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Gottesdienst vom Sonntag,
21.
Juni 2015, Wasserkirche Zürich, Pfr.
Jakob Vetsch
Stillung des Seesturms Predigttext: Markus 4,35-41 "Und er sagt zu ihnen am Abend dieses Tages: Lasst uns ans andere Ufer fahren. Und sie liessen das Volk gehen und nahmen ihn, wie er war, im Boot mit. Auch andere Boote waren bei ihm. Da erhob sich ein heftiger Sturmwind, und die Wellen schlugen ins Boot, und das Boot hatte sich schon mit Wasser gefüllt. Er aber lag schlafend hinten im Boot auf dem Kissen. Und sie wecken ihn und sagen zu ihm: Meister, kümmert es dich nicht, dass wir untergehen? Da stand er auf, schrie den Wind an und sprach zum See: Schweig, verstumme! Und der Wind legte sich, und es trat eine grosse Windstille ein. Und er sagte zu ihnen: Was seid ihr so furchtsam? Habt ihr noch keinen Glauben? Und sie gerieten in grosse Furcht, und sie sagten zueinander: Wer ist denn dieser, dass ihm selbst Wind und Wellen gehorchen?" Liebe Gemeinde Gäliläisches Meer wird er auch genannt, der See Genezareth, ein Süsswasser, vom Jordan gespiesen, im Norden des Landes Israel. Ein Sturm, welcher dem eines Meeres gleicht und die kleinen Fischerboote in arge Not bringt, ist da schon gelegentlich möglich. Sie, die Jünger und Jesus, sind gerade beim Überqueren des Sees – das sind immerhin rund 13 Kilometer –, da erfassen Böen das Boot. Recht gepflegt kommt der Hilferuf der Jünger zum schlafenden Jesus im Evangelium nach Markus rüber: "Meister, kümmert es dich nicht, dass wir untergehen?" Schon etwas drängender in jenem nach Lukas 8,24: "Meister, Meister, wir gehen unter!" Und dann die heftige Überlieferung im Evangelium nach Matthäus 8,25: "Herr, hilf, wir gehen unter!" Nach gebannter Gefahr gibt's zudem noch Schelte wegen ihrer Furchtsamkeit und ihrem Unglauben, wo sie ihn doch um Hilfe angefleht hatten. Gerade dieser Punkt ist nicht so leicht verständlich. Mag Jesus gemeint haben, sie sollten tiefer in sich ruhen? Oder dachte er daran, dass sie sich direkt an Gott hätten wenden dürfen? Wie dem auch sei: Die Bedrohten hatten sich an Jesus gewandt. Dieser bedrohte dann die Winde, und es trat Stille ein. Wie denn, benötigen wir zur Ruhe der Seele eigentlich nur die tiefe Verankerung in uns selbst, letztlich in Gott? – Ein spannendes Lehrstück, diese Wundergeschichte aus den drei Evangelien, die sich sehr schön in deren Zusammenschau (Synopse) lesen lässt. Und je mehr man das tut, desto mehr Fragen öffnen sich, welche in die Tiefe führen und eben die Seele beruhigen mit einem eigenartigen senkrechten Vertrauen, das hält, trägt und in die Zukunft führt; das eben den Weg fortsetzen lässt, sodass das nächste Ufer gut und wohlbehalten erreicht werden kann. – Es bleibt die Furcht, die hier als Ehrfurcht angesehen werden kann, ähnlich wie damals bei den Hirten auf dem Felde bei Bethlehem, als der Engel des Herrn zu ihnen hinzutrat und der Lichtglanz des Herrn sie umleuchtete (Lukas 2,9). Im Unterricht fragte die Religionslehrerin mal die Schüler, wann sie beteten? Da sagte jemand: Auf dem Weg hierher, wenn ich über die grosse Strassenkreuzung muss. Die Unterrichtende forderte einen weiteren Schüler zur Antwort heraus, worauf dieser erwiderte, er bete nicht, denn er müsse ja auch gar keine gefährliche Strassenkreuzung überqueren ... So mögen wir jetzt auch denken, dass wir bei den heutigen Sturmwarnungen wohl kaum in Seenot geraten. Die Themen sind aber: Sturm und Ruhe, Angst und Vertrauen, Erschöpfung und Kraft, Ausweglosigkeit und Orientierung, Hoffnungslosigkeit und Zukunft. Solche Herausforderungen gibt es immer wieder, ausgelöst durch enttäuschte Erwartungen, drohende Krankheit, unerfüllte Wünsche, schmerzliche Trennungen, leidvolle Unter-drückung, erlittene Gewalt und vieles Andere mehr. Da gibt es Momente, Stunden, Tage oder Wochen der Überforderung, wenn man ohne gütig entgegenstreckte Hand und ohne ein tie-fes Gottvertrauen bleiben müsste. – Denken wir auch an die grässlichen Ängste, die Jesus selber in Getsemane durchstehen musste. Denken wir an seine letzten Worte am Kreuz: "Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?" – Was wäre das für ein Glaube, wenn er nur in der Schönwetterlage funktionieren würde? Was wären das für Prüfungen, wenn sie immer leichter Natur wären? Und: Wäre es wirklich ein Zeichen der Liebe Gottes, wenn die Herausforderungen so ganz aus-blieben? Und dann heisst es im 1. Johannes 4,18: "Die vollkommene Liebe treibt die Furcht aus." Die Liebe ist es, das Verstehen auch, das Verständnis. Dadurch kann die Angst weichen. Neue Kräfte können einziehen, und in der Verbindung mit Gott, im Gebet, wird der Weg in die Zukunft gezeigt. Der Apostel Paulus drückte sein Glaubensvertrauen im Römer 8,38.39 treffend aus: "Ich bin mir gewiss: Weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges noch Gewalten, weder Hohes noch Tiefes noch irgendein anderes Geschöpf vermag uns zu scheiden von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserem Herrn." Und dann, wenn wir mal wirklich an Grenzen stossen oder wenn wir einmal alles abgeben müssen, das nicht durch den Ewigkeitswert geprägt ist, gilt (1. Korinther 12,9): "Du hast genug an meiner Gnade, denn die Kraft erreicht ihre Vollendung in Schwachheit." Oder, wie früher übersetzt wurde: "Meine Gnade ist genug für dich, denn die Kraft erreicht ihre Vollendung in Schwachheit." Ist es nicht schön, dass es gut kommt, obschon die Jünger offensichtlich zu wenig glaubten? Wir haben die Geschichte von der Stillung des Seesturms aus den Evangelien kennengelernt. Evangelium kommt vom Griechischen "Eu-angelion", und das heisst "Gute Nachricht", "Frohe Botschaft". Heute könnten wir vielleicht sagen: "Tolli message!" Gemeint ist die Nachricht von der Liebe Gottes, die uns in Jesus Christus erschienen ist. Das lässt uns nach den Stürmen der Zeit immer wieder das Vertrauen finden; das Vertrauen ins Leben, das Vertrauen in uns selbst, das Vertrauen zu Gott. Aus einem solchen Urvertrauen heraus wurden die Worte über die Steine des Lebens geschrieben, mit denen diese Predigtgedanken abgerundet seien: "Meinst du es läge auf der Strasse deines Lebens
auch nur ein Stein ein hindernder vergebens Er mag nun hässlich gross sein oder klein glaub nur da wo er liegt da muss er sein Gewiss nicht um dein Weitergehn zu hindern gewiss nicht um dir Kraft und Mut zu mindern Nur darum legte in den ebnen Sand des Weges ihn dir eine gütge Hand damit du dir den Stein recht sollst beschauen und dann mit Gott in gläubigem Vertrauen darüber reden sollst und sollst ihn fragen was er dir mit dem Hindernis will sagen Und bist du Gott an jedem Stein begegnet so hat dich jeder Stein genug gesegnet" Amen.
Gottesdienstablauf
Orgel-Eingangsspiel Grusswort: Im Namen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen. – "Das Herz derer, die den Herrn suchen, freue sich. Fragt nach dem Herrn und seiner Macht, sucht sein Angesicht allezeit." Lied 156,1-4 ("Herr Jesu Christ, dich zu uns wend") Gebet zur Sammlung: Zu dir kommen wir, Herr, mit unseren Bitten, unserem Dank und unserem Lob. Wir haben versucht zu glauben, aber wir haben nicht genug geglaubt. Wir haben versucht zu lieben, aber wir haben nicht genug geliebt. Wir haben versucht zu vergeben, aber wir haben es nicht genug getan. Schau du auf uns und verhilf uns zur Nähe zu dir. Vergib uns unsere Schuld und mache du uns frei für das Gute und den Frieden in unserem Alltag und in der grossen weiten Welt. Lass uns dein Wort aufnehmen und stärke du uns an Geist, Seele und Leib. Lass es uns auch weitergeben, was wir von dir empfangen. – Amen. Lesung (aus Psalm 103): "Lobe den Herrn, meine Seele, und alles was in mir ist, seinen heiligen Namen. Lobe den Herrn, meine Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat. Der all deine Schuld vergibt und alle deine Krankheiten heilt, der dein Leben aus der Grube erlöst, der dich krönt mit Gnade und Erbarmen, der dich mit Gutem sättigt dein Leben lang. (...) Barmherzig und gnädig ist der Herr, langmütig und reich an Güte. (...) So hoch der Himmel über der Erde, so mächtig ist seine Gnade über denen, die ihn fürchten. So fern der Aufgang ist vom Untergang, so fern lässt er unsere Verfehlungen von uns sein." Lied 247,1-3 ("Grosser Gott, wir loben dich") Predigttext: Markus 4,35-41 "Und er sagt zu ihnen am Abend dieses Tages: Lasst uns ans andere Ufer fahren. Und sie liessen das Volk gehen und nahmen ihn, wie er war, im Boot mit. Auch andere Boote waren bei ihm. Da erhob sich ein heftiger Sturmwind, und die Wellen schlugen ins Boot, und das Boot hatte sich schon mit Wasser gefüllt. Er aber lag schlafend hinten im Boot auf dem Kissen. Und sie wecken ihn und sagen zu ihm: Meister, kümmert es dich nicht, dass wir untergehen? Da stand er auf, schrie den Wind an und sprach zum See: Schweig, verstumme! Und der Wind legte sich, und es trat eine grosse Windstille ein. Und er sagte zu ihnen: Was seid ihr so furchtsam? Habt ihr noch keinen Glauben? Und sie gerieten in grosse Furcht, und sie sagten zueinander: Wer ist denn dieser, dass ihm selbst Wind und Wellen gehorchen?" 1. Zwischenspiel der Orgel PREDIGT: Die Stillung des Seesturms 2. Zwischenspiel der Orgel Gebet (Fürbitten und Unser Vater) Lied 235,1-6 ("Nun danket all und bringet Ehr") Mitteilungen - Kollekte für soziale Aufgaben in der Stadt Zürich. - Jeweils am Dienstag um 07:30 Uhr: Ökumenisches Morgengebet "15 Minuten für dich". Lied 342,1-4 ("Ach bleib mit deiner Gnade bei uns") Segen Ausgangsspiel last update: 05.07.2015 |
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