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 Tod


Expo 2002 (Inschrift in der "Holzkugel", Neuchâtel)
Foto: Stana Vetsch


Sterben heisst heimkehren

Den Tod fürchten, hiesse die Ewigkeit gering achten.
Jakob Vetsch

Der Tod ist das Übermass an Leben -
Überfülle an Leben, das ist der Tod.
Hannes Schwander, Kantonsschullehrer St. Gallen, 1921-2007

Trennung ist wohl Tod zu nennen,
denn wer weiss, wohin wir gehn?
Tod ist nur ein kurzes Trennen
- auf ein baldiges Wiedersehn!
Agnes von Reding-Goepfert

Die uns verlassen mussten,
sind uns nicht verloren;
sie wurden nur zu einem neuen Leben neu geboren.
Wir finden sie dereinst, so wie wir hier sie fanden;
ihr Tod war nur die Lösung aus des Leibes Banden.
Das enge Haus der Sinne fasst den Menschen nicht –
er ist ein König, und sein Reich ist Licht.
Bô Yin Râ

Niemand kennt den Tod. Es weiss auch keiner, ob er nicht das grösste Geschenk für den Menschen ist.
Sokrates, 470-399 v. Chr.

Nun ist es Zeit wegzugehen:
für mich, um zu sterben,
für euch, um zu leben.
Wer von uns dem Besseren entgegen geht,
ist jedem verborgen ...
Sokrates

Wer immer hofft, stirbt singend.
Aus der Toskana

Franz von Assisi empfing den Tod mit Singen.
Als er von der schweren Krankheit schon ganz erschöpft war, liess er sich (am Abend des Donnerstags, 1. Oktober 1226) nackend auf den blossen Boden legen: in seiner letzten Stunde, da der Feind noch einmal den letzten Anlauf machen könnte, wollte er "nackt mit dem Nackten kämpfen". Aber furchtlos war er des Sieges gewärtig, und mit gefalteten Händen nahm er die Krone der Gerechtigkeit entgegen...
Nun erhob er seine Hände zum Himmel und pries Christus, den Herrn, dass er ohne Ballast und Hinderung zu ihm heimgehen dürfe...
Er legte jedem die Hand auf und segnete sie; und in den Gegenwärtigen segnete er auch alle Brüder auf der weiten Welt und die im Laufe der Zeiten noch kommen würde bis zum Ende.

Lob sei dir mein Herr durch unsere Schwester den leiblichen Tod
Kein lebendiger Mensch kann ihr entrinnen
Weh denen die in tödlicher Schuld sterben
Selig die sie findet in deinem heiligsten Willen
Der zweite Tod tut ihnen nichts Böses
Aus dem Sonnengesang des Franziskus

Sterben zu müssen bereitete Mechthild von Magdeburg keine Furcht, denn wie das sein wird, hat Gott ihr vorausgesagt: "Ich ziehe meinen Atem ein, und du folgst mir."

Ich muss mich mit dem Gedanken an den Tod vertraut machen, und zwar so, dass mein Leben dadurch noch fröhlicher, noch beweglicher, noch arbeitsamer wird.
Johannes XXIII. (1881-1963)

Die grösste Kunst, die man beherrschen muss: Man muss wissen, rechtzeitig zu sterben.
Jakob Wassermann

Dann leuchtet ein helles, strahlend weisses Licht aus dem Herzen Gottes, mit solchem Glanz und solcher Durchsichtigkeit, dass du es kaum anzusehen wagst und doch dein Auge nicht davon wegzulenken vermagst. Handle dann so, dass du dieses helle, durchsichtige Licht nicht fürchtest; und wisse, dass es Weisheit ist. Betrachte es mit Demut und ernstem Glauben, denn es ist das Licht der Gnade Gottes. Denke dabei im Glauben, zu ihm will ich meine Zuflucht nehmen, und bete. Denn es ist Gott selber, der kommt, dich zu empfangen, um dich aus den Ängsten und Schrecken des Todes zu erretten.
Tibetanisches Totenbuch, Abschnitt "Erkenntnis durch Sehen"

Mutter Teresa wurde einmal gefragt: "Haben Sie Angst vor dem Tod?" Sie blickte dem Fragenden einige Momente still in die Augen, dann lachte sie laut und sagte: "Nein, überhaupt nicht! Sterben heißt heimkehren. Haben Sie vielleicht Angst, zu Ihren Lieben nach Hause zurückzukehren? Ich warte sehnsüchtig auf den Augenblick des Todes. Da oben werde ich Jesus treffen und all die Menschen, denen ich in diesem Leben Liebe zu schenken versucht habe. Ich werde all die Kinder treffen, die ich zu retten versucht habe und die mich, in meinen Armen sterbend, als ihre Mutter ansahen. Ich werde all die Armen treffen, denen ich beigestanden habe, die Sterbenden, die ihren letzten Atemzug in dem Haus taten, das ich für sie in Kalkutta errichtet habe. Kurz, ich werde alle Menschen wiedersehen, die mir hier auf Erden lieb und teuer waren. Es wird also eine wunderbare Begegnung sein." Und während sie das sagte, leuchteten ihre Augen vor Freude und Glück.

Wie sollen wir unserer lieben Toten gedenken?
Ich bin fest überzeugt, daß sie nicht sterben;
es ist nur der Körper, der zugrunde geht.
Ihr Gedächtnis sollte dadurch aufrecht erhalten werden, daß wir uns ihre Tugenden so weit wie möglich aneignen, indem wir ihr gutes Wirken aufgreifen und nach unseren besten Möglichkeiten fördern.
Blumen an der Gedenkstätte dienen dazu, solche Erinnerungen zu bestärken. Aber sich mit dem bloßen Blumenopfer zufriedenzugeben, wäre Götzendienst.
Mahatma Gandhi (1869-1948)

Es wird aussehen, als wäre ich tot, und das wird nicht wahr sein... Du verstehst. Es ist zu weit. Ich kann diesen Leib da nicht mitnehmen. Er ist zu schwer... Aber er wird daliegen wie eine alte verlassene Hülle. Man soll nicht traurig sein um solche alten Hüllen...
Antoine de Saint-Exupéry  (in “Der Kleine Prinz”)

Überwiegt im Augenblick die Trauer
weiss doch jede Körperzelle bereits
wie hell und farbenprächtig
die nächsten Lebensbilder leuchten mögen
Peter Walss

Ich sterbe, aber meine Liebe zu Euch stirbt nicht. Ich werde im Himmel auf die warten, denen ich auf Erden begegnet bin.
Pater Raymond Carvalho M.S.F.S. (1930-1993), 1978-1993 Pfarrer in Klosters

Manchmal lese ich zuerst
die letzten Zeilen 
eines Buches.
Manchmal beginne ich
die Zeitung hinten
bei den Todesanzeigen.
Manchmal fange ich an,
vom Tod her
zu leben.
Petrus Ceelen



Bruder Tod

Auch zu mir kommst du einmal,
Du vergisst mich nicht,
Und zu Ende ist die Qual,
Und die Kette bricht.

Noch erscheinst du fremd und fern,
Lieber Bruder Tod,
Stehest als ein kühler Stern
Über meiner Not.

Aber einmal wirst du nah
Und voll Flammen sein -
Komm, Geliebter, ich bin da,
Nimm mich, ich bin dein.

Hermann Hesse



Ein ungeborenes Zwillingspärchen unterhält sich im Bauch der Mutter.


„Sag mal, glaubst du eigentlich an ein Leben nach der Geburt?“ fragt der eine Zwilling.


„Ja, auf jeden Fall! Hier drinnen wachsen wir und werden groß und stark für das was draußen an der frischen Luft kommen wird.“ antwortet der andere Zwilling.


„Ich glaube, das hast du eben erfunden!“ sagt der erste. „Es kann kein Leben nach der Geburt geben – und wie soll denn ‚frische Luft‘ bitte schön aussehen?“


„So ganz genau weiß ich das auch nicht. Aber es wird sicher viel heller sein als hier. Und vielleicht werden wir mit den Beinen herumlaufen können und mit dem Mund tolle Sachen essen?“


„So einen Schwachsinn habe ich ja noch nie gehört! Mit dem Mund essen, was für eine verrückte Idee. Es gibt doch die Nabelschnur, die uns nährt. Und wie willst du herumlaufen? Dafür ist doch die Nabelschnur viel zu kurz.“


„Doch, das geht ganz bestimmt. Es wird eben alles nur ein bisschen anders sein.“


„Du träumst wohl! Es ist doch noch nie einer zurückgekommen von ’nach der Geburt‘. Mit der Geburt ist das Leben einfach zu Ende! Punktum!“


„Ich gebe ja zu, dass keiner genau weiß, wie das Leben ’nach der Geburt‘ aussehen wird. Aber ich weiß, dass wir dann unsere Mutter sehen werden und sie wird sicher für uns sorgen.“


„Mutter??? Du glaubst doch wohl nicht an eine Mutter? Wo soll denn die nun sein, bitteschön?“


„Na hier – überall um uns herum. Wir sind und leben in ihr und durch sie. Ohne sie könnten wir gar nicht sein!“


„So ein Blödsinn! Von einer Mutter habe ich noch nie etwas bemerkt, also gibt es sie auch nicht! Schluss damit!“


„Doch, manchmal, wenn wir ganz still sind, kannst du sie leise singen hören. Oder spüren, wenn sie unsere Welt ganz sanft und liebevoll streichelt …“


Henry J. M. Nouwen




Predigt:
Das Weizenkorn


last update: 26.05.2024