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ADVENT
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Advent leitet sich vom lateinischen "adventus" ab, das wir meist mit Ankunft übersetzen. In der Antike war es die Bezeichnung für den offiziellen Besuch eines Königs oder Kaisers nach Antritt seiner Herrschaft ("adventus regis"). Auch die Ankunft der Gottheit im Tempel, die aus ihrer Verborgenheit hervortritt und ihre Gegenwart offenbart, konnte Advent bedeuten. Dem lateinischen "adventus" entspricht im Griechischen bisweilen "Epiphanie", Erscheinung, beziehungsweise auch "Parusie", Wiederkunft. Advent ist im christlichen Sprachgebrauch ein doppeldeutiges Wort. Es besagt: "Der Herr IST gekommen" und zugleich: "Der Herr WIRD kommen."

Meine Aufgabe ist, Platz zu schaffen, dass Gott kommen kann.
Sören Kierkegaard


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Ökumenischer Chinder-Advänt am 10. Dezember 2005 in der Matthäuskirche Zürich

Vom Ursprung des Adventskalenders

Die wohl früheste Form eines Adventskalenders stammt aus dem Jahre 1851. Das erste gedruckte Exemplar verdankt seine Existenz den Kindheitserlebnissen eines schwäbischen Pfarrersohnes aus Maulbronn, Gerhard Lang (1881-1974). Seine Mutter zeichnete 24 Kästchen auf einen Karton, auf jedes war ein "Wibele" (kleines Gutzli, Gebäck) genäht. Als Teilhaber der lithographischen Anstalt Reichhold & Lang verzichtete Gerhard Lang auf die Gebäckstücke und verwendete stattdessen farbenprächtige Zeichnungen, die ausgeschnitten und auf einen Pappkarton geklebt werden konnten. 1908 verliess dieser erste, wenn auch noch fensterlose Adventskalender die Druckpresse. Er bestand aus zwei Blättern, auf einem waren Zahlen, auf dem anderen Engelsbilder. Jeden Tag wurde nun ein Engel ausgeschnitten und auf eine Zahl geklebt. Ab 1920 fand er auch international Anerkennung und Verbreitung. Später (in den dreissiger Jahren) stanzte Lang kleine Fenster in das Blatt mit den Zahlen und klebte den Bilderbogen dahinter. 
Der 2. Weltkrieg setzte dem Höhenflug des Adventskalenders ein jähes Ende. Erst in der Nachkriegszeit konnte der Adventskalender wieder an seinem Erfolg anknüpfen.
Von Beginn an war der Adventskalender als Handelsartikel entworfen und kommerziell genutzt. Diese kommerzielle Auslegung führt dazu, dass christliche Motive ganz in den Hintergrund treten und Comicfiguren an deren Stelle leider oft
treten.
Im Zuge der Kulturpolitik im Dritten Reich, ersetzte man die christlichen Motive durch Märchenfiguren, die germanisch-mythische Götter und Dämonen versinnbildlichen sollten.
Schokoladen-Adventskalendern wurden erstmals in den sechziger Jahren hergestellt. Heute kann man schon (fast) jede Art von Überraschung hinter den Türchen des Kalenders finden. Besonderen Reiz üben natürlich selbst gefüllte und gebastelte Kalender aus.
Quelle: kirchenweb.at/christkind, Dezember 2003


Woher kommt der Adventskranz?

Licht in das Leben verwahrloster Arbeiterkinder in Hamburg brachte Johann Hinrich Wichern (1808-1881) mit seinem Rauhen Haus. Weniger bekannt ist, dass er mit der ersten Weihnachtszeit in seinem Rettungshaus auch zum Erfinder des Adventskranzes wurde. 
Als Theologiekandidat hatte Wichern in den Elendsquartieren der Hansestadt Kinder kennengelernt, die kein Elternhaus hatten und auch keine Schule besuchen konnten. Die Stadt Hamburg stellte ihm ein altes Bauerngehöft zur Verfügung, damit er seinen Plan eines Rettungshauses verwirklichen konnte. Mit Mutter, Schwester und Bruder zusammen bezog Wichern Ende Oktober 1833 das Rauhe Haus, und am Jahresende lebten bereits 14 Knaben bei ihnen, die sich vorher als jugendliche Vagabunden in Hamburgs Strassen herumgetrieben hatten. 
Wichern hatte kein pädagogisches Programm, als er das Rauhe Haus eröffnete. Viele seiner Einsichten erwarb er sich durch die täglichen Entscheidungen, die zu fällen waren. Auch die Entstehung des Adventskranzes hat sich so vollzogen und ist bezeichnend für die Art Wicherns, durch spontane Einfälle seine Arbeit fortzuentwickeln. 
Advent 1833 war noch alles neu und durch keine Gebräuche belastet im Rauhen Haus. Die ersten Schützlinge der Familie Wichern hatten andere Sorgen als die Kinder der heutigen Wohlstandsgesellschaft: Was sie wem zu Weihnachten schenken sollten war für sie in ihrer Armut keine Frage. 
Wichern wollte mit ihnen aber doch die Adventszeit zu einem das Gemüt bereichernden Erlebnis werden lassen. So zimmerte er für eine abendliche Feier ein einfaches Holzkreuz und befestigte an seinen vier Enden je eine Kerze. Von Woche zu Woche liess er das Licht stärker werden - ein Symbol für das Reich Gottes, das sich durchsetzt. Das immer heller werdende Licht sollte seinen Heiminsassen eine Predigt ohne Worte werden. 
In späteren Jahren hat Wichern dann den alten Kronleuchter im Rauhen Haus in der Adventszeit mit Kerzen bestückt - vier grosse standen für die vier Sonntage vor Weihnachten. Von 1860 an wurde dieser Vorläufer des Adventskranzes dann mit Tannenzweigen geschmückt und begann von Hamburg und dem Rauhen Hause aus seinen Siegeszug durch evangelische Gemeinden Deutschlands, schliesslich durch den ganzen deutschsprachigen Raum Europas. 
Wichern hat sich bei seiner Arbeit einfach vom Geist des Evangeliums leiten lassen. Obwohl er ganz von einer biblischen Motivation ausging, war er äusserst zurückhaltend bei der Vermittlung von religiösen Begriffen und bei religiöser Unterweisung: "Hüten muss man sich immer, solche Kinder mit dem Worte Gottes zu überfüttern. Das Wort könnte ihnen so zum Überdruss und Ekel werden. Was hülfe es, wenn man ihnen viel und immer von der Liebe Christi erzählt, dessen Name sie vielleicht noch nie gehört haben? Wird ihnen die Liebe des Herrn durch Liebeserweisungen fühlbar gemacht, dann wirkt dies anders." 
Das Reich Gottes ist für ihn durch Christus nicht nur eingebrochen in diese Welt und deswegen schon da, sondern es ist besonders dann und dort vorhanden, wo es von Menschen angenommen und gebaut wird. Vom Innern des Menschen soll es ausstrahlen und den Frieden und die Gerechtigkeit Christi in die Welt hinaustragen. Als Licht der Welt soll das Reich Gottes alle Einrichtungen auf Erden erhellen und verbessern helfen. 
Reformierte Presse / Reformiertes Forum, 24. November 1988


Vom Holzreif zum Adventskranz

Mit dem ersten Adventssonntag beginnt nicht nur ein neues Kirchenjahr, sondern auch die Zeit der Vorbereitung auf das Weihnachtsfest (Advent: lateinisch "Ankunft"). Die meisten Haushalte, Kirchen, Geschäfte und öffentlichen Gebäude werden in dieser Zeit festlich geschmückt, zumeist mit einem Kranz aus Tannengrün und vier Kerzen, dem "Adventskranz". 
Der erste Adventskranz wurde vor nicht einmal 160 Jahren (1838) von dem norddeutschen evangelischen Theologen Johann Hinrich Wichern (1801-1881) in dem von ihm gegründeten "Rauhen Haus" in Hamburg aufgehängt. Damals bestand er aus einem Holzreif, ähnlich einem Wagenrad ohne Speichen, mit einem Durchmesser von etwa zwei Metern. Er trug vier grosse weisse Kerzen für jeden Adventssonntag und 19 kleine rote für jeden Werktag bis zum Heiligen Abend. Täglich wurde während einer kurzen Andacht - zunächst in der Mittagspause und später als Vigil (Nachtwache) in der Dämmerung - eine neue Kerze angezündet. Dies, so Wichern, "um auf die Ankunft des Herrn" und das nahende Weihnachtsfest hinzuweisen. Besonderes Augenmerk richtete Wichern dabei auch auf das Sinnbild der Kerzen als "Licht in der Finsternis". 
"Adressaten" dieses Adventbrauches waren für Johann Hinrich Wichern damals sozial vernachlässigte Jugendliche in Hamburg, die er in der sogenannten Rettungsanstalt für verwahrloste Kinder des Rauhen Hauses ("dat ruge hus") betreute. Ausgehend vom Rauhen Haus - die MitarbeiterInnen trugen diesen Brauch auch in ihre eigenen Häuser und Gemeinden - verbreitete sich die Idee des Adventskranzes zuerst im protestantischen Norddeutschland, bald auch im Süden Deutschlands und in den Nachbarländern. Mit den Emigranten gelangte dieser Brauch dann schließlich auch ins ferne Ausland. 
Erst mehr als zwanzig Jahre nach seiner "Erfindung", etwa um 1860, wurde der Holzreif dann nicht nur mit Kerzen, sondern zusätzlich mit grünen Tannenzweigen geschmückt. Im Lauf der Zeit wurde aus dem Holzkranz der aus Tannengrün geflochtene Kranz, der nur noch mit vier dicken Kerzen bestückt war, so wie wir ihn heute kennen. 
Nach Ansicht von Historikern ist der Brauch, dunkle Winternächte mit Kerzen und immergrünen Zweigen aufzuhellen, heidnischen Ursprungs und älter als das christliche Denken. Die meisten vorweihnachtlichen Bräuche unserer Zeit entstammen aber der jüngeren Geschichte. Neben dem Adventskranz sind z.B. auch der Adventskalender und der Adventsstern "christliche Erfindungen" aus dem 19. Jahrhundert. 
EKD-Online, Dezember 1996


Predigten
 
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Die grosse Weihnachtsdarstellung in der Kirche von Allerheiligen in Zürich, Advent 2002

Das Geheimnis des Samenkorns

"Tröstet, tröstet mein Volk!" sagt euer Gott. "Eure Schuld ist abgebüsst. Ihr seid wieder frei!" Hört, jemand ruft: "Bahnt für den Herrn einen Weg durch die Wüste, baut eine Strasse für unseren Gott! Füllt die Täler auf, ebnet Berge und Hügel ein, räumt alle Hindernisse aus dem Weg! Der Herr wird kommen in seiner ganzen Herrlichkeit, und alle Menschen werden es sehen. Der Herr selbst hat das gesagt." 
"Euer Gott kommt! Er kommt als Sieger und führt sein Volk wie ein guter Hirt, der die Lämmer auf seinen Arm nimmt und an seiner Brust trägt und die Mutterschafe behutsam leitet." 
Aus Jesaja 40,1-11

Es begann, wie es im Buch des Propheten Jesaja steht. Das geschah, als der Täufer Johannes in der Wüste auftrat und zu den Menschen sagte: "Lasst euch taufen und fangt ein neues Leben an, dann wird Gott euch eure Schuld vergeben!" Johannes kündigte an: "Nach mir kommt der, der viel mächtiger ist als ich. Ich bin nicht gut genug, mich zu bücken und ihm die Schuhe aufzubinden. Ich habe euch mit Wasser getauft; er wird euch mit heiligem Geist taufen." (aus Markus 1,2-8) 
Wir kennen die Hoffnung, die ein Mensch uns geben kann. Wenn ein Mensch zur rechten Zeit am Horizont unseres Lebens erscheint, dann gilt er als der "Retter in der Not". Solche Erlebnisse sind sehr schön und hilfreich. Es öffnet sich in diesen Momenten die Hoffnung neu; es durchflutet uns ein mächtiger Kraftschub. Der Weg liegt wieder vor uns, und Freude kehrt ein. Das Fest des Lebens kann weitergehen, weil es wieder einen Sinn bekommen hat. Und wir sehen alles in neuem Lichte. Wir selbst und alles um uns herum ist hell. Das Erscheinen eines Menschen kann das bewirken. Unsere Bibeltexte meinen so etwas - aber sie berichten das nicht von einem Menschen, sondern von Gott. Und das ist noch viel grösser, und es gilt nicht nur für uns selbst, nicht nur für unser persönliches Leben und unsere engere Umgebung, sondern für alle Menschen, ja sogar für die Tiere und alles was lebt, für die ganze Erde und für den Kosmos! Es geht da also um ein ganz großes Licht, eine ganz grosse Hoffnung, die nicht nur für einen bestimmten Lebensabschnitt gilt, sondern unser ganzes Leben verändert und erhellt, ja sogar über dieses sichtbare Leben hinausgeht. 
Die Adventszeit ist die alljährliche Vorbereitung auf dieses Kommen Gottes. Es ist eine Zeit der Besinnung, der Busse und Neuorientierung. Ihre Farbe ist violett. Wir gehen in uns, bekennen unsere Schuld, unsere Verfehlungen, sehen die Wege, die wir ohne Gott gegangen sind und die Momente, in denen wir an Gott vorbeigelebt haben. Und die Schuld wird uns vergeben, sodaß wir frei sind und wieder neu anfangen können. Eben: Gott kommt mit seiner Versöhnung in unser Leben hinein, er haucht es mit seinem Geist an, füllt es mit neuer Kraft. Manche mögen sich fragen: Wie kommt denn dieser Gott? Wie greift er in mein Leben ein? Wie geht die Veränderung unseres Lebens vor sich? 

Dazu muss ich Ihnen eine Geschichte erzählen, die uns aus dem Jahre 1530 überliefert ist. Am Abend vor der Eröffnung des Reichstages in Augsburg sassen drei Ratsherren jener Stadt bei einem guten Tropfen Wein in einem Gasthof zusammen. Ihr Gespräch kreiste um den morgigen Tag und vor allem um den jungen Kaiser Karl, den sie bisher noch nicht gesehen und erlebt hatten - Zeitungen und Fernsehen gab es damals ja noch nicht. So waren sie auf Mutmassungen angewiesen, wie er wohl aussehen werde, ob er ein typisches Habsburger Gesicht mit einer Adlernase habe, wie wohl sein Wesen sein möge und die Art seines Auftretens... Intensiv im Gespräch versunken, hatten sie nicht beachtet, dass derweil ein Fremder in einem unauffälligen Reisegewand die Gaststube betreten und still für sich an einem Tisch Platz genommen hatte. Als aber in dem immer lauter werdenden Gespräch der drei Herren der Name Karl V. fiel, stand der Unbekannte auf, ging auf die Ratsherren zu und sagte ganz schlicht: "Kaiser Karl V., das bin ich." Inkognito, unerkannt kam er zu ihnen, ganz anders, als sie einen Kaiser erwarteten. 

Ich finde solche menschlichen Erlebnisse etwas vom schönsten und wohltuendsten im Leben. Denn da hat man die Gewissheit: Es wird gelebt; das Sinnvolle zählt; nicht Kleider machen Leute, sondern das Herz und der Dienst macht den Menschen aus. Da darf man das Vertrauen haben, dass nicht das Äussere die Rolle spielt, nicht Macht und Besitz ausschlaggebend sind, sondern das Gehen des rechten Weges und das Tun der rechten Aufgabe. Gerade so wie Kaiser Karl V. gekommen ist, kommt Gott zu uns Menschen: Er kommt als Mensch. Er kommt so ganz anders, als man es sich denkt und vorstellt: im einfachen Reisegewand, inkognito, unerkannt, als Kind, zum Übersehen klein, und doch der allmächtige Gott! Das war und ist eine Überraschung - damals wie heute. So hätte man sich´s nicht gedacht. 
Und doch hat es einzelne Menschen gegeben, die haben´s in ihrem innersten Herzen gespürt, denen hat´s Gott gesagt: Der große Prophet Johannes merkte, dass eine neue Zeit angebrochen war. Getrieben - wie alle Propheten -, sogar gegen den eigenen Willen, aber überwältigt, musste er es hinausschreien: "Kehrt um, das Reich ist nahe, kehrt Euch hin zu Gott, nehmt Gott in Eurem Leben ernst! Teilt, was Ihr habt, tut, wie es recht ist, helft, wo Ihr könnt!" Solche Propheten, Rufer in der Wüste, Leute, die mahnen, brauchen wir im Leben. Sie weisen uns auf den Weg zu Gott, sie bereiten uns vor auf das Kommen des Herrn. Solche Menschen braucht es auch in unserem Leben. - Und doch hat man sie nicht immer gern. Denn sie sagen Dinge, die wir nicht gerne hören. Sie stellen uns in Frage. - Darum sind sie oft verstossen, und wenn sie noch so recht haben. Wir wissen, wie es Johannes ergangen ist, der dem Herrn den Weg ebnete... Und doch bereiten sie uns vor auf die unerwartete und andersartige Ankunft Gottes in unserem Leben. Sie wecken in unseren Herzen die Ahnung vom Geheimnis Gottes, das dem Geheimnis des Samenkorns gleicht. Ja, es ist Gott, der sich ganz unauffällig in unseren Lebenskampf hineinbegibt, um uns zu helfen, mit der Lebenswirklichkeit fertig zu werden und umzugehen. Er will uns helfen, das Leben zu finden und das unvergängliche Leben zu ererben. Gott, in Jesus eingegraben in diese Erde wie ein Samenkorn. Man kann es nicht ausreissen. Aber man kann ja zu ihm sagen, es annehmen im Herzen, ihm lockere Erde zuführen und eine Atmosphäre geben, in der es wachsen und sich entfalten kann. 

Die Adventszeit - eine Zeit der Busse und der Neuorientierung - eignet sich zur Beschaffung lockerer Erde für das Samenkorn Jesu wunderbar. Solche lockere Erde ist das Bekennen der eigenen Schuld, das Annehmen der Vergebung Gottes und des Vergebungsangebotes von Menschen. Solche lockere Erde für das Gedeihen der Seele und die Entfaltung Gottes in unserem Leben ist die Barmherzigkeit und die Vergebung von Schuld, die andere gegenüber uns auf sich genommen haben, das Freigeben von Menschen, das Zulassen eines Neuanfangs. Solche lockere Erde ist das Zurückkommen in die Gemeinschaft mit Gott und seiner Familie, die Teilnahme am Lob der Gemeinde. Lockere Erde für das Wachsen des Samenkorns und das Kommen des Reiches Gottes ist das Schaffen klarer Verhältnisse, das Aufgeben verfehlten Handelns und das Wegräumen sündhafter Zustände im privaten und öffentlichen Bereich, das Eintreten für die 10 Gebote, das Engagement für die Gerechtigkeit und für die Unterdrückten und Hilflosen, das Schaffen von und das Gebet für den Frieden. Wenn wir von alledem nur etwas tun in dieser Adventszeit, dann bereiten wir uns auf das Kommen Gottes vor und schaffen Erdboden für das Samenkorn Christi. Dieses Samenkorn ist ganz und gar in uns, wenn wir es nur erkennen und es pflegen. Es ist ganz und gar in uns mit all seinen Möglichkeiten, mit dem vollständigen Bauplan des Reiches Gottes. Der das weite All und die gastliche Erde geschaffen hat, hat Wohnung genommen in uns und möchte bei uns sein. Advent heisst, sich bewusst werden, dass wir erlöst sind, beschenkt und begnadet. Erlöst mitten in allem, was uns zu schaffen macht; beschenkt oft durch Dinge, die anzunehmen uns Mühe bereitet; begnadet in dem, was wir nicht angestrebt haben. 
Gott ist immer ein Gott der Gegenwart und des Lebens. Und er ist immer dort am nächsten und wirksamsten, wo das Elend am grössten ist, die Zweifel am stärksten und die Hilflosigkeit am ausgeprägtesten. Da ist er mittendrin als das Samenkorn, das aufgehen will, als der Gott, der uns etwas sagen möchte. Dort, wo wir am Ende sind, beginnt er mit seinem Werk. Da geschieht Befreiung, Erlösung. "Tröstet, tröstet mein Volk", spricht dieser Gott. Bleibt nicht stecken in der Ungewissheit und im Selbstmitleid. Tröstet; ermutigt; schaut vorwärts; seht das neue Leben an, das kommt! Laßt die Ängste und das Leiden zu, aber verharrt nicht in ihnen! Verspielt diese Chancen nicht, und macht den Raum weit für das Kommen des Herrn! Erstickt nicht in Kümmernißen, und erstickt nicht andere mit Euch. Seid adventliche Menschen, die aus leidvollen Situationen eine tröstende und heilende Kraft wachsen lassen, die Kraft aus dem Samenkorn Gottes, das ganz und gar in uns ist. So werden wir zu Boten Gottes für uns selbst und für andere, die sich ja auch nach Erlösung sehnen. Boten Gottes, die wissen, dass nur die Nähe Gottes wirklich trösten kann. 
Und trösten bedeutet heilen. Trösten kann man aus der Nähe Gottes heraus im heilenden und vergebenden Wort, im wohltuenden wortlosen Schweigen, in der helfenden Tat, im stillen Gebet, im Verweilen mit dem Leidenden - und vor allem im Festhalten des Glaubens, in der Pflege der Hoffnung und im Üben der Liebe. 

Martin Buber hat einmal geschrieben:
"Wer das helfende Wort in sich aufruft, erfährt das Wort.
Wer Halt gewährt, verstärkt in sich den Halt.
Wer Trost spendet, vertieft in sich den Trost.
Wer Heil wirkt, dem offenbart sich das Heil."

Das Samenkorn liegt also in der Krippe, und es ist am Kreuz. Und wenn wir es im Glauben annehmen, kommt allmählich die Rückseite des Kreuzes lichtvoll in unseren Blick: der Auferstandene gibt sich uns zu erkennen. Der, den wir herbeiersehnten, über dessen Aussehen wir uns Gedanken machten; der, über den wir gerade noch diskutierten und den wir uns vorstellten, wie er wohl sein werde, steht auf, tritt an uns heran, lüftet sein Inkognito und sagt ruhig: "Ich bin es." Und er sagt vielleicht noch dazu: "Kommt her, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch Ruhe und Erfrischung gönnen - umsonst, einfach so, weil ich euch liebe." 
Das ist die Erfahrung des Advents, die Ankunft unseres Gottes in der Gestalt Jesu Christi. Ich bin froh, dass er so kommt. Ich bin dankbar, dass er so ist. Wir müssen uns vor Gott nicht herausputzen. Wir dürfen uns ihm so zeigen, wie wir sind. Und wir dürfen die Wirklichkeit anschauen, wie sie ist. Und mit Gott zusammen beraten, was sich daraus machen lässt. Das ist schön, und es ist echt. In diesem Sinne wünsche ich uns allen von ganzem Herzen eine erfüllte, sinnvolle Adventszeit, in der Gott bescheiden aber wirklich in unser Leben eintritt, gerade so unauffällig aber tatsächlich, wie es Karl V. im Jahre 1530 in jenem Gasthof getan hat.


Der Weg
Die stille Wahrheit
Warum die Liebe Gottes zu uns Menschen kam
Er redet von Heil



Der Link zu Nikolaus,
Heilig Abend und Weihnachten



Erzählung:
Eine 70-jährige Frau betrat ein Luxusrestaurant ...


last update: 09.12.2024