CHRISTentum.ch
Ein Portal für das Christentum in der Schweiz



Predigt zum Sonntag, 2. August 2015 um 18:00 Uhr in der Wasserkirche Zürich, Pfarrer Jakob Vetsch

Heimat in Christus

Predigttext (Philipper 3,7-9):
"Alles, was mir Gewinn war, habe ich dann um Christi willen als Verlust betrachtet. Ja, in der Tat, ich halte das alles für wertlos im Vergleich mit der überragenden Erkenntnis Christi Jesu, meines Herrn, um dessentwillen mir alles wertlos wurde, und ich betrachte es als Dreck, wenn ich nur Christus gewinne und in ihm meine Heimat finde."

Liebe Gemeinde

"Wenn ich nur Christus gewinne und in ihm meine Heimat finde." Merkwürdig hängen diese Begriffe nach, und man mag sich fragen, wie das denn geht, in Christus seine Heimat finden? Wie macht man das, und wie sieht sie aus, die Heimat in Christus? Heimat ist doch das Vertraute, ein Ort wo man sich kennt und wo man verweilen kann.

Dabei hatte doch Jesus auf die Aussage eines Jüngers, er wolle ihm folgen, wohin er auch gehe, warnend gesagt: "Die Füchse haben Höhlen, und die Vögel des Himmels haben Nester, der Menschensohn aber hat keinen Ort, wo er sein Haupt hinlegen kann." (Lukas 9,58)

Also muss es bei der Heimat in Christus um eine andere Dimension gehen, um etwas das bleibt und in die Ewigkeit hineinzugreifen vermag. Etwas, das aber hier und jetzt schon Halt gibt, stärkt und die Seele nährt. Etwas, das uns die Bahn fürs Weitergehen frei macht. – Heimat finden in Christus, geht es um den Einbezug in die Wahrheit, die frei macht? Oder um die bedingungslose Liebe? Um die Vergebung, aus der wir leben? Um die Verheissungen, von denen wir gegen das Ende der Bibel im Buch der Offenbarung des Johannes lesen, vom neuen Himmel und der neuen Erde, wo Gott selbst mit den Menschen sein wird: "Abwischen wird er jede Träne von ihren Augen und der Tod wird nicht mehr sein, und kein Leid, kein Geschrei und keine Mühsal wird mehr sein; denn was zuerst war, ist vergangen. (...) Siehe, ich mache alles neu!" (21,1ff.)

Heimat in Christus, das würde heissen, es handelt sich hier nicht um irgendwelche Wunschvorstellungen oder Illusionen, sondern um verbindliche Verheissungen von Gott an uns Menschen. In einer Welt, in der das Leiden, die Menschenverachtung und Brutalität allgegenwärtig sind, muss dies Konsequenzen haben, die bereits hier und jetzt spürbar sind. Das Stichwort ist Frieden, auch wenn er oft durch vorherziehende Unruhe gekennzeichnet ist.

"Es ist geschehen", lesen wir weiter beim Seher Johannes, "ich bin das A und das O, der Anfang und das Ende. Ich werde dem Dürstenden von der Quelle des Lebenswassers zu trinken geben, umsonst. Wer den Sieg erringt, wird dies alles erben, und ich werde ihm Gott sein, und er wird mir Sohn sein."

Heimat finden in Christus: „Wenn ich nur in ihm meine Heimat finde.“ Vorgängig beschreibt der Apostel Paulus, wie ihm durch Christus alles, worauf er früher so viel Wert gelegt hatte, zum Dreck wurde, zum Abfall, zum Unrat, zum Ausstoss. Härter kann das nicht gesagt werden. Da geht es um Wertvorstellungen, denen wir vielleicht erlegen sind und immer wieder erliegen könnten, wenn wir sie nicht (auch immer wieder) durchschauen, überprüfen, hinterfragen. Es geht um die Tendenz, dass das Haben das Sein dominiert. Was immer es für Besitztümer sind, man kann sie nicht rübernehmen; sie tragen nicht in die Ewigkeit hinein.

Eckhart Tolle, ein spiritueller Lehrer der Gegenwart, zitiert in seinem Buch "Jetzt! Die Kraft der Gegenwart" (S. 65) die "vom Weinstock abgeschnittene Rebe" (Johannes 15), wie Jesus es ausdrückte. Er ruft auf zur Rückbesinnung auf das was wir eigentlich sind und dass wir es unterscheiden von dem, was nicht in die Ewigkeit hineinträgt. "Du wirst es spätestens dann wissen," so Tolle, "wenn der Tod naht. Der Tod nimmt alles weg, was du nicht bist. Das Geheimnis des Lebens ist, 'zu sterben, bevor du stirbst' – und herauszufinden, dass es keinen Tod gibt."

Zugegeben, das sind Steilvorlagen, und wir können nicht immer so leben. Aber wir können immer wieder mal in uns gehen – vielleicht auch gerade in Sommerpausen – und uns fragen, wo unsere Werte und Ziele sind. Wir dürfen unser Leben auch vor Gott legen, und er wird sein Licht darauf werfen. Von diesem Licht leben wir. Es zeigt uns den Weg, es erhellt uns das Gehen und Verweilen, und es gibt uns die Kraft für die Seele. Im Lied mit dem Text von Adolf Maurer heisst es:

"Herr, du weisst, wie arm wir wandern
durch die Gassen dieser Welt,
wenn der Glanz von einer andern
nicht auf unsre Schritte fällt.
Leuchte du mit deinem Schein
in die dunkle Welt hinein."

Heimat finden in Christus – da sind wir nicht allein. Da leuchtet das Licht von einer anderen Welt in diese hinein. Da wirkt auch der Heilige Geist, die einigende und wegweisende Kraft Gottes. Und wir finden immer wieder zu Werten, zu Aufgaben auch, die in eine andere Dimension hineinreichen und über diese Zeit hinaustragen in die Ewigkeit hinein. Wir finden uns selbst, indem wir Christus Einlass gewähren in unser Leben und in ihm unsere Heimat finden. Dort, wo die Wahrheit ist, der Weg und das Leben. Dort, wo Orientierung auf das Gute hin geschieht, wo Barmherzigkeit und Liebe wirken.

Amen.



GOTTESDIENSTABLAUF

Orgel-Eingangsspiel

Grusswort:
"Christus hat die Kirche geliebt und sich für sie hingegeben, um sie zu heiligen und rein zu machen durch das Bad im Wasser, durch das Wort." (Epheser 5,25-26)

Lied 159,1-3 ("Liebster Jesu, wir sind hier")

Gebet zur Sammlung (Abendgebet von Dietrich Bonhoeffer):
"Herr, mein Gott, ich danke Dir, dass Du diesen Tag zu Ende gebracht hast; ich danke Dir, dass Du Leib und Seele zur Ruhe kommen lässt. Deine Hand war über mir und hat mich behütet und bewahrt. Vergib allen Kleinglauben und alles Unrecht dieses Tages und hilf, dass ich allen vergebe, die mir Unrecht getan haben. Lass mich in Frieden unter Deinem Schutz schlafen und bewahre mich vor den Anfechtungen der Finsternis. Ich befehle Dir die Meinen, ich befehle Dir dieses Haus, ich befehle Dir meinen Leib und meine Seele. Gott, Dein heiliger Name sei gelobt! Amen."

Lesung (Lukas 13,6-9 – Das Bild vom Feigenbaum):
"Jesus erzählte aber das folgende Gleichnis: Es hatte einer in seinem Weinberg einen Feigenbaum stehen. Und er kam und suchte Frucht an ihm und fand keine. Da sagte er zu dem Weinbauern: 'Seit drei Jahren komme ich nun und suche Frucht an diesem Feigenbaum und finde keine. Hau ihn um! Wozu soll er auch noch den Boden aussaugen? ' Der aber antwortet ihm: 'Herr, lass ihn noch dieses Jahr, bis ich rings um ihn umgegraben und Mist ausgelegt habe. Vielleicht bringt er in Zukunft doch Frucht; wenn aber nicht, dann lass ihn umhauen'."
Selig sind, die das Wort Gottes hören und danach tun.

Lied 243,1-3 ("Dir, dir, Jehova, will ich singen")

Predigttext (Philipper 3,7-9)
"Alles, was mir Gewinn war, habe ich dann um Christi willen als Verlust betrachtet. Ja, in der Tat, ich halte das alles für wertlos im Vergleich mit der überragenden Erkenntnis Christi Jesu, meines Herrn, um dessentwillen mir alles wertlos wurde, und ich betrachte es als Dreck, wenn ich nur Christus gewinne und in ihm meine Heimat finde."

1. Zwischenspiel der Orgel
PREDIGT: Heimat in Christus
2. Zwischenspiel der Orgel

Gebet (Fürbitten und Unser Vater)

Lied 717,1-4 ("Herr, du weisst, wie arm wir wandern")

Mitteilungen
- Kollekte für soziale Aufgaben in der Stadt Zürich.
- Jeweils am Dienstag um 07:30 Uhr: Ökumenisches Morgengebet "15 Minuten für dich".

Lied 613,1-3 ("Mit meinem Gott geh ich zur Ruh")

Segen

Ausgangsspiel


last update: 31.07.2015