JAHRESWECHSEL
Silvester in Zürich, Altjahrabend 2002
© Foto: Stana Vetsch
E i n g a n g
Einen guten Rutsch ins Neue Jahr?
Für den Jahreswechsel wünschen wir uns alle "einen guten
Rutsch" ins Neue Jahr, aber niemand weiss eigentlich so
richtig, warum wir denn über die Jahresschwelle "rutschen"
(d.h. gleiten) sollen. Der Wunsch geht denn auch nicht auf
dieses Verb, sondern auf den rotwelschen oder jiddischen
Begriff "Rosch" zurück, was "Anfang" (oder auch "Kopf")
bedeutet. Also: einen guten Rosch, einen guten Anfang (im
Neuen Jahr)!
Der Jahresbeginn wird in der hebräischen Sprache "Rosch ha
Schana", also "Kopf des Jahres" genannt. Das Jiddisch
enthält mittelhochdeutsche, hebräische
und slawische Elemente. Man wünschte sich zum Neujahr "a
gut Rosch", einen guten Anfang. Erst später wurde dieses
Wort mit dem deutschen "Rutsch" (von "rutschen")
überstülpt, und mit der Zeit verfiel seine Herkunft der
Vergessenheit.
Jakob Vetsch
Wieso heisst es Silvester?
Der geläufige Name für den Altjahrtag ist benannt nach
dem Tagesheiligen, Papst Silvester I. Er starb am 31.
Dezember des Jahres 335 in Rom. Zum Gedenken an ihn wurde
der letzte Tag im Jahr nach seinem Sterbetag benannt.
Und warum feiern wir gerade
am 1. Januar Neujahr?
Dies war nicht immer so. Papst Innozenz XII. legte im Jahre
1691 fest, dass der 1. Januar der Neujahrstag sei. Früher
feierten Christen den Neujahrstag am 6. Januar, später am
25. Dezember. Heute noch heisst in den Alpen der 6. Januar
"Großes" oder "Hohes Neujahr". Denn für die Bergbauern
beginnt erst jetzt das "richtige" Neujahr! Im römischen
Kalender wurde der 1. Januar schon anno 46 v. Chr. offiziell
zum Jahresbeginn erhoben.
Viele Religionen feiern Neujahr an anderem Tag. Manche haben
sogar einen beweglichen Neujahrstag. Die Juden und der Islam
nach Mondjahren, die Iraner nach Sonnenjahren. In China
beginnt das neue Jahr zwischen Ende Januar und Ende Februar.
Entdeckt im kirchenweb.at / Dezember 2003
Der Augenblick
Mein sind die Jahre nicht,
die mir die Zeit genommen;
mein sind die Jahre nicht,
die etwa möchten kommen;
der Augenblick ist mein,
und nehm' ich den in acht,
so ist der mein, der Jahr und Ewigkeit gemacht.
Andreas Gryphius
Ein neues Jahr ...
... hat neue Pflichten.
Ein neuer Morgen ruft zu frischer Tat.
Stets wünsche ich ein fröhliches Verrichten
und Mut und Kraft zur Arbeit früh und spat.
Johann Wolfgang von Goethe
Schau mich an - Komm
"Schau mich an",
sagt das alte Jahr,
"ich bin ein Teil von Dir.
Nimm das, was wir erlebten, als Geschenk.
Hüte es. Umsorge es.
Damit es wächst und Früchte trägt."
"Komm",
sagt das neue Jahr,
"nimm meine Hand.
Geh mit mir ein Stück des Wegs gemeinsam.
Hab Vertrauen. Lass mich einfach bei Dir sein.
Ich möchte, dass Du glücklich bist."
Am Anfang Gott
Am Anfang des Raumes der Zeit des Universums, Gott.
Am Anfang der Schöpfung des Lebens der Menschheit, Gott.
Am Anfang der Geschöpfe der Persönlichkeiten von mir,
Gott.
Am Anfang dieses Jahres dieser Woche dieser Stunde, Gott.
Am Anfang jedes Gedankens jedes Wortes jeder Tat, Gott.
David Adam
Dein Licht
Der Engel in dir freut sich über dein Licht
weint über deine Finsternis
Aus seinen Flügeln rauschen
Liebesworte, Gedichte, Liebkosungen
Er bewacht deinen Weg
Lenk deinen Schritt engelwärts
Rose Ausländer
T e x t e
Geh nur in die Dunkelheit
In einer alten, nachdenkenswerten Legende heisst es:
"Ich sagte zu dem Engel, der an der Pforte des Jahres
stand: 'Gib mir ein Licht, damit ich sicheren Fusses der
Ungewissheit entgegengehen kann!' Aber er antwortete: 'Geh
nur in die Dunkelheit, und lege deine Hand in die Hand
Gottes; das ist besser als ein Licht und sicherer als ein
bekannter Weg.'"
Jahresrezept von Goethes Mutter
Von Catharina-Elisabeth Goethe (1731-1808), der Mutter
von Johann Wolfgang von Goethe, ist ein Rezeptvorschlag
für ein ganzes Jahr überliefert. Er lautet:
"Man nehme 12 Monate, putze sie ganz sauber von
Bitterkeit, Geiz, Pedanterie und Angst und zerlege jeden
Monat in 30 oder 31 Teile, so daß der Vorrat genau für ein
Jahr reicht. Es wird jeder Tag einzeln angerichtet aus 1
Teil Arbeit und 2 Teilen Frohsinn und Humor. Man füge 3
gehäufte Eßlöffel Optimismus hinzu, 1 Teelöffel Toleranz,
1 Körnchen Ironie und 1 Prise Takt. Dann wird die Masse
sehr reichlich mit Liebe übergossen. Das fertige Gericht
schmücke man mit Sträußchen kleiner Aufmerksamkeiten und
serviere es täglich mit Heiterkeit und mit einer guten,
erquickenden Tasse Tee. Gott, der mir von Jugend an so
viele Gnade erwiesen hat, der wird schon ein Plätzchen
aussuchen, wo ich meine alten Tage ruhig und zufrieden
beschließen kann. Ich freue mich des Lebens, ich suche
keine Dornen, hasche die kleineren Freuden. Sind die Türen
niedrig, so bücke ich mich; kann ich den Stein aus dem Weg
tun, so tu ich's; ist er zu schwer, so gehe ich um ihn
herum, und so finde ich alle Tage etwas, das mich freut.
Und der Schlußstein, der Glaube an Gott, der macht mein
Herz froh und mein Angesicht fröhlich."
Gedanken zum Jahreswechsel
Nimm dir Zeit um zu arbeiten,
es ist der Preis des Erfolges.
Nimm dir Zeit um nachzudenken,
es ist die Quelle der Kraft.
Nimm dir Zeit um zu spielen,
es ist das Geheimnis der Jugend.
Nimm dir Zeit um zu lesen,
es ist die Grundlage des Wissens.
Nimm dir Zeit um freundlich zu sein,
es ist das Tor zum Glücklichsein.
Nimm dir Zeit um zu träumen,
es ist der Weg zu den Sternen.
Nimm dir Zeit um zu lieben,
es ist die wahre Lebensfreude.
Nimm dir Zeit um froh zu sein,
es ist die Musik der Seele.
Sinnspruch aus Irland
Parabel
Drei Männer befinden sich auf dem Weg zum
Bergkloster. Dort nämlich sind sie vor Jahren in die
geistliche Weisheit eingeführt worden. Ein jeder von
ihnen will zum Neujahrstag seinem ehemaligen Lehrer
eine Dankesgabe bringen.
Unterwegs loben die drei ihre Lehrer, deren Namen nach
altem Brauch nicht genannt werden dürfen. Und die drei
sind erstaunt, welch verschiedene Persönlichkeiten und
welch unterschiedliche Spiritualitäten in dem einen
Kloster Platz haben: Dem einen war ein Mann der
Ordnung begegnet und hatte ihn gelehrt, daß ohne
Struktur, ohne logische Abfolge kein geistliches Leben
möglich sei. Der andere aber hatte von seinem Lehrer
Spontaneität und jene Freiheit gelernt, die immer neu
sich dem Leben stellen kann. Der dritte hingegen war
einem schweigenden Mönch begegnet, und voll
Begeisterung meint er: Schweigen, Stille, das ist der
Königspfad zur Weisheit!
Oben im Kloster angekommen, begegnen sie ihren
geistlichen Lehrern - und sind voll Erstaunen, daß es
nur ein einziger war, der drei so verschiedene Wege
gelehrt hatte.
S e g e n
Schwellen
Welche Schwelle Du auch immer betrittst,
es möge jemand da sein, der Dich willkommen heisst.
Altirischer Segenswunsch
Neujahrssegen
Den neuen Tag, Gott, segne mir - so neu, noch nie
gewesen!
Voll Dank für deine Gegenwart sei die Zeit, die du mir
gegeben.
Meine Augen segne mir, o Gott, daß sie loben, was immer
sie sehen:
meinen Nachbarn, ich will ihn segnen, und mein Nachbar
segne mich.
Ein aufgeräumtes Herz gib mir, hab' auch du mich immer im
Auge.
Mach' Frau und Kinder zum Segen für mich und meinen Hof
mit all seinem Leben.
Amen.
Aus Irland
Predigten
3 Fragen & 1
Jahres-Rezept
Das Geld des lieben Gottes
Der 6. Januar - Dreikönigstag
- Caspar, Melchior und Balthasar
last update: 31.10.2024
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