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WER MIT DEM HERZEN SIEHT - Ratgeber für das Leben zu zweit

Wer macht die Hausarbeit?

Bei vielen jungen Paaren, die zusammenleben - oft auch noch nach der Heirat -, leistet die Frau das Pensum von anderthalb Berufen: die Arbeit im Büro, im Laden oder in der Fabrik und die Hausarbeit. Obwohl noch keine Kinder da sind, handelt es sich bei der Arbeit zu Hause um mindestens einen halben Beruf. Das Pensum ist enorm, und nicht selten kommt es zu einer Überbelastung, die zu Gereiztheiten und Spannungen führt. Einer jungen Liebe ist das sehr abträglich. 
Glücklicher steht es, wenn die Last der Hausarbeit, die man nie unterschätzen sollte, auf beide Schultern verteilt werden kann. Immer mehr Männer sind ohne weiteres dazu bereit, auch zu Hause anzupacken, was ja an sich der Normalfall wäre. Je nach Lust und Begabung können diese Aufgaben auf beide verteilt werden. Sofern noch keine Kinder zu versorgen sind, geht das sehr gut neben der beruflichen Tätigkeit beider Partner. Geteilte Last ist halbe Last, und es ist auch ein Zeichen der Solidarität und Mitverantwortung, wenn sich im Haushalt beide in gleicher Weise engagieren.
Schwieriger wird es, wenn ein Kind hinzukommt. Das bedeutet sehr viel mehr Arbeit und erfordert eine ständige Präsenz. Schon ein einziges Kind braucht viel Zeit und Zuwendung, damit es sich sicher und wohl fühlen kann. Nun handelt es sich bei der Hausarbeit um einen vollen Beruf, denn es ist eine kleine Familie entstanden, für die gesorgt sein will.
Die Aufgabenteilung im Haushalt ist heute lange nicht mehr so strikt wie früher. Grundsätzlich stehen alle Möglichkeiten offen, auch wenn sie in der Praxis gar nicht so leicht zu realisieren sind. 

Wenn zwei die herkömmliche Art wünschen er berufstätig und sie Hausfrau , weil es ihnen so am besten entspricht, dann ist das in der heutigen Gesellschaft immer noch am leichtesten in die Tat umzusetzen. Aber auch dann wird es von großer Wichtigkeit sein, daß der Vater nach Möglichkeit auch traditionelle mütterliche Aufgaben übernehmen kann. Neuere Erkenntnisse zeigen nämlich, wie wichtig für das Kind beide, Vater und Mutter, sind. Keiner sollte sich dem Kind entziehen, die Entschuldigungsgründe dafür sind vielfältig, wo vor allem der Vater die Nähe zur Familie und zu den Kindern scheut. Diese Zeiten gehören aber der Vergangenheit an, denn Väter sind gut imstande, den Kindern Geborgenheit zu schenken, wenn die Scheu überwunden ist. Viele durften diese Erfahrung bereits machen. Abgesehen davon befruchtet eine solche Einstellung die Ehe, denn auf diese Weise darf die Frau auch einmal einen Abend in der Woche für ihre Freizeitbeschäftigung in Anspruch nehmen. 
Eine andere Möglichkeit stellt die Teilung in Beruf und Haushalt dar, falls beide dazu bereit sind und Gefallen daran finden. Dazu gehören etwas Glück mit der Stellensuche und vor allem ein verständnisvoller Arbeitgeber, um dies Wirklichkeit werden zu lassen. Ruedi (30) und Barbara (29) machen es schon seit einigen Jahren so. Sie haben zwei kleine Töchterchen, die sie abwechselnd hüten, auch die Haushaltspflichten sind gleichmäßig verteilt. Barbara hat eine halbe Stelle in einer Apotheke, und Ruedi arbeitet halbtags in einem Ingenieurbüro. Wenn es einmal nötig ist, kommen die Großmütter gern zu Hilfe. Bei dieser Gelegenheit darf gerade auch einmal darauf hingewiesen werden, daß Großeltern ein Segen für ihre Enkelkinder sein können. Mit ihrer Lebenserfahrung haben sie eine wohltuende Distanz zum alltäglichen Kampf ums Dasein und gewinnen damit eine heilsame Nähe zum Kind. Großmütter und Großväter können ihren Enkeln viel bieten, was den Eltern noch nicht möglich ist, weil sie um die Existenz besorgt sein müssen und nicht denselben Abstand haben. - Ruedi und Barbara samt Kindern sind mit dieser Aufgabenteilung sehr glücklich, und dies wie gesagt - bereits seit etlichen Jahren. Sie haben sich vorher gründlich über ihre Vorstellungen ausgesprochen und den Versuch gemeinsam gewagt. Er ist gelungen. 
Noch alternativer und vielleicht auch etwas ungewohnter ist es, wenn die Frau der Arbeit nachgeht und der Mann sich vollständig um den Haushalt kümmert. Neben dem Wunsch der zwei kann dafür auch die Arbeitslage ausschlaggebend sein. Zum Beispiel, wenn sie die besseren Berufschancen hat oder wenn er arbeitslos ist. Letzteres ist freilich deprimierend, außer er macht die Arbeit zu Hause gern. Aber auch dann ist es ja ein Zeichen dafür, daß man gemeinsam das Leben bewältigt, und darauf kommt es letztlich an! Noch schwieriger gestalten sich wahrscheinlich die gesellschaftlichen Hindernisse für eine derartige Lösung. Ein "Hausmann" ist eben noch etwas Neues, und allzuoft haften uns die alten Klischees an, die uns zu Gefangenen machen können. Gerade hier finde ich es besonders wichtig, mit Vorurteilen aufzuräumen, denn es geht doch letztendlich um die Zufriedenheit der Ehepartner sowie der Kinder und um die Genugtuung, für sich selber zu sorgen, auf eigenen Beinen zu stehen und in diesem Sinne frei zu sein. 

Wie immer sich zwei auch in die Aufgaben teilen, es ist ganz allein ihre Sache. Unbelastet von irgendwelchen Sachzwängen und Verhaltensmustern, sollen sie sich über ihre Wünsche und Vorstellungen aussprechen können und gemeinsam einen Weg suchen. Dieser fallt je nach Paar verschieden aus, und das ist gut so. Besonders schön ist es jedoch in jedem Falle, wenn beide an der Arbeit des andern auf irgendeine Weise teilnehmen und sie mittragen, sei es mit Hand oder mit Herz, sei es gelegentlich, spontan, dauernd oder festgelegt. 
Die Zeiten, in denen eine Frau nicht einmal wußte, was ihr Mann verdient, und in denen ein Mann über die Tagesereignisse zu Hause nicht einmal im entferntesten im Bilde war, sind endgültig vorbei! - Oder?