MAX HUNZIKER In der Matthäuskirche * von Zürich sehen wir ein sechsteiliges Fenster (gr.) des Künstlers Max Hunziker. Würde der Künstler noch leben und wäre er jetzt unter uns, er würde es uns nicht erklären. "Nöd fröge – luege!" pflegte er jeweils zu sagen. Ja, er hat es immer abgelehnt, seine Bilder zu erläutern. Er empfahl, man solle lieber hinschauen, das Werk betrachten und es auf sich wirken lassen. Wer aber war Max Hunziker? Er wurde am 6. März 1901 geboren und wuchs in einer kinderreichen Familie in bescheidenen Verhältnissen in Zürich-Wiedikon auf. Im Lehrerseminar entdeckte sein Lehrer, der Maler Gottfried August Neumann, seine Begabung. Das Feedback auf die ersten Ausstellungen machten ihm Mut, freier Künstler zu werden. Er bildete sich in Italien und Frankreich weiter und siedelte 1932 nach Paris über. Im Jahre 1939 kam er wegen dem Ausbruch des Krieges in seine Heimatstadt Zürich zurück. Hier schuf er im Auftrag von Georg Reinhard und dem Kanton Zürich Glasscheiben. Dies bestimmte seine weitere Laufbahn wesentlich. Daneben entwarf er viele Buchillustrationen, für die er ein neues Druckverfahren entwickelte, welches es ermöglichte, die Bilder und den Text in einem Durchgang zu drucken. Hunziker verfügte über ein phänomenales Gedächtnis. Es fiel ihm leicht, für einen Auftrag das passende Bild aus der Fülle der christlich-abendländischen Tradition auszuwählen und umzusetzen. Seine Engel mit den strahlenden, grossen Augen erfreuen sich ungebrochener Wertschätzung. Sie sind in Lehrmitteln und kirchlichen Publikationen häufig zu entdecken und lösen bei vielen Betrachtern einen Déja-vu-Effekt aus. Sein Name hingegen ist heute weniger geläufig. In vielen Kirchen entstanden schön der Reihe nach farbige Fenster aus seinem Talent und Schaffen: Thalwil, Wollishofen, Matthäus-Zürich, Neftenbach, Kapelle Gerlikon TG, Gachnang TG, Johanniterkirche Bern, Volketswil, Kappel am Albis, Neukirch TG und Meilen. 1975 verlieh ihm die Stadt Zürich die "Auszeichnung für kulturelle Verdienste". Max Hunziker starb am 9. September 1976. Im Zentrum seines künstlerischen Schaffens steht der Mensch, der unterwegs ist auf der Suche nach Gott und nach sich selbst. Um das auszudrücken und den Menschen auf seinem Weg und in seinem Dasein hilfreich zu begleiten, hat er seine eigene, unverwechselbare Bildsprache gefunden. Quelle: "Nöd fröge – luege!" Artikel zum 100. Geburtstag des Malers Max Hunziker, von Christiane Faschon, in der Reformierten Presse vom 17. August 2001 (Nr. 33), S.7-9. * Arche Noah gr. - Mose und der brennende Dornbusch gr. - Die Propheten gr. - Die Geburt Jesu, gr. - Die Verklärung Christi, gr. - Kreuzigung und Auferstehung, gr. Broschüre: Predigtreihe zu den Glasfenstern von Max Hunziker in der Alten Kirche Wollishofen. Mit kunsthistorischer Betrachtung von Dr. phil. Renate Kirchgraber. Hrsg. Evang.-ref. Kirchgemeinde Zürich-Wollishofen 2016
last update: 13.10.2016
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