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Gottesdienst zum Sonntag,
20.
Juli 2014 im Centro Evangelico Magliaso, von Pfr.
Jakob Vetsch
Die Ich-bin-Worte des Johannesevangeliums Grusswort: Im Namen Gottes, der da ist Vater, Sohn und Heiliger Geist, Amen. "Gnädig und barmherzig ist der Herr, langmütig und reich an Gnade. Der Herr ist gut gegen alle, und sein Erbarmen waltet über allen seinen Werken." (Psalm 145,8-9) Lied 162,1-3 ("Gott ist gegenwärtig") Gebet zur Sammlung: Herr, lass mich sein wie der Sommer voll Frohsinn und Kraft um Wärme zu spenden Freude zu schenken Feste zu feiern Lass mich heiter sein gib meinem Leben Würze mit Unwetter und Sonnenschein Amen Quelle unbekannt Lesung (Exodus 3,10-14): Gott sprach zu Mose: "Führe mein Volk, die Israeliten, heraus aus Ägypten. Mose aber sagte zu Gott: Wer bin ich, dass ich zum Pharao gehen und die Israeliten aus Ägypten herausführen könnte? Da sprach er: Ich werde mit dir sein, und dies sei dir das Zeichen, dass ich dich gesandt habe: Wenn du das Volk aus Ägypten herausgeführt hast, werdet ihr an diesem Berg Gott dienen. Mose aber sagte zu Gott: Wenn ich zu den Israeliten komme und ihnen sage: Der Gott eurer Vorfahren hat mich zu euch gesandt, und sie sagen zu mir: Was ist sein Name? Was soll ich ihnen dann sagen? Da sprach Gott zu Mose: Ich werde sein, der ich sein werde. Und er sprach: So sollst du zu den Israeliten sprechen: Ich-werde-sein hat mich zu euch gesandt." Lied 247,1-3 ("Grosser Gott, wir loben dich") PREDIGT: Die Ich-bin-Worte des Johannesevangeliums Gebet: Unser Vater Lied 233,1-3 ("Nun danket alle Gott") Mitteilungen Lied 343,1-4 ("Komm, Herr, segne uns") Segen Liebe Gemeinde Etliche unter uns erinnern sich an die beliebte Quizsendung "Das heitere Beruferaten", die von 1955 mit einem kurzen Unterbruch bis 1989 vom Ersten Deutschen und vom Bayerischen Fernsehen ausgestrahlt wurde. Noch bekannter war die Reihe unter dem Titel "Was bin ich?" Die 337 Folgen wurden von Robert Lembke moderiert. Nach einer bezeichnenden, aber nicht allzu verräterischen Handbewegung durfte jedes Mitglied vom vierköpfigen Rateteam Fragen stellen bis es zu einem "Nein" und damit zu einem 5-Mark-Stück ins Sparschwein kam. Dann war die nächste Person mit ihren Fragen an der Reihe. Die erste Frage lautete oft: "Sind Sie mit der Herstellung oder Verteilung einer Ware beschäftigt?" Nachfolgende häufige Fragestellungen waren: "Könnte auch ich zu Ihnen kommen?" oder "Machen Sie Menschen glücklich?" Im Jahr 1969 war das Quiz mit 75% eingeschalteten Geräten die beliebteste Sendung im deutschen Fernsehen. Noch in den Achtzigerjahren wurden bis zu 40% Zuschauerquoten erreicht. "Was bin ich?" – Vielleicht lebte die Reihe auch vom Charme sich anhand anderer Menschen zu fragen und herauszufinden, was man selber ist, also die eigene Tätigkeit, deren Antrieb und Ziel von einer neuen Seite her kennenzulernen und zu verstehen? "Was bin ich?" – Da ging es um Tätigkeiten und Berufe, um die Identität im weiteren Sinne. Möglicherweise ist es auf sachlicher Ebene einfacher, dem Sinn warum und wozu wir leben und uns selbst näher zu kommen, und es macht mehr Spass. Das hat dann etwas Spielerisches an sich, hinter dem aber durchaus ein tieferer Ernst liegt. Nicht umsonst gibt es die Redewendung „spielend lernen“. Im Spiel erlangen wir Fähigkeiten und wachsen darin. Diese Begrifflichkeit geht vielleicht auf die Mysterienspiele zurück, in denen man ja auch gelernt hat, die Zusammenhänge des Lebensganzen zu erfassen. Spannend nun, wie Mose bezüglich seines Auftrags Gott fragt "Wer bin ich?" Er fragt im Hinblick darauf dass er die Israeliten aus Ägypten herausführen sollte: "Wer bin ich" denn dass ich so etwas tun einfach tun könnte? Und überhaupt, die Israeliten wollen von dir auch den Namen wissen, und was sage ich dann? So kommt es zur Antwort von Gott: "Ich werde sein, der ich sein werde" oder wie es in der früheren Übersetzung hiess "Ich bin der ich bin" (Zürcher Bibel). Englisch liest man: "I AM THAT I AM." (King James Version) Da geht es zwar nicht bloss um die Frage "Was bin ich?" sondern es geht um mehr „Wer bin ich?“ und doch ist dies so nahe bei einer Tätigkeit und einem Auftrag von Gott, der das Leben selber ist. Mose soll das Volk in die Freiheit führen. Er erhält einen Auftrag von Gott. Und das Zeichen dafür wird wieder eine Tätigkeit sein, nämlich sie werden an diesem Berg Gott dienen. Im Neuen Testament gibt es sieben "Ich-bin-Worte" von Jesus im Johannesevangelium: das Brot des Lebens (6,35), das Licht der Welt (8,12), die Tür zu den Schafen (10,7.9), der gute Hirt (10,11.14), die Auferstehung und das Leben (11,25), der Weg und die Wahrheit und das Leben (14,6), der Weinstock (15,1). – In der Offenbarung des Johannes gibt es noch ein achtes "Ich-bin-Wort": der helle Morgenstern (Offb. 22,16). Es schwingt viel Inhalt mit, Substanz, Nahrung, Helligkeit, Offenheit, Behütetsein, neues Leben, Fortschritt, Klarheit und Verbundenheit. Es ist eine rettende Fülle, die in die Unversehrtheit und ins unauslöschliche Leben hineinträgt. (In den Morgenandachten werden wir einige "Ich-bin-Worte" herausgreifen und näher auf uns wirken lassen). In der Nachfolge Jesu Christi nehmen wir viel davon an und können das auch ausstrahlen und weitergeben. Der Dienst an Gott wird das Zeichen sein. Dadurch macht das Leben viel Sinn, weil wir in einer guten Geschichte leben mit Gott, mit uns selbst und mit unseren Nächsten. Weil ER ist, der er ist, und weil wir von IHM her das Leben haben, sind wir auch diejenigen, die wir sind. Und wir dürfen es sein. Es geht um Authentizität, und Sein und Angenommensein. Luise Rinser schrieb in ihrem Werk Mirjam (S. 33) zum Licht und zur Wahrnehmung: "Das Schönste schien mir das Gleichnis von der Höhle, in der wir Menschen leben, mit dem Blick auf die innere Rückwand der Höhle gerichtet. Vom Eingang her fallen Schatten auf diese Wand. Schatten von Dingen, die ausserhalb der Höhle im Licht sind. Die Menschen in der Höhle sehen nicht das Licht und nicht die wirklichen Gestalten, sie sehen nur deren Schatten und nehmen sie für das Wirkliche, das Eigentliche. Warum wenden sie sich nicht um? Ist es ihnen verboten? O nein. Sie kommen bloss nicht auf den Gedanken, dass sie nur Schatten sehen. Und wendet sich keiner um? Doch. Platon hat sich umgewandt und andre auch. Man nennt sie Weise. In Griechisch: Philosophen. Ich will nicht nur Schatten sehen, ich will nicht nur Gegenstände sehen, die Schatten werfen: ich will das Licht sehen! Lange Jahre musste ich warten, bis mir einer sagte: Ich bin das Licht. Ich bin die Wirklichkeit und Wahrheit." Die Sommerferienzeit eignet sich für das Abstandnehmen, die gesunde Distanz zum oft fordernden Alltag, für das Kraftschöpfen, das Unterwegssein, das Spiel, die Standortbestimmung und für die weitere Orientierung auch. Da halten wir uns gerne an den "Ich bin" und auch an seinen Sohn Jesus Christus, durch den ER und seine LIEBE uns nahe kommen. Amen. Predigt ICH-BIN-WORTE im PDF-Format
last update: 18.05.2016 |