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TEXTE


Wenn du pflanzen willst

Jemand hat einmal gesagt:
"Wenn Du für ein Jahr pflanzen willst, dann pflanze Weizen.
Wenn Du für 10 Jahre pflanzen willst, dann pflanze Bäume.
Wenn Du für 50 Jahre pflanzen möchtest, pflanze Menschen.
Wenn Du aber für die Ewigkeit pflanzen willst, dann pflanze das Wort Gottes!"


Hielte jeder einer Kerze Licht ...

Maulana Dschalaluddin Rumi wurde in Balch (Afghanistan) geboren und ist im Jahre 1273 in Konya gestorben. Er liess sich in Anatolien (Rum, daher sein Beiname Rumi) nieder und wurde durch die Liebe zu dem Wanderderwisch Schamsuddin von Tabriz zum mystischen Dichter, der seine Liebe, Sehnsucht und mystische Glut in mehr als 35000 Versen lyrischer Dichtung ausgoss. Sein mystisches Lehrgedicht, "Das Masnawi" wird als "der Koran in persischer Sprache" gepriesen. Es ist jedoch keine systematische Zusammenfassung mystischer Theorien, sondern der spontane Ausdruck mystischer Erfahrungen in immer wechselnden Bildern, Anekdoten und Geschichten. Er gilt als Begründer des Mewlewi-Derwischordens, im Westen als Tanzende Derwische bekannt; denn ein grosser Teil von Rumis Dichtung ist im wirbelnden Tanz entstanden und voller Musik.

Im finstern Hause war der Elefant,
wo von den Indern ausgestellt er stand.
Und viele Leute kamen, ihn zu sehen
sie alle mussten in das Dunkel gehen.
Da sie ihn in der Dunkelheit nicht sahen,
berührten sie ihn nur mit ihren Händen.
Der, dessen Hand an seinen Rüssel rührte,
sprach: "Wie eine Regenrinne ist der wohl!"
Der, dessen Hand an seine Ohren traf,
rief: "Wie ein Fächer sieht das Wesen aus!"
Der, dessen Hand berührte nur sein Bein,
sprach: "Wie ein Pfeiler wird das Tier wohl sein."
Der, dessen Hand den Rücken rührte schon,
sprach: "Sicherlich, er ist gleichwie ein Thron."
So kam ein jeder nur zu einem Teil
und er verstand nur dies, und nicht das Ganze,
denn je nach dem Gesichtspunkt war verschieden
wie A und Z, was sie zu sehen glaubten.
Doch hielte jeder einer Kerze Licht
so gäbe es die Unterschiede nicht!


Fünf kleine Worte

Fünf kleine Worte sind es,
die das Zusammenleben mit den Menschen,
denen wir täglich begegnen,
schöner machen können:
"Guten Morgen", "Ja gerne", "Es tut mir leid",
"Bitte" und "Danke".

Der Gruss "Guten Morgen" steht für die Freundlichkeit,
die wir den ganzen Tag über zeigen können.

"Ja gerne" meint die Bereitschaft,
überall dort, wo irgend jemand uns braucht,
zu helfen.
Dazu gibt es eine Menge von Gelegenheiten,
jeden Tag.

Der kleine Satz "Es tut mir leid" steht für die Verzeihung.
Er will sagen, dass wir die Möglichkeit haben,
um Verzeihung zu bitten,
anderen zu vergeben und Fehler wiedergutzumachen.

Das Wort "Bitte" besagt,
dass wir andere Menschen brauchen,
dass wir ohne sie gar nicht leben könnten.

Das kleine Wort "Danke" meint schliesslich:
Es gibt so viele Gelegenheiten, den ganzen Tag über, zu danken.
Dankbarkeit ist ein Ausdruck der Liebe zwischen den Menschen.

Reinhard Abeln / Anton Kner, Ich glaube - hoffe - liebe. Kanisius Verlag, Freiburg 1992


Desiderata

Geh freundlich und gelassen inmitten von Lärm und Hast, und denke daran, welcher Friede in der Stille zu finden ist. So weit wie immer möglich und ohne dich selbst aufzugeben, versuche mit allen Menschen auszukommen. Rede von deiner Wahrheit ruhig und deutlich, und hör andern zu, selbst wenn sie dir langweilig und unwissend erscheinen; auch sie haben ihre Geschichte. Geh lauten und angriffslustigen Menschen aus dem Weg, denn sie sind eine Plage für den Geist. Wenn du dich mit andern vergleichst, werde nie eitel oder verbittert, denn es wird immer Menschen geben, die mehr oder weniger können als du. Freue dich über das, was du erreicht hast, wie auch über deine Pläne. 
Behalte das Interesse an deiner Arbeit, doch ohne Überheblichkeit, denn dein Tun und Handeln ist ein wahrer Besitz unter all den Dingen, deren Wert mal zu, mal abnimmt. Sei vorsichtig bei allen deinen Geschäften, denn die Welt ist voller List. Werde aber dadurch nicht blind gegenüber der Tatsache, dass es viele Menschen gibt, die noch Ideale haben und sie zu verwirklichen trachten. Sieh auch, dass es überall im Leben noch echte Tapferkeit gibt. Sei du selbst. Vor allem täusche nicht Zuneigung vor, noch werde zynisch, was die Liebe angeht, denn trotz aller Erstarrung und Entzauberung, die du um dich siehst, lebt sie ewig fort wie das Gras. 
Beuge dich freundlich dem Rat der Jahre, und gib mit Anmut jene Dinge aus der Hand, die der Jugend vorbehalten sind. 
Erhalte dir die Schärfe deines Verstandes, denn sie vermag dich vor plötzlichem Unglück zu bewahren. Aber lass dich nicht fallen in ständiges Grübeln. Viele Ängste sind nur eine Ausgeburt von Müdigkeit und Einsamkeit. Nichts gegen eine gewisse Disziplin, im übrigen sei freundlich mit dir selbst. 
Du bist ein Kind des Universums, nichts anderes als der Baum vor der Tür oder die Sterne am Himmel. Du hast ein Recht darauf, hier zu sein. Und ob es dir nun klar ist oder nicht: Das Universum entfaltet sich seiner Bestimmung gemäss. Deshalb lebe in Frieden mit Gott, was auch immer du von ihm halten magst und was auch immer deine Arbeit und dein Streben sein mag in der lärmerfüllten Verirrung des Lebens. Halte Frieden mit deiner Seele. Trotz aller Täuschungen und Plackereien, und trotz aller zerbrochenen Träume ist es immer noch eine wunderbare Welt. Sei bedacht. Strebe danach, glücklich zu sein. 

Max Ehrmann, amerikanischer Schriftsteller, geb. 1872; verwendet in der Old Saint Paul´s Church von 1692 in Baltimore in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg


Wer weiss?

Wer weiss? Wenn Gott uns grösseres Talent, bessere Gesundheit und mehr persönliche Ausstrahlung gegeben hätte, dann hätten wir vielleicht unsere Seelen verloren! Grosses Talent und Wissen haben viele aufgeplustert mit der Überzeugung ihrer eigenen Wichtigkeit; und in ihrer Überheblichkeit haben sie andere verachtet. Wie leicht geraten Menschen mit solchen Begabungen in die ernsthafte Gefahr ihres Seelenheils! Wie viele Leute von leiblicher Schönheit und mit robuster Gesundheit haben sich kopfüber in ein ausschweifendes Leben gestürzt! Wie viele gibt es andrerseits, die durch ihre Armut, Gebrechlichkeit oder körperliche Missbildung ihre Seelen gerettet haben und die - wenn ihnen Gesundheit, Vermögen oder körperliche Attraktivität zu eigen gewesen wären - ihre Seelen verloren hätten. Lasst uns also zufrieden sein mit dem, was Gott uns gegeben hat. "Nur eines ist nötig", und das ist nicht Schönheit, nicht Gesundheit, nicht Talent. Das ist die Rettung der Unsterblichkeit unserer Seelen. 

Who knows? Perhaps if God had given us greater talent, better health, a more personable appearance, we might have lost our souls! Great talent and knowledge have caused many to be puffed up with the idea of their own importance and, in their pride, they have despised others. How easily those who have these gifts fall into grave danger to their salvation! How many on account of physical beauty or robust health have plunged headlong into a life of debauchery! How many, on the contrary, who, by reason of poverty, infirmity or physical deformity, have become saints and have saved their souls, who, given health, wealth or physical attractiveness had else lost their souls! Let us then be content with what God has given us. "But one thing is necessary", and it is not beauty, not health, not talent. It is the salvation of our immortal souls. 

Alphons Maria di Liguori


Appell an die Menschlichkeit

Ich möchte weder herrschen noch erobern, sondern jedem Menschen helfen, wo ich kann, den Juden, den Heiden, den Farbigen, den Weissen. Jeder Mensch sollte dem andern helfen, nur so verbessern wir die Welt. 
Wir sollten am Glück des andern teilhaben und nicht einander verabscheuen. Hass und Verachtung bringen uns niemals näher. Auf dieser Welt ist Platz genug für jeden, und Mutter Erde ist reich genug, um jeden von uns satt zu machen. 
Das Leben kann ja so erfreulich und wunderbar sein. Wir müssen es nur wieder zu leben lernen. Die Habgier hat das Gute im Menschen verschüttet, und Missgunst hat die Seelen vergiftet. Wir haben die Geschwindigkeit entwickelt, aber innerlich sind wir stehen geblieben. Wir lassen Maschinen für uns arbeiten, und sie denken auch für uns. Die Klugheit hat uns hochmütig werden lassen und unser Wissen kalt und hart. Wir sprechen zuviel und fühlen zuwenig. Aber zuerst kommt die Menschlichkeit und dann erst die Maschinen. Vor Klugheit und Wissen kommen Toleranz und Güte. Ohne Menschlichkeit und Nächstenliebe ist unser Dasein nicht lebenswert. Flugverkehr und Radio haben uns einander nähergebracht. Diese Erfindungen haben eine Brücke geschlagen von Mensch zu Mensch. Sie erfordern eine allumfassende Brüderlichkeit, damit wir alle eins werden. Bewahrt Euch die Menschlichkeit in Euren Herzen, und hasst nicht. Nur wer nicht geliebt wird hasst, nur wer nicht geliebt wird. Kämpft für die Freiheit. Im 17. Kapitel des Evangelisten Lukas steht, Gott wohnt in jedem Menschen (gemeint ist das 17. Kapitel der Apostelgeschichte des Lukas, die Verse 27b und 28a, wo wir lesen: "Gott ist doch nicht fern von einem jeden unter uns, denn in ihm leben, weben und sind wir"), also nicht nur in einem oder in einer Gruppe von Menschen. Vergeßt nie: Gott lebt in Euch allen! Und Ihr als Volk habt allein die Macht, die Macht Kanonen zu fabrizieren, aber auch die Macht Glück zu spenden. Ihr als Volk habt es in der Hand, dieses Leben einmalig kostbar zu machen. 
Lasst uns kämpfen für eine neue Welt, für eine anständige Welt, die jedermann gleiche Chancen gibt, die der Jugend eine Zukunft und den Alten Sicherheit gewährt. Laßt uns kämpfen für die Freiheit in der Welt, das ist ein Ziel, für das zu kämpfen es sich lohnt! Nieder mit der Unterdrückung, dem Hass und der Intoleranz! Lasst uns kämpfen für eine Welt der Sauberkeit, in der die Vernunft siegt, in der Fortschritt und Wissenschaft und alles zum Segen gereichen! 

Aus dem Schlussappell von Charlie Chaplin in seinem Film "Der grosse Diktator", 1940



Die Sorge des Clowns

Charles Adrien Wettach (1880-1959) ist Schweizer und hütete als Kind die Kühe seiner Eltern im Jura. Später wurde er ein ziemlich bekannter Uhrmacher. Er hatte feine Finger, viele handwerkliche Fähigkeiten und wurde sogar ein Künstler und Akrobat. Adrien kam viel in der Welt herum.
Zeit seines Lebens, so erzählt man es sich, litt er allerdings an gelegentlichen Anfällen von Schwermut und, wie man das früher nannte, an einem gewissen Weltschmerz. Nie fühlte er sich gut genug für die Welt. Oft verkroch er sich in seine Stube oder in seinen Reisewagen und wollte nichts mehr sehen und hören von allem, was um ihn herum vorging. Obwohl ein Künstler, fühlte er sich manchmal als Versager. Einmal - es war nach dem plötzlichen Tod seiner ersten Frau Loulou im Jahre 1918 - weilte er beruflich in London, hatte etwas freie Zeit und suchte einen Arzt auf, der ihn von seiner Niedergeschlagenheit heilen sollte. Dem Nervenarzt erzählte Adrien alles, was ihm auf der Seele lag und sein Leben manchmal verdüsterte.
Der Arzt hörte ihm geduldig zu. Schließlich sagte er: "Ich möchte ihnen einen kleinen Rat geben und etwas Medizin, die sie gar nichts kostet. Ich rate ihnen: Gehen sie doch bald mal in unser großes Stadttheater und sehen sich dort den weltberühmten Clown Grock an. Der wird Ihnen die dunklen Gedanken vertreiben mit seinem Witz und seinem Können. Ich kenne keine bessere Medizin. Die wird Ihnen wieder neue Freude schenken!"
Da schaute Adrien Wettach den Arzt noch ein wenig trauriger und noch ein bisschen finsterer an und sagte dann: "Doktor, das mit dem angeblich großartigen Clown Grock habe ich auch schon gehört. Aber ich fürchte, das wird mir nicht helfen."
"Warum denn nicht", fragte der Doktor, "Sie müssen es nur erst einmal ausprobieren und hingehen!"
"Nein", sagte Adrien zu dem Doktor und schüttelte den Kopf, "wissen Sie, Doktor, ich bin nämlich der Grock!"


Positives Denken

Ein vielbeschäftigter Fabrikant erzählte mir, wie er sich immer mehr in eine unerträgliche Spannung hineinsteigere. Am Morgen würde er aus dem Bett springen und liefe sogleich auf Hochtouren. Er befand sich in einem solchen Zustand der Gehetztheit, dass er zum Frühstück nur noch weiche Eier genoss, weil diese "so leicht hinunterschlüpfen". Dieses übersteigerte Lebenstempo führte dazu, dass er bereits zur Mittagszeit erschöpft war, und am Abend sank er ins Bett wie ein Toter. 
Das Haus dieses Mannes liegt in einem hübschen Garten mit alten Bäumen. Eines frühen Morgens, als er keinen Schlaf mehr finden konnte, setzte er sich ans Fenster, und zufällig konnte er einen Vogel beobachten, der eben erwachte. Er sah, dass Vögel mit eingezogenem Kopf schlafen und sich unter ihre Federn verkriechen. Als der Vogel erwachte, blickte er schläfrig umher, streckte gemächlich ein Bein, dann das andere, und hierauf entfaltete er die Flügel. Schliesslich steckte er, als er einen Flügel wie einen kleinen Fächer spreizte, das Köpfchen erneut unter die Federn, als ob er nochmals die Wohltat des Schlummerns kosten wollte. Dann aber kam der Kopf wieder zum Vorschein: Der Vogel schaute munter um sich, streckte sich nochmals und begann dann zu singen, eine wundervolle, siegreiche und fröhliche Melodie zur Begrüssung des neuen Tages. Darauf flog er vom Baum, nahm etwas frisches Wasser zu sich und begann die Nahrung zu suchen ... 
Mein vielgeplagter Freund beobachtete den Vogel und sagte sich: "Wenn dieses Tierchen so gemächlich und ohne Eile erwachen und seinen Tag beginnen kann, warum sollte ich es nicht auch können?" Und er befolgte das Aufstehprogramm des kleinen Vogels bis zum Morgengesang. "Ich kann natürlich nicht zwitschern", sagte er, sich selbst belächelnd, aber er spürte sofort die befreiende Wirkung des Gesangs. "Meine Frau war nicht wenig erstaunt", erzählte er weiter, "als sie mich in meinem Lehnstuhl singend vorfand, und zuerst dachte sie, ich wäre übergeschnappt, doch bald begriff sie, dass mir meine neue Art, den Tag zu beginnen, wohl tat. Eines hatte ich dem Vogel voraus: Ich sprach noch ein kleines Gebet, und dann befasste ich mich mit meiner "Nahrungssuche". Ich hatte Lust nach einem ausgiebigen Frühstück. Hernach ging ich zur Arbeit, doch nicht mehr ausser Atem und gehetzt, sondern entspannt und in ruhiger Sicherheit. Dadurch gelang es mir, die unerträgliche Spannung, die mich jahrelang gefangengehalten hatte, zu unterbrechen und meine Arbeit überlegen und ruhig zu meistern." 

Norman Vincent Peale, in: "Die Kraft positiven Denkens", Oesch Verlag Zürich


Steine

Meinst du es läge auf der Strasse deines Lebens
auch nur ein Stein ein hindernder vergebens
Er mag nun hässlich gross sein oder klein
glaub nur da wo er liegt da muss er sein
Gewiss nicht um dein Weitergehn zu hindern
gewiss nicht um dir Kraft und Mut zu mindern
Nur darum legte in den ebnen Sand
des Weges ihn dir eine gütge Hand
damit du dir den Stein recht sollst beschauen
und dann mit Gott in gläubigem Vertrauen
darüber reden sollst und sollst ihn fragen
was er dir mit dem Hindernis will sagen
Und bist du Gott an jedem Stein begegnet
so hat dich jeder Stein genug gesegnet

SteinGedicht

Niedergeschrieben durch Pfarrer Arnold Friederich B. Kausch (1898-1992), Zürich, nach M. Jeesche


Der Mensch im Spiegel

Wenn du hast was du willst im Kampf um dich selbst und die Welt dich für einen Tag zum König macht 
So stell dich vor den Spiegel und schau dich dort an und sieh was der Mensch dir zu sagen hat 

Es ist weder dein Vater deine Mutter noch deine Frau vor deren Urteil du bestehen musst 
Der Mensch dessen Meinung für dich am meisten zählt ist der der dich aus dem Spiegel anschaut 

Einige Menschen halten dich für entschlossen und aufrecht und nennen dich einen wundervollen Kerl 
Doch der Mensch im Spiegel nennt dich einen Strolch wenn du ihm nicht offen in die Augen sehen kannst 

Auf ihn kommt es an kümmere dich nicht um den Rest denn er ist bis ans Ende bei dir 
Du hast die schwierigste Prüfung bestanden wenn der Mensch im Spiegel dein Freund ist 

Auf dem ganzen Lebensweg kannst du die Welt betrügen und dir anerkennend auf die Schultern klopfen lassen 
Doch dein Lohn werden Kummer und Tränen sein wenn du den Mensch im Spiegel betrogen hast 

Dale Wimbrow


Über das Älterwerden

Die Heiterkeit und der Lebensmut unserer Jugend beruhten zum Teil darauf, dass wir, bergauf gehend, den Tod nicht sehen, weil er am Fusse der anderen Seite des Berges liegt. Haben wir aber den Gipfel überschritten, dann werden wir den Tod, welchen wir bis dahin nur vom Hörensagen kannten, wirklich ansichtig, wodurch, da zur selben Zeit die Lebenskraft zu ebben beginnt, auch der Lebensmut sinkt, so dass jetzt ein trüber Ernst den jugendlichen Übermut verdrängt und auch dem Gesicht sich aufdrückt. 
Solange wir jung sind, halten wir das Leben für "endlos", aber je älter wir werden, desto mehr ökonomisieren wir unsere Zeit. Denn im späteren Alter erregt jeder verlebte Tag eine Empfindung, welche der verwandt ist, die bei jedem Schritt ein zum Hochgericht geführter Delinquent hat. 
Man muss alt geworden sein, also lange gelebt haben, um zu erkennen, wie kurz das Leben ist. Je älter man wird, desto kleiner erscheinen die menschlichen Dinge samt und sonders: das Leben, welches in der Jugend fest und stabil vor uns stand, zeigt sich uns jetzt als die rasche Flucht ephemerer (vergänglicher) Erscheinungen: die Nichtigkeit des Ganzen tritt hervor. Je länger wir nun leben, desto weniger Vorgänge scheinen uns wichtig oder bedeutend genug, um hinterher noch ruminiert ("wiedergekäut") zu werden, wodurch allein sie im Gedächtnis sich fixieren könnten: sie werden also vergessen, sobald sie vorüber sind. Nun ruminieren wir aber das Unangenehme nicht gern, wenn es unsere Eitelkeit verwundet, welches sogar meistens der Fall ist, weil wenige Leiden uns ganz ohne unsere Schuld getroffen haben. 
Im männlichen Alter schwindet die Langeweile mehr und mehr: Greisen wird die Zeit stets zu kurz, und die Tage fliegen schnell vorüber. Durch diese Beschleunigung des Laufes der Zeit fällt also in späteren Jahren meistens die Langeweile weg, und da andererseits die Leidenschaften mit ihrer Qual verstummen, so ist, wenn nur die Gesundheit sich erhalten hat, im Ganzen genommen die Last des Lebens wirklich geringer als in der Jugend: Daher nennt man den Zeitraum, welcher dem Eintritt der Schwäche und der Beschwerden des höheren Alters vorhergeht, "die besten Jahre". 
In der Jugend herrscht die Anschauung, im Alter das Denken vor: daher ist jene die Zeit der Poesie, dieses mehr für Philosophie. Die grösste Energie und höchste Spannung der Geisteskräfte findet, ohne Zweifel, in der Jugend statt, spätestens bis ins fünfunddreissigste Jahr, von dem an nimmt sie sehr langsam ab. Jedoch sind die späteren Jahre, selbst das Alter, nicht ohne geistige Kompensation dafür. Erfahrung und Gelehrsamkeit sind erst jetzt eigentlich reich geworden: Man hat Zeit und Gelegenheit gehabt, die Dinge von allen Seiten zu betrachten und zu bedenken und ihre Berührungspunkte und Verbindungsglieder herausgefunden, wodurch man sie allererst jetzt so recht im Zusammenhang versteht. Alles hat sich abgeklärt. Nur wer alt wird, erhält eine vollständige und angemessene Vorstellung vom Leben, indem er es in seiner Ganzheit und seinem natürlichen Verlauf übersieht. Den Stoff seiner selbsteigenen Erkenntnisse, seiner originalen Grundansichten, also das, was ein bevorzugter Geist der Welt zu schenken bestimmt ist, sammelt er schon in der Jugend ein: aber seines Stoffes Meister wird er erst in späten Jahren. Gegen das Ende des Lebens nun gar geht es wie gegen das Ende eines Maskenballs, wenn die Larven abgenommen werden. Man sieht jetzt, wer diejenigen, mit denen man während seines Lebenslaufes in Berührung gekommen war, eigentlich gewesen sind. Denn die Charaktere haben sich an den Tag gelegt, die Taten haben ihre Früchte getragen, die Leistung ihre gerechte Würdigung erhalten und alle Trugbilder sind zerfallen. Zu diesem allem war nämlich Zeit erforderlich. 

Arthur Schopenhauer, aus "Aphorismen zur Lebensweisheit"


ABBA, I HAVE A DREAM; album: voulez-vous
auch auf den samplern 'gold'

I have a dream
a song to sing
to help me cope with anything

(Ich habe einen Traum
und singe ein Lied,
um allem gewachsen zu sein.)

if you see the wonder of a fairy-tale
you can take the future even if you fail

(Wenn du das Wunder des Märchenlandes siehst,
kannst du eine Zukunft haben selbst wenn du scheiterst.)

I believe in angels
something good in everything I see

(Ich glaube an Engel
und sehe etwas Gutes in allem.)

I believe in angels
when I know the time is right for me
I'll cross the stream
I have a dream

(Ich glaube an Engel.
Wenn ich weiss, meine Zeit ist gekommen,
werde ich den Fluss überqueren.
Ich habe einen Traum.)

I have a dream
a fantasy
to help me through reality

(Ich habe einen Traum, eine Vision,
die mir durch die Wirklichkeit hindurch hilft.)

and my destination makes it worth
a while pushing through the darkness
still another while

(Und mein Reiseziel ist es wert,
eine Zeitlang durch das Dunkel zu gehen,
nur eine Zeitlang)

I believe in angels
something good in everything I see
I believe in angels
when I know the time is right for me
I' ll cross the stream
I have a dream
I' ll cross the stream
I have a dream

Anschliessend wird das ganze Lied nochmal gesungen, begleitet von einem Kinderchor


Text Fundgrube


last update: 04.08.2015