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Auge
Sprüche Die Augen sind der Spiegel der Seele. Augen, die mit Hoffnung sehen, sehen weiter. Wär nicht das Auge sonnenhaft, Wie könnten wir das
Licht erblicken? Lebt nicht in uns des Gottes eigene Kraft, Wie
könnt uns Göttliches
entzücken? Wir finden Gott zweimal, einmal in,
einmal ausser uns: In uns als Auge, ausser uns als Licht. Warum hat der liebe Gott dem Menschen
zwei Augen
gegeben? Damit er manchmal ein Auge zudrücken kann.
Das Auge in der Bibel
Das Licht des Leibes ist das Auge. Wenn nun dein Auge lauter
ist, wird dein ganzer Leib voll Licht sein. Wenn aber dein Auge
böse ist, wird dein ganzer Leib finster sein. Wenn nun das Licht,
das in dir ist, Finsternis ist, wie gross wird die Finsternis
sein! Was kein Auge gesehen und kein Ohr gehört hat und keinem
Menschen ins Herz emporgestiegen ist, das hat Gott denen bereitet, die
ihn lieben. Ich denke an euch in meinen Gebeten, damit der Gott unseres
Herrn Jesus Christus euch den Geist der Weisheit und der Offenbarung
gebe, indem ihr Erleuchtung habt für die Augen eures
Herzens. Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für
die Augen unsichtbar.
Ehrfurcht Da Franz die Brüder zur edlen Beherrschung des Blickes anleiten wollte, pflegte er ihnen das Gegenbild des schamlos begehrenden Auges in einem Gleichnis vorzuhalten: "Ein frommer, mächtiger König sandte zwei Boten nacheinander zur Königin. Der erste kehrte zurück und berichtete, was die Königin ihm aufgetragen; sonst aber sagte er von der Königin nichts. Denn er hatte die Augen in seinem Kopfe in weiser Zucht gehalten und sie nicht auf die Königin schweifen lassen. Es kam auch der andere zurück, und nach kurzer Meldung seines Auftrags berichtete er lange von der Schönheit der Königin: ´Wahrlich, Herr, ich sah eine wunderschöne Frau - und glücklich, dem sie gehört!´ Da sprach der König zu ihm: ´Du nichtswürdiger Knecht, du hast deine frechen Augen auf meine Gattin geworfen! Offenbar hat dich ihr Anblick lüstern gemacht, und ein liederlicher Streich gefiele dir wohl!´ Nun liess er wieder den ersten kommen und sprach zu ihm: ´Was hältst du von der Königin?´ ´Sie scheint mir eine vortreffliche Frau; sie hat mich bereitwillig und geduldig angehört´, lautete dessen weise Antwort. Der König fragte weiter: ´Ist sie eigentlich schön?´ Darauf gab jener zur Antwort: ´Mein Herr, das zu empfinden, ist Eure Sache; ich hatte nur ihre Worte zu melden.´ Da fällte der König den Spruch: ´Du´, sprach er zum ersten, ´hast keusche Augen; du sollst in meinen Gemächern zugelassen sein und gemäss deiner edlen Zucht meine Freuden teilen! - Der aber ist ein liederlicher Mann; er soll meine Kammer nicht beflecken und sogleich mein Haus verlassen!´ Wer also" - so schloss der Heilige - "dürfte sich herausnehmen, die Braut Christi ohne Ehrfurcht zu betrachten?"
Gelegenheiten (Die gute Gelegenheit) ergibt sich, wie wir sagen, sie kommt von sich aus, und wer sie nicht verpassen will, muss aufmerksam warten. Gelegenheiten sind kommende Augenblicke, die - wenn sie verpasst werden - von der Zukunft direkt in die Vergangenheit verschwinden, ohne die Gegenwart berührt zu haben. Ein Kairos kann auf verschiedene Weisen verfehlt werden: Was sich zuerst nahe legt, das Verschlafen einer Gelegenheit, die abgestumpfte, passive Unaufmerksamkeit, ist nicht einmal am häufigsten. Häufiger ist wohl, dass der entscheidende Augenblick durch Hyper-Aktivität verpasst wird. Die Beschäftigung mit eigenen Projekten und das planende Verfügen über die Zukunft lässt gar keine Zeit zur Aufmerksamkeit für das Kommende, das Unverfügbare. Der Kairos ist ein Ereignis. Die Etymologie zeigt: Das "Eräugnis" ist für das sehende Auge bestimmt, nicht für die schaffende Hand. Es muss gesehen werden, nicht gemacht. Wer nicht auf Ereignisse warten will, macht eben Events (...). Das hat mindestens zwei Nachteile: Events werden die Signatur des Gemachtseins nie los, sie tragen das Gepräge ihrer Macher. Und im Getriebe der gemachten Events geht die Ruhe verloren, die es zum Warten auf Ereignisse braucht. Wer zu sehr mit der Frage beschäftigt ist, womit er die Zeit ausfüllen wolle, verliert leicht die Frage aus dem Blick, was an der Zeit sei. Prof. Dr. Hans Weder in einer Rede, gehalten
am Dies
academicus 2000 der Universität Zürich
last update: 03.08.2015 |
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