die Zufriedenheit ist.
"Den Seinen gibt 's der Herr im Schlaf." Lernten wir den Vers 2 vom Psalm 127. Jemand hat einmal gesagt, man könnte auch übersetzen "Den Seinen gibt der Herr Schlaf." Und die heutige Zürcher Ausgabe schreibt "Dem Seinen gibt er es im Schlaf." Es ist auch vom Brot die Rede und davon, dass ohne den Willen Gottes alles umsonst ist. Tief im Herzen drin wissen wir es ja schon, auch wenn wir es manchmal erzwingen möchten: "An Gottes Segen ist alles gelegen."

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Foto: Jakob Vetsch, 17. April 2011

Sie soll also nicht zu leicht daher kommen, die Rede von der Arbeit. Und es soll nicht verschwiegen werden, dass im Umsetzen der Gerechtigkeit – auch jene zwischen den Geschlechtern – ein grosses Manko besteht. Wir wollen an einem 1. Mai, an einem Tag der Arbeit, auch daran denken, dass die Arbeit für viele von uns allzu mühsam geworden ist, dass Ängste damit verbunden sein können, die Stelle zu behalten oder auch wieder eine zu bekommen. Wir möchten nicht darüber hinweg sehen, dass oft unmenschliche Abläufe das Feld beherrschen, die wir nicht mehr gutheissen können und in die alle eingebunden sind, vom Reinigungsdienst bis zur Manager-Etage. Wo Arbeit und vor allem Geldgewinnung zum Selbstzweck werden, da sind Freiheit und Menschlichkeit schon lange geflohen. Und da darf die Kirche nicht schweigen, weil es um die Würde und die Lebensqualität der Kinder Gottes geht, und zwar aller Kinder Gottes. Es gibt nirgendwo ein wahres Glück auf Kosten anderer. In der ganzen Schöpfung gibt es an keinem Teil Glück auf Kosten anderer Teile. Es geht ums Ganze.

Mir gefällt das Wort unserer Sprache für die tägliche Arbeit, von der wir leben und mit der wir leben: "Beruf." Das ist meines Wissens eine Wortschöpfung des Reformators Martin Luther. Feinfühlig und tiefsinnig leitet er das Wort von "Berufung" ab. Nicht nur die Pfarrerinnen und Pfarrer sollen für das, was sie tun, berufen sein, sondern alle.
Ein wunderbarer Gedanke: Jede und jeder an ihrem und seinem Ort dient Gott, dem Herrn! Er ist letztlich unser Arbeitgeber, und seinem grossen Schöpfungswerk sollen wir auch abschauen, was wir auf Erden zu verrichten haben – zu seiner Ehre.

Wir mögen uns fragen, woher wir den Antrieb dazu nehmen, dass das auch gelingt? – Letzthin gingen die sieben Prinzipien von Steve Jobs, dem als erfolgreich geltenden Apple-Computer-Gründer, durch die Presse. Ich fasse frei zusammen:

1. Tu das, was du liebst. Folge dem Ruf deines Herzens.

2. Hinterlasse Spuren im Universum. Gewinne Gleichgesinnte, die mit dir zusammen Visionen und Ideen in die Tat umsetzen.

3. Halte dich mental fit. Sei innovativ und kreativ. Kreativität ergibt sich aus einem Zusammenfügen von Informationen.

4. Gib nicht einfach ein Produkt deiner Arbeit weiter, sondern auch eine Zielvorstellung davon, einen Traum.

5. Wähle aus und sei einfach. So befreist du dich von ganz viel Überflüssigem und Verwirrendem.

6. Schaffe einzigartige, unvergessliche Erfahrungen. – Jeder erlebte Sonnenaufgang und jeder Sonnenuntergang z.B. hat etwas an sich, das nur ihm innewohnt. Lebe im Jetzt.

7. Beherrsche die Botschaft, die Form, das mitzuteilen, was dich begeistert. So wirst du andere für dieselbe Idee gewinnen.

Liebe Gemeinde! Das hört sich vielleicht nun merkwürdig an. Ich denke aber, da ist vieles dabei, das ganz einfach dem Leben inne wohnt und das mit dem Portieren der christlichen Botschaft auch zu tun hat. Dem Dankbaren wird viel anvertraut, dem Verbitterten wird am Schluss auch das noch genommen ...
Ja, es gibt auch die Arbeit an sich selbst. Sie mag schwer sein, aber sie gibt ebensoviel her. Wir leben nach Ostern. Jeder Gottesdienst ist nun eine Erinnerung an die Überwindung des Todes, an die Auferstehung unseres Herrn. Und jeder Sonntag erinnert an den Ostersonntag.
Darum wurde der Sonntag bei den Christen zum ersten Tag der Woche. Ein grosses Zeichen der Gnade! Geschenkt! Wir dürfen mit dem freien Tag anfangen. Die Feier geht vor. Und dann können wir gestärkt in die Alltagswoche hinein! Wir spüren die Kraft Gottes, seine Liebe zu uns, wir hören sein Wort und singen ihm Lieder, wir beten und preisen seinen Namen. Und dieser Sinn trägt in unser Leben hinein.

Amen.




Morgengebet aus Westafrika

Herr, ich werfe meine Freude wie Vögel an den Himmel.
Die Nacht ist verflattert, und ich freue mich am Licht.
Deine Sonne hat den Tau weggebrannt vom Gras
und von unseren Herzen.
Was aus uns kommt und was in uns ist an diesem Morgen - alles ist Dank.
Herr, ich bin fröhlich heute morgen.
Die Vögel und die Engel jubilieren, und ich singe auch.

Das All und unsere Herzen sind offen für deine Gnade.
Ich fühle meinen Körper und danke.
Die Sonne brennt meine Haut, und ich danke.
Das Meer rollt gegen den Strand, ich danke. Die Gischt klatscht gegen unser Haus, ich danke.

Herr, ich freue mich an der Schöpfung
und daß DU dahinter bist und daneben und davor und darüber - und in uns.
Ich werfe meine Freude wie Vögel an den Himmel.
Ein neuer Tag, der glitzert und knistert, knallt und jubiliert von deiner Liebe.
Jeden Tag machst Du - gepriesen seist Du, Herr.

Amen.


Gebet von Martin Luther

Du bist ein wunderbarer, liebevoller Gott,
du regierst uns wunderbar und freundlich.

Du erhöhst uns, wenn du uns erniedrigst,
du machst uns gerecht, wenn du uns zu Sündern machst.

Du führst uns gen Himmel, wenn du uns in die Hölle stösst,
du gibst uns Sieg, wenn du uns unterliegen lässt.

Du tröstest uns, wenn du uns trauern lässt,
du machst uns fröhlich, wenn du uns heulen lässt.

Du machst uns singen, wenn du uns weinen lässt,
du machst uns stark, wenn wir leiden.

Du machst uns weise, wenn du uns zu Narren machst,
du machst uns reich, wenn du uns Armut schickst.

Du machst uns zu Herren, wenn du uns dienen lässt.

Amen.


last update: 30.04.2015