CHRISTentum.ch
Ein Portal für das Christentum in der Schweiz

WEIHNACHTEN
Familienweihnacht 2021 in Dättlikon ZH

weihnacht_m.JPG



Irischer Gruss

Nicht dass von jedem Leid verschont du mögest bleiben, noch dass dein künft´ger Weg stets Rosen für dich trage und keine bitt´re Träne über deine Wange komme und niemals du den Schmerz erfahren sollst - dies alles, nein, das wünsche ich dir nicht.
Denn: kann das Herz in Tränen nicht geläutert, kann´s nicht im Leid geadelt werden - wenn nämlich Schmerz und Not dich aufnimmt in die Gemeinschaft mit Maria und dem Kind, so dass ihr Lächeln Zuversicht und Trost gewährt?

Mein Wunsch für dich ist vielmehr dieser:
dass dankbar du und allezeit bewahrst in deinem Herzen die kostbare Erinnerung der guten Ding´ in deinem Leben;
dass mutig stehst du in deiner Prüfung, wenn hart das Kreuz auf deinen Schultern liegt und wenn der Gipfel, den es zu ersteigen gilt, schier unerreichbar scheint, ja selbst das Licht der Hoffnung zu entschwinden droht;
dass jede Gottesgabe in dir wachse und mit den Jahren sie dir helfe, die Herzen jener froh zu machen, die du liebst;
dass immer einen wahren Freund du hast, der Freundschaft wert, der dir Vertrauen gibt, wenn dir´s an Licht gebricht und Kraft; daß du dank ihm den Stürmen standhältst und so die Höhen doch erreichst -
und dass in Freud´ und Leid das Lächeln voller Huld des menschgeword´nen Gottessohnes mit dir sei und du allzeit so innig ihm verbunden, wie er´s für dich ersehnt.


Gebet

Komm, Gott, wir brauchen dich auf der dunklen Erde, damit die Welt von deinem Licht immer heller werde.
Wir freuen uns, Gott, daß du zu uns kommst: als Kind in der Krippe, als Heiland der Armen, als Bruder der Ausgestoßenen, als Tröster der Betrübten, als Freund der Kinder.
Das ist Weihnachten: Du kommst zu uns. Du willst alle Menschen froh machen.
Wir bitten dich: Sei du besonders bei allen, die traurig sind, bei allen, denen es nicht gut geht, weil sie im Krieg leben müssen oder auf der Flucht sind, weil sie Hunger haben oder kein Dach über dem Kopf. Sei bei den Kranken und den Sterbenden. Laß alle dein Licht sehen, das die Welt hell macht.
Amen.

Aus der Bibel

"Das Volk, das im Finstern wandelt, sieht ein grosses Licht; und über denen, die da wohnen im finstern Lande, scheint es hell.
Singet dem Herrn ein neues Lied; singet dem Herrn, alle Welt! Singet dem Herrn und lobet seinen Namen, verkündet von Tag zu Tag sein Heil! Der Himmel freue sich, und die Erde sei fröhlich, das Meer brause und was darinnen ist; das Feld sei fröhlich und alles, was darauf ist; es sollen jauchzen alle Bäume im Walde vor dem Herrn; denn er kommt, denn er kommt, zu richten das Erdreich. Er wird den Erdkreis richten mit Gerechtigkeit und die Völker mit seiner Wahrheit.
Das Volk, das im Finstern wandelt, sieht ein großes Licht; und über denen, die da wohnen im finstern Land, scheint es hell."
Jes 9,1; Ps 96,1.2.11-13

"Als aber die Fülle der Zeit gekommen war, sandte Gott seinen Sohn, geboren von einer Frau, geboren unter dem Gesetz, auf daß er die, welche unter dem Gesetz waren, loskaufte, auf daß wir die Kindschaft empfingen. 
Weil ihr aber Kinder seid, so hat Gott den Geist seines Sohnes in unsere Herzen gesandt, der da ruft: Abba, Vater! Also bist du nicht mehr Knecht, sondern Kind; wenn aber Kind, so auch Erbe durch Gott."
Galaterbrief 4,4-7



Nachgedacht

Mach's wie Gott, werde Mensch.
Graffiti, entdeckt an einer Wand vor Weihnachten

Wäre Gott nicht in fleischlicher Gestalt gekommen, hätten die Menschen seinen Anblick nicht ertragen können. Sie können ja nicht einmal direkt in die Sonne schauen, und die ist nur das Werk seiner Hände.
Barnabasbrief

Der Stall ist wahr. Eine so geringe Geburt des Stifters einer Religion wird nicht erfunden.
Ernst Bloch, 1885-1977, deutscher Philosoph

Heute wird uns ein Kindlein geboren, damit der Mensch sich nicht überschätzt, sondern damit wir umkehren und selbst werden wie die Kinder.
Bernhard von Clairvaux, 1090-1153

weihnachtsfiguren.jpgweihnachtsfigur.jpg
Krippenfiguren, geschaffen von Hans Schoch, um 1960 in Schaffhausen


Wirst du nicht ein Kind...

"Mensch, wirst du nicht ein Kind, 
so gehst du nimmer ein, 
wo Gottes Kinder sind, 
die Tür ist gar zu klein. 
Ach, könnte nur dein Herz 
zu einer Krippe werden: 
Gott würde noch einmal ein 
Kind auf dieser Erden. 
Wird Christus tausendmal 
zu Bethlehem geboren 
und nicht in dir, 
du bleibst doch ewig verloren. 
Gott schliesst sich unerhört 
in Kindes Kleinheit ein; 
ach, möcht` ich doch ein Kind 
in diesem Kinde sein."

Angelus Silesius, Schlesischer Dichter, 1624-77



Wo kommen bloss Ochs und Esel her?

Wo kommen Ochs und Esel her, von denen weder Lukas noch Matthäus in ihrer Weihnachtsgeschichte berichten? 
Die beiden Tiere werden in den apokryphen Schriften des Pseudo-Matthäus aus dem Alten Testament übernommen und in die Geburtsszene integriert. Hier kommt Christus in einer Höhle zur Welt und wird erst drei Tage später von Maria in einen Stall gebracht: 
"Und Ochs und Esel beteten ihn an. Da erfüllte sich, was durch den Propheten Jesaja verkündet ist, der sagte: Der Ochs kennt seinen Besitzer und der Esel die Krippe seines Herrn." 
Die orthodoxen Theologen hatten keine Hemmungen, die Bilder der verhaßten Apokryphen zu nutzen. Gregor von Nyssa, Ambrosius von Mailand und der einflußreiche Augustinus sind sich einig: Der Ochse, das reine Tier, steht für das Judentum, der Esel, das unreine, für die Heiden, und zwischen ihnen Jesus, der eine neue Religion verkündet - frei von Gesetzen wie von Götzen. Was auf den ersten Blick wie eine naive Familienszene anmutet, ist voll geheimer Dialektik. Die Krippe, von der beim Evangelisten Lukas die Rede ist, steht dort nicht zufällig. Trog wäre die genauere Bezeichnung, denn das Kind, das in ihm liegt, ist für die Kirchenväter das "Futter des Gottesvolkes". Da Christi Leib und Blut im Abendmahl zur Speise der Gläubigen werden, ist es nur logisch, diesen "Futtertrog" als gemauerten Altartisch darzustellen. Das Kind ist so fest gewickelt, wie es Brauch bei einem Toten war - als Erwachsener wird es durch seinen Tod allen Menschen neues Leben bringen. Und achtzackig ist der Stern von Bethlehem, weil diese Zahl Vollkommenheit bedeutet und die Taufe symbolisiert (die frühchristlichen Taufbecken sind achteckig). 
Als das zweite christliche Jahrtausend beginnt, entfalten Künstler, die doch nur Verkündiger sein wollen, die ganze Breite von Weihnachten: Auf Mosaiken in Palermo, in den Walroßschnitzereien Kölner Meister, auf den Ikonen des Sinai-Klosters singen die Engel, flöten die Hirten, beten die drei Magier das Kind an. Nur zwei Jahrhunderte später beginnt in der Toskana die Tafelmalerei. Bald ist keine Kirche, kein Altar im katholischen Europa ohne sie denkbar. Kein Meister der europäischen Malerei, der das neugeborene göttliche Kind und seine Familie im Stall seitdem nicht auf Holz oder auf die Leinwand gebracht hätte.

Barbara Beuys



Der Anfang des Festes

"Ein Fest kommt heran, das von allen am meisten Ehrfurcht und Schauer erregt". Mit diesen Worten suchte Johannes Chrysostomos am 20. Dezember des Jahres 386 in einer Predigt die Gemeinde von Antiochien dafür zu gewinnen, fünf Tage später erstmalig das Fest der Geburt Christi feierlich zu begehen. Am 25. Dezember fand sich dann tatsächlich eine stattliche Gemeinde ein, und Johannes Chrysostomus predigte: "Längst habe ich begehrt, den Tag zu erleben, nicht nur persönlich, sondern mit einer so zahlreichen Gemeinde, und unablässig betete ich, daß sich der Zuhörerraum so fülle, wie ich jetzt sehen kann. Dazu ist es jetzt glücklicherweise gekommen, obwohl es noch keine zehn Jahre her ist, daß der Tag uns bekannt geworden ist."




Nur ein Stohhalm?


Die Hirten sind gekommen und dann wieder gegangen. Vielleicht haben sie damals Geschenke mitgebracht, aber gegangen sind sie mit leeren Händen.

Ich kann mir aber vorstellen, dass vielleicht ein Hirte, ein ganz junger, doch etwas mitgenommen hat von der Krippe. Ganz fest in der Hand hat er es gehalten
Die anderen haben es erst gar nicht bemerkt. Bis auf einmal einer sagte: "Was hast du denn da in der Hand?" - "Einen Strohhalm." sagte er, "einen Strohhalm aus der Krippe, in der das Kind gelegen hat.
"Einen Strohhalm!", lachten die anderen, "das ist ja Abfall! Wirf das Zeug weg." Aber er schüttelte nur den Kopf. "Nein", sagte er ",den behalte ich, für mich ist er ein Zeichen, ein Zeichen für das Kind. Jedes mal, wenn ich diesen Strohhalm in der Hand halten werde, dann werde ich mich an das Kinde erinnern und daran, was die Engel von ihm gesagt haben."

Und wie ist das mit dem kleinen Hirten weitergegangen?
Am nächsten Tag, da fragten die anderen Hirten ihn. "Und, hast du den Strohhalm immer noch? Ja? Mensch, wirf ihn weg, das ist doch wertloses Zeug!" Er antwortete: "Nein, das ist nicht wertlos. Das Kind Gottes hat darauf gelegen." - "Ja und?" lachten die anderen, " das Kind ist wertvoll, aber nicht das Stroh."
Ihr habt Unrecht", sagte der kleine Hirte, "das Stroh ist schon wertvoll. Worauf hätte das Kind denn sonst liegen sollen, arm wie es ist? Nein, mir zeigt es, dass Gott das Kleine braucht, das Wertlose. Ja, Gott bracht die Kleinen. Die, die nicht viel können, die nichts wert sind." Ja, der Strohhalm aus der Krippe war dem kleinen Hirten wichtig. Wieder und wieder nahm er ihn in die Hand, dachte an die Worte der Engel, freute sich darüber, dass Gott die Menschen so lieb hat, das er klein wurde wie sie. Eines Tages aber nahm ihm einer der anderen den den Strohhalm weg und sagte wütend. "Du mit deinem Stroh. Du machst mich noch ganz verrückt!" Und er zerknickte den Halm wieder und wieder und warf ihn zur Erde.
Der kleine Hirte stand ganz ruhig auf, strich ihn wieder glatt und sagte zu den anderen: "Sieh doch, er ist geblieben, was er war. Ein Strohhalm. Deine ganze Wut hat daran nichts ändern können. Sicher, es ist leicht, einen Strohhalm zu knicken, und du denkst 'Was ist schon ein Kind, wo wir einen starken Helfer brauchen'. Aber ich sage dir: Aus diesem Kind wird ein Mann und der wird nicht totzukriegen sein. Er wird die Wut der Menschen aushalten, ertragen und bleiben, was er ist - Gottes Retter für uns. Denn Gottes Liebe ist nicht klein zu kriegen."

Frei wiedergegeben nach einer Erzählung aus Mexiko



Weihnachten - ein Giftmagazin?

Weihnachten ist ein Inbegriff, ein Giftmagazin aller bürgerlichen Sentimentalitäten und Verlogenheiten, Anlass wilder Orgien für Industrie und Handel, grosser Glanzartikel der Warenhäuser, riecht nach lackiertem Blech, nach Tannennadel und Grammophon, nach übermüdeten, heimlich fluchenden Austrägern und Postboten, nach verlegener Feierlichkeit in Bürgerzimmern unterm aufgeputzten Baum, nach Zeitungsextrabeilagen und Annoncenbetrieb, kurz - nach tausend Dingen, die mir alle bitter verhasst und zuwider sind und die mir alle viel gleichgültiger und lächerlicher vorkämen, wenn sie nicht den Namen des Heilandes und die Erinnerung unserer zartesten Jahre so furchtbar missbrauchten. 

Hermann Hesse



"Am Weihnachtsbaum die Lichter brennen, wie glänzt er festlich, lieb und mild..."


Zur Geschichte des Weihnachtsbaumes

Noch im Mittelalter beging man das Weihnachtsfest ohne Tannenbaum. Erstmals zeigt ein Kupferstich von Lukas Cranach dem Älteren aus dem Jahr 1509 den Baum in der uns heute bekannten Form. 1605 berichtet dann eine elsässische Chronik: "Auff Weihenachten richtett man Dannenbäume zu Straßburg in den Stuben auf, daran henckett man rossen aus vielfarbigem Papier geschnitten, Äpfel, flache Kuchen, Zischgolt, Zucker ....". 
Langsam trat der Christbaum seinen "Siegeszug" an, auch wenn es zunächst noch viele Kritiker an diesem Brauch gab. So war es zum Beispiel Johann Konrad Dannhauer, der (damals als Professor und Pastor am Straßburger Münster) von der Kanzel auf diese neumodische Sitte schimpfte und auch schriftlich festhielt: "Unter anderen Lappalien, damit man die alte Weihnachtszeit oft mehr als Gottes Wort begeht, ist auch der Weihnachts- und Tannenbaum, den man zu Hause aufrichtet, denselben mit Puppen und Zucker behängt und ihn hiernach schütteln und abblümen läßt. Wo die Gewohnheit herkommt, weiß ich nicht. Es ist ein Kinderspiel ....". 
Trotz dieser zahlreichen Kritiker verbreitete sich das Weihnachtsbaum-Aufstellen immer weiter. Während der Brauch in den Städten schnell Einzug hielt, setzte er sich in den ländlichen Gebieten nur sehr langsam durch. Dies wurde aber unterstützt durch die positiven Stimmen von Martin Luther und anderer Reformatoren. 
Allgemein gebräuchlich wurde der Weihnachtsbaum in der deutschen Bürgerfamilie vor allem im 19. Jahrhundert, dann auch in benachbarten europäischen Ländern. Die Auswanderer des 18. Jahrhunderts nahmen den Brauch mit nach Amerika, wo seit 1891 ein "öffentlicher" Weihnachtsbaum in Washington (D.C.) vor dem Weißen Haus aufgestellt wird. Diesen "Weihnachtsbaum für alle" kennen wir in deutschen Städten erst etwa seit 1919. 
Auch der Schmuck des Weihnachtsbaumes veränderte sich im Laufe der Zeit. Vom Ende des 18. Jahrhunderts war der Rauschgoldengel aus Nürnberg zum beliebten Baumschmuck geworden, in der Biedermeierzeit kamen vergoldete Nüsse, Kugelschnüre und das Lametta hinzu. Nach 1820 Glasbläserprodukte aus Thüringen ("Christbaumkugeln") und um 1900 Blechspielzeug und kunstgewerblicher Schmuck. 

EKD-Online, Dezember 1996



PREDIGTEN

Der Link zur Weihnachtspredigt
aus der beliebten Wolfensberger Reihe: Joos - Der gute Hirt


Eine Weihnachtspredigt vom kirchenweb.at:
Was feiern wir zu Weihnachten ??

Zu Weihnachten feiern wir die Menschwerdung Gottes

 
Wir fragen uns, warum Gott Mensch geworden ist, und wollen uns auch mutig der Frage stellen, ob es einen Gott überhaupt gibt.
 
Das Geburtsfest von Jesus wird so groß gefeiert, weil dieser Jesus mehr war, als bloß irgendein Kind. Schon der Engel Gabriel hat Maria verheißen, dass dieses Kind "Sohn des Höchsten" genannt werden wird, und durch Jahrhunderte haben gläubige Menschen die Erfahrung gemacht, dass dieser Jesus nicht nur damals auf die Welt gekommen ist, sondern auch weiter lebt, in wunderbarer Weise da ist und eine Kraft und letztlich auch den Sinn für ihr Leben bedeutet.
 
Diese Erfahrung ist, vielfach bezeugt, in der Heiligen Schrift niedergeschrieben und durch die Jahrhunderte im Leben angewendet, nachvollzogen und selbst gemacht worden von vielen Heiligen, die uns bekannt sind, auch von denen, die uns den Glauben weitergegeben haben, denen wir es verdanken, dass wir selbst als gläubige Christen Gott verbunden leben.
 
Gott ist Mensch geworden, weil er den Menschen liebt, weil er die Nähe des Menschen sucht, den Menschen ansprechen und heilen möchte, weil er bei uns sein, bei uns "wohnen" will.
Eng verbunden mit dieser Deutung muss in der heutigen Zeit ein Zeugnis dafür abgelegt werden, dass es diesen Gott überhaupt gibt. Das ist ja Voraussetzung für die Glaubwürdigkeit der Weihnachtsbotschaft und dafür, dass Weihnachten doch mehr ist, als bloß das Kommen eines Weihnachtsmannes.
 
Wenn es geschaffene Dinge gibt, dann muss es auch einen Schöpfer geben. Wenn es in der Schöpfung nicht nur Chaos gibt, sondern auch Ordnung, dann muss es eine höhere Weisheit geben, nach deren Plan und Willen diese höchste Weisheit in die Wirklichkeit eingeht. Die höchste Idee und Sinnhaftigkeit ist Liebe. - Aus Liebe hat Gott die Welt erschaffen, und aus Liebe ist er Mensch geworden.
 
Oft hört man die Vermutung: "Es wird schon irgend etwas Höheres geben". Wir Christen können dem nicht zustimmen! Wir glauben nicht an irgend etwas, wir glauben - wenn schon - an irgend jemanden.
Auf der Suche nach Gott, in unserer Sehnsucht nach einer unendlichen Liebe, in unserem Verlangen nach Ewigkeit und Unsterblichkeit, brauchen wir uns nicht selbst irgendeinen Gott, irgend etwas, ausdenken, können wir uns keinen eigenen Gott zurechtbasteln, zumindest nicht dann, wenn wir wirklich "Christen" sein wollen.
 
Denn dieser Jesus Christus, dessen Geburt wir heute feiern, er ist es, der die Kunde vom Vater gebracht hat. Er hat uns zur Umkehr gerufen, das Gottesreich verkündet in Wort und Tat, und uns gelehrt, Gott als Vater zu sehen. Durch Jesus ist der Tod überwunden, sind wir erlöst, haben wir "Zugang zum Vater" - diesen Zugang, den der Mensch durch seine Sünde verloren hat. Die Gottferne des Menschen soll ein Ende haben durch das Entgegenkommen Gottes.
"Das Wort ist Fleisch geworden, um uns mit Gott zu versöhnen ..., damit wir ... die Liebe Gottes erkennen" und wieder Anteil haben an der göttlichen Natur.
Ähnlich wie der heilige Irenäus sagt auch der heilige Thomas von Aquin: "Weil uns der eingeborene Sohn Gottes Anteil an seiner Gottheit geben wollte, nahm er unsere Natur an, wurde Mensch, um die Menschen göttlich zu machen".
 
In der heutigen Zeit gefälliger ist der Spruch: "Gott ist Mensch geworden, damit auch der Mensch mehr Mensch werde." - Er stammt nicht aus der Bibel, kann aber auch im christlichen Sinn verstanden und ausgedeutet werden.
 
Denn das wahre Menschsein ist ja das "Abbild Gottes" sein. Der Mensch soll in der Ausgestaltung der Welt Anteil haben am Wesen des Schöpfers, er soll sich gerade in seiner Güte und Liebe als "menschlich" erweisen, wobei Liebe und Güte ja gerade das Wesen des Göttlichen sind!
Erschienen ist uns "die Güte und Menschenliebe Gottes"!
 
Gott ist aber nicht nur Mensch geworden, er ist Kind geworden. Wir feiern zu Weihnachten nicht nur die "Mensch-werdung" Gottes, vielmehr noch müssen wir von einer "Kind-werdung" Gottes sprechen und - lernen!
 
Einmal "kamen die Jünger zu Jesus und fragten: Wer ist im Himmelreich der Größte? Da rief er ein Kind herbei, stellte es in ihre Mitte und sagte: Wenn ihr nicht umkehrt und wie die Kinder werdet, könnt ihr nicht in das Himmelreich kommen. Wer so klein sein kann wie dieses Kind, der ist im Himmelreich der Größte. Und wer ein solches Kind um meinetwillen aufnimmt, der nimmt mich auf."
Was sollen und können wir von Kindern lernen?
 
Kinder vertrauen ihren Eltern, sie verdanken ihnen das Leben und machen sich keine Sorgen um die Zukunft, weil sie den Eltern vertrauen.
 
Kinder wissen, dass sie von den Eltern geliebt werden. Sie führen keine Kriege und sind nicht schon Jahrzehnte mit jemandem verfeindet; sie sind doch immer bereit zur Versöhnung. Kinder haben Freunde, sie sind lustig, oder werden von den Eltern getröstet, sie spielen gern ...
 
Das Fest der Menschwerdung Gottes möchte uns nicht "kindisch" machen, es erlaubt uns aber und ermutigt uns, Kind zu sein: Kind eines liebenden Vaters, der nicht nur im Himmel weit fort ist, sondern der auch da ist in diesem Kind, das sich als Gottes Sohn erwiesen hat, und der durch die Sendung seines Geistes auch in uns bereits zur Welt gekommen ist, "denn die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsere Herzen durch den Heiligen Geist, der uns gegeben ist."
 
Amen.

kirchenweb.at im Dezember 2003



Box Full of Kisses

The story goes that some time ago, a man punished his 3-year-old daughter for wasting a roll of gold wrapping paper. Money was tight and he became infuriated when the child tried to decorate a box to put under the Christmas tree.Nevertheless, the little girl brought the gift to her father the next morning and said, "This is for you, Daddy." He was embarrassed by his earlier overreaction, but his anger flared again when he found the box was empty. He yelled at her, "Don't you know that when you give someone a present, there's supposed to be something inside it"? The little girl looked up at him with tears in her eyes and said, "Oh, Daddy, it is not empty. I blew kisses into the box. All for you, Daddy."

The father was crushed.He put his arms around his little girl, and he begged for her forgiveness.It is told that the man kept that gold box by his bed for years and whenever he was discouraged, he would take out an imaginary kiss and remember the love of the child who had put it there. In a very real sense,each of us as humans have been given a gold container filled with unconditional love and kisses from our children, friends, family or God. There is no more precious possession anyone could hold.



Advent, Nikolaus und Heiliger Abend
Die Entstehung von "Stille Nacht" und "O du fröhliche"



Vorweihnachten in Summi 1942

Es ist kalt, sehr kalt sogar und weil Krieg herrscht, spüren die Menschen die Kälte noch mehr. Der Schnee glitzert überall und alles ist gefroren. Allein die Kinder vergnügen sich im Schnee, doch auch sie sind gezeichnet von der Angst und immer sind sie hungrig. Nina, eine junge Frau, schaut ihren beiden Kindern zu, wie sie Schneeballen formen um Eiszapfen vom Dach herunter zu schlagen.
Alle wohnen sie unter einem Dach, Ninas Eltern, ihre Schwiegermutter und ihre zwei Kinder. Peter, ihr Mann, lebt nicht mehr. Dieser grausame Krieg hat ihn ihr genommen. Sie vermisst ihn sehr, er war ein stiller, freundlicher Mensch. Schon ein Jahr ist sie allein, doch das Leben geht weiter, und sie muss für die Kinder sorgen. Scheu und zurückgezogen leben sie in diesem Dorf in Russland (in der Gegend von Stalingrad). Jetzt, wo die fremden Soldaten gekommen sind, macht sich in ihrem Herzen eine Verbitterung breit. Was haben diese Fremden hier zu suchen? Wenn sie an ihnen vorbeigehen muss, um ihre Schwägerin zu besuchen, wagt sie kaum unter ihrem Kopftuch hervor zu schauen. Doch unauffällig gleiten ihre Blicke über die Gesichter dieser jungen Soldaten. Sie erkennt, dass auch der Feind ein Angesicht hat. Wer weiss, sicher wären diese jungen Männer auch lieber zu Hause, besonders jetzt, wo es so kalt ist hier.

Eines Tages fragt sie einer, ob sie nicht etwas verdienen wolle und ihnen etwas Wäsche waschen könnte? Nina nickt, und seither wäscht sie ab und zu ein paar Sachen von diesen jungen Männern.
Eines Tages, als sie wieder ein Bündel in Empfang nimmt, muss sie sich eingestehen, wie ordentlich diese Deutschen sind. Peinlich sauber sind ihre Quartiere. In der grössten Kälte waschen sie sich am Brunnen, wo sie zuerst das Eis weg schlagen müssen.
Was Nina am meisten irritiert, sind die Düfte, die von der Küche dieser Soldaten ausgehen. Sie haben genug zu essen. Sie denkt an ihre Kinder, die das Wenige, das sie haben, immer schon am Morgen aufessen wollen. Doch sie muss zugeben, seit sie ab und zu die Wäsche dieser Fremden besorgt, geht es ihnen besser. Die Männer haben ihre Not erkannt, und oft findet sie etwas Essbares in einem der Bündel versteckt.

Heute steht er wieder da, der deutsche Soldat, der etwas russisch kann. Wie jung er noch ist. Er hat dieselbe Grösse wie Peter; er ist schlank, und er hat blaue Augen, genau wie Peter. Eine leichte Sehnsucht macht sich breit in ihr, doch der aufkommende Schmerz erstickt ihre Stimme, denn heute, wenigstens einmal, wollte sie den Gruss leise erwidern. Auch über sein Gesicht huschte ein Schatten, das hatte sie gerade noch bemerkt. Vielleicht hat auch er eine Frau, die ihn liebt in der Ferne.
In der Waschküche öffnet Nina das Bündel. Heute sind ein ganzes Brot, eine kleine Wurst und sogar einige Teeblätter, fein säuberlich in einem Taschentuch eingewickelt. Im Herzen dankt sie ihm für die Spende, um etwas zu sagen wäre sie zu stolz, denn schliesslich sind es Feinde, und wenn kein Krieg herrschen würde, ginge es ihnen allen auch besser. Wenn sie diesen Mann wieder sehen wird, würde sie ganz sachte den Kopf etwas neigen, und er würde schon begreifen, dass sie ihm danken möchte.
Hastig wollen ihre Hände ein Stück von diesem köstlichen Brot abbrechen, doch nein, sie muss warten bis am Abend, wo sie dann das Brot und die Wurst in sieben gleich grosse Teile schneiden will. Auf den Tee freut sie sich ganz besonders.

Schnell packt Nina all diese Sachen wieder in den Korb und deckt sie zu, bevor sie mit der Wäsche beginnt. Ein paar Tränen rinnen ihr über die Wangen, da sie an Peter und seine Kameraden denken muss, die einfach im Schnee liegen bleiben. Wie lange wird es noch Krieg sein? Sie haben hier in Russland doch schon genug gelitten. Die Fremden möchten doch sicher auch nach Hause gehen. Die Weihnachtstage sind nicht mehr fern, und diese jungen Männer sind so weit von der Heimat weg.

Ein paar Tage später bemerkt sie wie im Quartier Veränderungen vor sich gehen. An einem Morgen steht plötzlich der freundliche Soldat, der Peter gleicht, hinter ihrem Haus, dort wo Nina zwei Hühner und ein paar Gänse haltet, damit sie den Winter überstehen können.
Er deutet mit der Hand auf eine der Gänse, und sie versteht, dass er diese haben will. Er zeigt auch auf einen Sack, den er unauffällig neben die Treppe gestellt hatte: "Schau einmal nach, was da drin ist." Nina schaut nach, und sie entdeckt viele gute Vorräte, die sie verstecken kann und die sicher viel mehr hergeben, als ein Gänsebraten. Vielleicht gehen sie weg, und dieser Mann hat es geschafft, etwas für sie und ihre Kinder zu bekommen.
Nina nimmt die Axt von der Wand, und auf einem Holzblock schlägt sie der fettesten Gans den Kopf ab und reicht diese dem jungen Soldaten hin. "Schöne Weihnachten!" ruft er ihr noch auf russisch zu, und weg ist er. Nur noch die Spuren der Stiefel sind im Schnee zu sehen und rote Flecken, dort bei der Stelle, wo normalerweise Holz gehackt wird.
Nina nimmt den Sack und verschwindet schnell im Haus. Sie freut sich über die Vorräte und darüber, dass auch im Krieg die Menschlichkeit nicht ganz verloren gegangen ist in dieser grausamen, harten Zeit.

Sie wünscht, dass möglichst viele Soldaten verschont bleiben und gesund nach Hause gehen können. Frauen kämpfen ja nicht an der Front, doch sie beten für ihre Männer und begleiten sie in Gedanken mit der ganzen Kraft ihrer Liebe. Überall auf der Welt ist das so.

Verena Guerra


last update: 18.12.2021