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Predigt zu Auffahrt, den
17. Mai 2012, gehalten in der St. Anna-Kirche, Zürich,
durch Pfr. Jakob Vetsch, Sihlcity-Kirche; Predigt zum Sonntag, den 3. Juni 2012, gehalten in der Kirche St. Jakob, Zürich Die Arche Noah
Predigttext:
Noah baute dem Herrn einen Altar. Dann nahm er von allen reinen Tieren und von allen reinen Vögeln und brachte Brandopfer dar auf dem Altar. Und der Herr roch den beschwichtigenden Duft, und der Herr sprach bei sich selbst: "Nie werde ich wieder die Erde verachten um des Menschen willen. Denn das Trachten des Menschenherzens ist böse von Jugend an. Und nie werde ich wieder schlagen, was da lebt, wie ich getan habe. Solange die Erde währt, sollen nicht aufhören Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht." 1. Mose 8,20-22 Liebe Gemeinde! In der ersten Jahreshälfte durfte ich der Arche Noah gleich zwei Mal eindrücklich begegnen. Kaum war der Weihnachtskreis vorbei, entdeckte ich im Wohnzimmer eines Freundes eine einst schön gebaute, kleinere Arche Noah, die wohl anzeigen sollte, dass wir nun von Weihnachten durchs Neue Jahr bis zu Karfreitag und Ostern, Himmelfahrt und Pfingsten getragen werden sollen. Das hat mich sehr beeindruckt. So eine Arche brauchen wir tatsächlich zwischen den Festzeiten, damit wir, eingehüllt in der guten Botschaft von Jesus Christus und getragen vom allmächtigen Gott die Reise durchs Jahr frohgemut, aufgestellt und fleissig unter die Füsse nehmen können; in aller Umsicht und bei aller Weitsicht. Oft meinen wir, das Leben und wir selbst seien stark, und dann machen wir wieder die Erfahrung, wie zerbrechlich und wie nichts alles ist – und wie sehr wir angewiesen sind auf den Schutz und den Segen von oben! Es verstrich einige Zeit, und es warteten ein paar Ferientage im entfernten Bukarest. Kaum war das schöne Osterfest in der Schweiz fertig gefeiert, durfte es im orthodoxen Raum wiederholt werden. Es war April. Da ändert in den Quartieren und auf den Dörfern die Grussgewohnheit. Aus dem "Wie geht's?" wird mit einemmal ein freudiges "Christus ist auferstanden!", und der Rückgruss lautet: "Er ist tatsächlich auferstanden!" Das ist unglaublich schön, wenn das an jeder Strassenecke zu hören ist, von Kindern, Jugendlichen, arbeitenden und älteren Menschen, mit derselben Fröhlichkeit, richtig ansteckend! Und dann erst in der Osternacht, wo mit den Kerzen in der Hand das Licht aus der Kirche geholt wird, alle vom selben Schein, der dann das Gesicht erhellt und verändert, und alle tragen es nachher nach Hause, damit es dort weiter scheine, wo zusammen gelebt wird. Das sieht dann so schön aus auf den Strassen, und wieder diese Anrede: "Christus ist auferstanden!" und der Gruss zurück: "Er ist tatsächlich auferstanden!" In eben diesen Strassen begegne ich der Arche Noah zum zweiten Mal in diesem Jahr. Diesmal ist es eine grosse, und Noah schaut keck über den vielbefahrenen Boulevard. An einem Ort, wo es vor wenigen Jahren noch recht ärmlich aussah, steht nun dieses farbenfrohe Hoffnungszeichen des Überlebens und des besseren Lebens mit Gott. So anschaulich wird seine Zusage: "Nie werde ich wieder schlagen, was da lebt, wie ich getan habe. Solange die Erde währt, sollen nicht aufhören Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht." Da spricht gelebter Glaube zu mir, geht es mir durch den Kopf, ja, daran wurde gearbeitet. Aus einem unansehnlichen Platz, wurde ein Ort der Botschaft Gottes, wo der Glaube gewirkt hat und zum Betrachter spricht. War da nicht ein Bundeszeichen, der Regenbogen, mit seinem Farbenspektrum? Ist es nicht so, dass Franz von Assisi den Vögeln predigte und Antonius von Padua den Fischen? Und was hat er zu ihnen gesagt? So listig! Er nannte sie von allen Geschöpfen als besonders auserwählt, weil sie, die Fische, die einzigen waren, die zum Überleben nicht auf die Arche mussten. Sie konnten in ihrem Element, dem Wasser, bleiben. Hans Erni hat ins Glasfenster der Kapelle von Sihlcity drei Fische gemalt, und wenn ich den Schülern jeweils die gut ausgedachten Worte des Antonius von Padua erkläre, dann nehme ich sehr wohl wahr, dass die Geschichte von der Arche Noah lange nicht mehr alle kennen. Vielleicht haben wir sie auch weniger nötig gehabt als an anderen Orten dieser Erde? Oder haben wir das nur gemeint? – Ich denke schon. Das Leben ist zerbrechlich, da lohnt es sich, Sorge zu tragen, das Bild der Arche vor Augen zu haben und die Worte und die Zusage Gottes im Herzen. Da kommt mir noch ein Detail – für mich ein wichtiges – zur Geschichte von Noah mit seiner Arche in den Sinn. Vor etlichen Jahren wurde die Frage an mich herangetragen, wie die Frau des Noah geheissen habe? Hand aufs Herz, könnten Sie das sagen? Ich konnte es nicht. Weil ich das gar nicht wusste. Selbstverständlich schaute ich nach. Des Rätsels Lösung ist recht einfach. Derjenige, der mich gefragt hatte, sah das schon richtig: Die Frau von Noah findet in der Bibel Erwähnung, aber ihr Name nicht. Kein Hinweis. Bei meinen Recherchen bemerkte ich, dass auch im Internet eifrig nach dem Namen von Noahs Frau gesucht wurde. Nun war ich mir gar nicht mehr sicher, ob ich das noch herausfinden würde. In der ausserbiblischen Tradition wurden wir dann fündig, und zwar im 14. Kapitel der apokryphen Schrift "Die Schatzhöhle". Dort heisst sie Haikal und ist die Tochter der Namos und Enkelin des Henoch, der hier als Bruder des Metusala genannt wird. Es gibt sie also schon, die Frau des Noah. Und sie hat einen Namen: Haikal, ein schöner Name. Wir haben Namen. Und wir werden gerettet. Aus der Zerbrechlichkeit ins Unzerstörbare hinein, aus dem Zeitlichen ins Ewige. Unsere Namen sind nämlich aufgeschrieben im grossen Buch des Lebens im Himmel. Im Evangelium nach Lukas (10,20) – das war doch der Arzt, und ist es nicht so, dass Jesus gekommen ist, das Verlorene zu suchen und zu retten und Kranke zu heilen, weil sie des Arztes bedürfen und nicht die Gesunden? – also, im Evangelium nach Lukas steht geschrieben: "Freut euch darüber, dass eure Namen im Himmel aufgeschrieben sind!" Freut euch, Jesus ruft es uns zu, der Evangelist gibt uns das weiter. Freut euch! Das ist Frohbotschaft, und dass wir uns mit denen freuen sollen, die feiern, und mit jenen weinen sollen, die traurig sind. Im Vertrauen darauf, dass Gott uns kennt, uns und unseren ganzen Weg, und dass unsere Namen aufgeschrieben sind im grossen Buch des Lebens im Himmel, und dass wir getragen werden durch die Zeit hindurch auf die Ewigkeit zu. Die Arche Noah ist zu einem wichtigen Bild für das Überleben, für die Rettung und für die Beziehung von Gott zum Menschen und vom Menschen zu Gott geworden. Er kennt uns, und er möchte uns bewahren. In der Suchmaschine Google bringt die Kombination "Arche Noah" (in Anführungs- und Schlusszeichen) sage und schreibe 1 Million 840 Tausend Treffer. Es ist spannend, für welche vielfältigen Dinge die Arche Noah den Namen gibt. So etwa: Gesellschaft zur Erhaltung und Verbreitung der Kulturpflanzenvielfalt, Tierschutzverein, Kinderspielparadies, Zoo, Tierheim, Jugendfarm, Reisegesellschaft. Auch in dichterischer Form wurde die Geschichte von Noah, seiner Familie, den Tieren und der Arche zahlreich festgehalten. Hier der erste und der letzte Vers der Dichtung von Michaela Trieb: Noah hört auf Gottes Stimme:
"Bau ein Schiff und dass es schwimme! Nenn das Schiff aus Holzgebälk – Arche, sodass es auch zusammenhält." Gott sei Dank, das Wasser wich, Tiere und Menschen mehrten sich. Was lernen wir aus der Geschicht? Vertrau' auf Gott ... oder [dann eben] nicht. Wir kennen die Kirche als ein Schiff unterwegs. Wir reden ja auch vom Kirchenschiff, in dem wir alle sitzen und in dem wir einander helfen, damit wir auf dem Weg nicht "mutterseelen" allein sind, sondern auch durch Menschen von der Güte Gottes erfahren, welche das Bild der Arche ausdrückt – im Wohnzimmer gleichermassen wie auf der Strasse und in der Predigt des Antonius von Padua. Für uns sind sie Jesus-Zeichen, jene drei (!) Fische im Glasfenster von Sihlcity, wie sie für die frühen Christen ein Hinweis waren auf Jesus Christus, den Sohn Gottes und unseren Heiland. Die Himmelfahrt Christi sagt uns zu, dass er nun zur Rechten Gottes sitzt und mit viel guter Macht ausgerüstet ist, sodass wir an ihn glauben und auf ihn zählen können und sollen. Wir dürfen zu ihm beten, wir dürfen ihm sagen, was uns bedrückt und er wird uns Antwort geben und uns mit Kraft und einer neuen Sicht der Dinge ausrüsten: "Denen, die Gott lieben,
dient alles zum Guten." Römer 8,28 Amen. last update: 16.05.2012
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