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Ewigkeitssonntag,
26. November 2006, Predigt von Pfarrer Jakob Vetsch zum Epheserbrief
2,11-22,
gehalten in der St. Anna-Kirche und in der Matthäuskirche von Zürich Durch CHRISTUS EINS geworden! Am Ewigkeitssonntag denken wir ganz besonders an unsere Vorausgegangenen, an unsere Lieben und Nahestehenden, von denen wir Abschied nehmen mussten. Es beschäftigt uns die Frage, wo unsere Toten sind und wir fragen auch nach dem Ort wo wir stehen und nach dem Weg den wir gehen werden. Predigtgedanken und Musik dieses Gottesdienstes möchten uns dabei helfen unseren Platz im Leben zu finden und unseren Weg freudig zu gehen. Unser Predigttext aus dem Neuen Testament sagt uns, was durch Christus neu geworden ist. Er ist geprägt von den drei Gegensatzpaaren: Früher und Jetzt, Feindschaft und Friede, Fremde und Mitbürger. Schauen wir die drei Gegensatzpaare näher an! Früher und Jetzt - Wir hören die Worte deutlich: Ihr wart einst Heiden, ohne Christus, Ferne, Fremde, ohne Hoffnung, ohne Gott in der Welt. Was für ein unsicherer Platz ist das! Welche Gefahren und welches Unglück können da auf einen warten! Nichts Traurigeres als ein Mensch, der seinen Platz nicht kennt, der seinen Platz auch nicht bekommt, der über seinen Weg nichts weiß, der ohne Orientierung dahin lebt. - Durch Christus ändert das: Jetzt seid ihr Nahe geworden, Mitbürger der Heiligen, Hausgenossen Gottes. Es gibt also ein unverlierbares Bürgerrecht im Glauben und im Geist, das gilt. Es wartet Nähe, Bürgerschaft, ja ein Wohnplatz im Haus von Gott, ungeachtet der äußeren Dinge, die ja so schnell ändern können. Das gibt Freude, Kraft, Sicherheit und Harmonie. Viele Gefahren werden abgewendet und die größte wäre es, den Sinn des Lebens zu verfehlen, ja das Leben verpasst und die Chance vertan zu haben. Davor will uns diese Sicherheit, dieses einmalige Bürgerrecht bewahren. Es gilt hier auf Erden dort wo wir wohnen und arbeiten und auf allen unseren Wegen und auch am Ort wo wir uns einst mit unseren Vorausgegangenen treffen dürfen, wo es keine Tränen, keinen Schmerz, kein Leid und keinen Tod mehr gibt. Dies zum Gegensatzpaar Früher und Jetzt. Nun zum Gegensatzpaar Feindschaft und Friede: Es ging damals um die leidige Frage, ob und wie Leute, die nicht aus dem Judentum stammen, Christen werden und sein können. Müssen sie alle jüdischen Gesetze und Verordnungen einhalten? Das Apostelkonzil in Jerusalem vom Jahre 48 hat diesen erbitterten Streit gelöst, sodass Paulus fröhlich zu den Heiden gehen und ihnen Christus als den Herrn bringen konnte. "Man solle denen, die sich aus den Heiden zu Gott bekehren, keine Schwierigkeiten machen." So heißt es in der Apostelgeschichte 15,19 und unser Predigttext im Epheserbrief sagt klar: "Christus ist unser Friede, der beide Teile zu einem Ganzen gemacht und die Feindschaft abgebrochen hat." Abgebrochen! Wir könnten auch übersetzen: Abgetan, beendet, beseitigt, aufgehoben, vernichtet! Weg mit der Feindschaft! Und es steht da: "hat." Es ist getan! Durch Christus getan. Wenn das damals bei so zentralen Fragen auf diese Weise gelöst wurde, dass die Gnade durch Christus im Zentrum steht, dann dürfen und sollen wir uns auch heutzutage daran orientieren: Am lebendigen Christus, der auferstanden ist von den Toten. Er ist unser Friede - auch wenn andere Streit suchen, auch wenn andere durch Missgunst und Neid geprägt sind. Er, Christus ist unser Friede. Durch alles hindurch, durch alles Menschliche und Allzumenschliche hindurch. Auch durch den Tod hindurch. Sonst hätte Christus nicht sterben und auferstehen müssen. Sonst hätte es ihn gar nicht geben müssen. Sonst hätte er nicht in diese Welt hineinzukommen gebraucht. Wenn für Dich und für mich nicht. Genannt in unserem Text werden ganz deutlich und klar: Das Blut Christi, das Opfer seines Leibes, das Kreuz, er, Christus! Er verkündigte die frohe Botschaft: "Frieden euch den Fernen und Frieden den Nahen!" Lasst uns das nicht leichtfertig aufgeben und wieder neue Scheidewände, Zäune und Mauern aufrichten! Lasst uns diese herrliche Gnade freudig annehmen und sie auch anderen mitteilen und gönnen! Grafik Oliver Stefan Hug www.ambient.ch Nun noch zum dritten Gegensatzpaar: Fremde und Mitbürger. Das ist ein großer Unterschied. Das gibt Identität. Die Bibel gedenkt immer der Fremden. Die Israeliten waren Sklaven in Ägypten. Josef, Maria und das Jesuskind flohen als Asylanten nach Ägypten. Wir selber waren Fremde. Wenn Christus in der Mitte unseres Lebens und unseres Glaubens steht, sind Vorurteile gegenüber Fremden nicht auszuhalten. Solches signalisiert uns, dass es ohne Christus ja auch gehen würde. Aber nicht in der Kirche! Da sind wir dankbar für seine Gnade, die zuallererst uns gilt und die wir dann freudig weitergeben dürfen. Als Mitbürger werden wir ernst genommen, finden wir Gehör, dürfen mitbestimmen und mitgestalten. Das ist der Platz, den Gott uns gibt. Wir werden in seinem heiligen Tempel miterbaut, aufgebaut zu einer Wohnung, in welcher der Heilige Geist sich entfalten und leben darf. Es ist kein Verdienst, wenn wir Schweizer sind. Das ist Zufall. Aber es bestünde die Verpflichtung, aus der Mitbürgerschaft im Reiche Gottes heraus stolze Schweizerinnen und Schweizer zu sein, senkrechte, redliche, der Wahrheit verpflichtete und aus der Gnade Christi heraus lebende. Solche, die wissen, dass wir auch einmal Fremde waren. Solche, die Fremde, die es ebenso meinen, verstehen und schützen. Wenn wir Hausgenossen Gottes sind, also im Haus des Königs leben, wo er täglich aus und ein geht, stehen wir mit ihm in enger Verbindung. An diesem Ort, wo wir uns befinden. Auf dem Weg, den wir gehen. In dieser Zeit. Und auch in der Ewigkeit. Das ist Trost für unsere Seele. Das ist Kraft für unseren Geist. Und es ist in der Geschwisterschar, in der wir aufgehoben sein sollen, auch Erlabung für unsere Körper. Dies einige Gedanken zum Text und zum Ewigkeitssonntag. Christus ist unser Friede! Predigt
von Pfr. Jakob Vetsch. - Sprachliche und theologische Grundlagenarbeit
durch Dr. Christina Reuter.
last update: 23.11.2015 |