Stuttgarter Psalter
Wir schreiben ungefähr das Jahr 820. Es ist die Zeit nach Karl
dem Grossen. Im Kloster St.Germain des Prés in der Nähe von
Paris lebt ein Mönch. Seinen Namen kennen wir nicht. Er schreibt in
lateinischer Sprache von Hand die Psalmen ab, was nichts
Aussergewöhnliches
wäre, wenn er nicht auch noch sorgsam und einzigartig Bilder zwischen
die Texte malte. Ja, er malt, was er beim Lesen empfindet: Die Klage
und
das Vertrauen, das die Psalmen aussprechen, die Bitte um Gottes Schutz
und den Dank für die Bewahrung. Er zeichnet auch seinen Christusglauben
in die Geschichten der Psalmen hinein, so als sprächen diese Lieder
vom Alten Testament bereits von Christus.
Das Buch des Mönches, der seinen Glauben dermassen lebendig erfahren
und ausdrücken konnte, ist zum Glück noch heute erhalten. Weil
es seit über 200 Jahren in der Landesbibliothek von Stuttgart liegt
und man den Namen des schreibenden und malenden Mönches nicht weiss,
nennt man es einfach den "Stuttgarter Psalter". Wir dürfen nun einen
kleinen Blick in das Werk tun.
Glücklich der Mensch, der das Gesetz Gottes meditiert
Tag und Nacht. Psalm 1,1-3
Von dir geht aus mein Recht. Psalm
17,1-3
Das göttliche Gesetz erquickt die Seelen. Psalm
19,6-8
Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln. Psalm
23,1-4
Der Engel des Herrn stürze sie! Psalm 35,6
Nie habe ich den Gerechten verlassen gesehen. Psalm
37,23-25
Ich muss sein wie einer, der nicht hört. Psalm
38,12.14-15
Was bist du so gebeugt, meine Seele? Psalm 43,4-5
Wir sind durch Feuer und Wasser gegangen. Psalm
66,6
Die Könige der
fernsten Inseln sollen Geschenke bringen. Psalm 72,10
Die Wildschweine haben den Weinberg zerwühlt. Psalm
80,9-10.14
Seine Engel wird er für dich entbieten. Psalm 91,11.13
Er hört meine flehende Stimme, er hat mir sein Ohr
zugeneigt. Psalm 116,1-4
Die Anmassenden legen mir Schlingen, ich aber sage zum
Herrn:
Du bist mein Gott. Psalm 140,6-7
Das Original des Stuttgarter Psalters befindet sich
in
der
Württembergischen Landesbibliothek, Stuttgart, bibl.
fol. 23
last update: 30.08.2015